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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Niederlande schlägt DFB-Team Dieser Taktik-Kniff ließ Löw verzweifeln
Die 2:4-Niederlage gegen die Niederlande stellt die taktische Herangehensweise von Bundestrainer Joachim Löw und seiner Mannschaft grundsätzlich in Frage.
Die Deutschen starteten am Freitagabend gegen die Niederlande (2:4) wie so häufig zuletzt in einer 3-4-3-Grundordnung. Löw hatte sich eine Weile nach der WM 2018 dazu entschieden, auf eine Dreierkette umzustellen und vorn mit drei eng positionierten Angreifern spielen zu lassen. Zunächst sollte sich diese taktische Grundausrichtung auch auszahlen.
Oranje meiste Zeit in Ballbesitz
Obwohl die Oranje die meiste Zeit mehr Ballbesitz hatte, kam die DFB-Auswahl häufig in Umschaltsituationen nach Balleroberungen. In den ersten Umschaltmomenten standen die drei Angreifer Marco Reus, Timo Werner und Serge Gnabry sehr kompakt im Zentrum und waren nicht selten in Überzahl gegen die zentrale Verteidigung der Niederlande.
Zudem öffneten sich Räume auf den Außen für Nico Schulz und Lukas Klostermann. Gerade Klostermann klebte – wie auch in seine Rolle im Team von RB Leipzig – nicht ständig an der Seitenlinie, sondern unternahm diagonale Läufe in die Mitte.
Erste Veränderungen bei den Niederländern
Allerdings sollten die Niederlande nach rund 25 Minuten immer stärker die Kontrolle übernehmen. Dies hatte mit einer ersten taktischen Anpassung von Bondscoach Ronald Koeman zu tun. Daley Blind positionierte sich gerade im Aufbau tief, wodurch die Oranje drei Spieler in Ballnähe hatte und weniger anfällig für das deutsche Pressing war. Zudem ließ sich Quincy Promes weiter nach hinten fallen und agierte quasi als Flügelverteidiger. Die Niederlande spiegelte nahezu das 3-4-3 der Deutschen.
Zunächst gelang es der DFB-Elf noch, Koemans Team weitestgehend vom Strafraum wegzuhalten. Klostermann und Schulz zogen sich bis an die Abseitsgrenze zurück und bildeten zusammen mit den drei zentralen Verteidigern eine klassische Fünferkette, die durch ihre Kompaktheit kaum Lücken für das Kombinationsspiel der Niederlande ermöglichte. Zudem driftete gerade Memphis Depay häufig zum Flügel, wodurch das offensive Zentrum der Oranje nur unzureichend besetzt war.
Deutschland ohne Reaktion
Die Umstellung der Niederländer hatte allerdings auch zur Folge, dass sich gerade Schulz immer häufiger in Unterzahlsituationen auf der linken Seite wiederfand. Zum einen rückte Denzel Dumfries frühzeitig im Spielaufbau der Oranje auf. Zum anderen attackierte auch Ryan Babel nun vermehrt Schulz. Timo Werner, der linke Halbstürmer der Deutschen, blieb jedoch in der Mitte und unterstützte Schulz nicht. Ebenso rückte Jonathan Tah selten nach außen, um Schulz abzusichern.
Das taktische System der DFB-Elf wirkte starr und nicht anpassungsfähig auf die Umstellungen des Gegners. Koeman sollte dann kurz vor der 60. Minute eine weitere taktische Veränderung vornehmen, mit der er den Deutschen endgültig den Zahn zog. Der 56-Jährige wechselte Donyell Malen für Dumfries ein und positionierte den Debütanten neben Depay in der Spitze. Promes spielte nun auf der Außenbahn gegen Schulz und hatte immer wieder Dynamikvorteile gegen den müden Dortmunder. Babel seinerseits war nun gegen Klostermann positioniert. Der Leipziger konnte den niederländischen Routinier weitestgehend neutralisieren, aber Georginio Wijnaldum lief immer wieder in seinen Rücken.
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Somit hatten die Niederlande auf den Flügeln ihre Vorteile. Und im Zentrum spielten Malen und Depay mit ihrer Explosivität die zentrale Verteidigung der Deutschen auseinander. Löw seinerseits versuchte mit Kai Havertz und Ilkay Gündogan auf den Positionen hinter Gnabry für mehr Ballsicherheit zu sorgen. Aber seine Mannschaft hatte der Dynamik und den positionellen Verschiebungen der Oranje wenig bis gar nichts entgegenzusetzen.