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Nach der Özil-Abrechnung: Wovor fürchtet sich die Nationalmannschaft jetzt?


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Was DFB-Bosse fürchten
Die unheimliche Stille nach dem Rücktritt von Mesut Özil


Aktualisiert am 26.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Die deutsche Startelf beim WM-Aus gegen Südkorea: Keiner äußerte sich inhaltlich zu Özils Rücktrittserklärung.Vergrößern des Bildes
Die deutsche Startelf beim WM-Aus gegen Südkorea: Keiner äußerte sich inhaltlich zu Özils Rücktrittserklärung. (Quelle: imago-images-bilder)

Auch drei Tage danach hat sich aus dem DFB-Team niemand persönlich zu Mesut Özils Rücktrittserklärung und seinen Rassismus-Vorwürfen geäußert. Der Trend der Abschottung geht weiter.

Mit einer einzigartigen Abrechnung hat Mesut Özil seinen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erklärt. Er schilderte darin rassistische Anfeindungen gegen seine Person – und griff DFB-Präsident Reinhard Grindel an.

Die Reaktionen:

  • Bundestrainer Jogi Löw sagte bisher: nichts.
  • DFB-Vorstand Oliver Bierhoff, zuständig für die Nationalmannschaft, sagte: nichts.
  • DFB-Präsident Reinhard Grindel, an dem Özil die heftigste Kritik geübt hat, sagte: nichts.

Aus dem Kreise der Spieler äußerten sich Jerome Boateng, Antonio Rüdiger und Julian Draxler. Sie dankten Özil für eine tolle Zeit in der Nationalelf, verabschiedeten ihn. Matthias Ginter bedauerte in "Bild" Özils Rücktritt. Zu den inhaltlichen Aussagen ihres Ex-Mitspielers sagten sie (genau wie alle anderen DFB-Stars): nichts.

Kritik an Medien

Einen Tag nach Özils Abrechnung meldete sich das Präsidium des DFB in einer anonymen Stellungnahme zu Wort. Dort hieß es unter anderem: "Dass Mesut Özil das Gefühl hatte, als Ziel rassistischer Parolen gegen seine Person nicht ausreichend geschützt worden zu sein, wie es bei Jerome Boateng der Fall war, bedauern wir." Darüber hinaus äußerte sich kein Funktionär einzeln.

Die Schweigsamkeit rund um die Nationalelf passt ins Bild: Nicht nur in der Nationalelf, grundsätzlich sind Spieler und Verantwortliche im Fußball-Geschäft seit Jahren immer vorsichtiger geworden. Sie schotten sich gegenüber Medien zunehmend ab und erheben den Vorwurf, jede kontroverse Aussage würde skandalisiert und mit großen Schlagzeilen ausgeschlachtet.

Vorsicht ist das höchste Gut

Kurioserweise verstärken Klubs und Spieler diesen Effekt durch ihr Verhalten aber noch. Interviews werden manchmal bis zur Unkenntlichkeit autorisiert und damit zu einer Farce. Häufig bleibt nach der Überarbeitung durch PR-Berater und Vereine von den eigentlichen Aussagen eines Spielers nichts mehr übrig. Zugleich werden die Stars schon in der Jugend geschult, um kontroverse Aussagen zu vermeiden. Vorsicht ist das höchste Gut im Millionen-Geschäft Fußball geworden.

Wenn nichts nach außen dringt und kaum eine Meinung geäußert wird, sind plötzlich auch Kleinigkeiten für die Allgemeinheit spannend. Kleine Details werden zu großen Schlagzeilen – auch bei t-online.de. Welche der beiden Seiten – Medien oder Klubs – die Entwicklung zuerst losgetreten hat und mehr dazu beiträgt, ist wie die Frage nach der Henne und dem Ei.

Nur ein Mitspieler reagierte sofort

Diese Spirale erreicht aktuell in der Debatte um Mesut Özil ihren Höhepunkt. Nur wenige aus der Fußball-Branche trauen sich öffentlich Farbe zu bekennen, egal ob für oder gegen Özil. Den schwierigen Spagat zwischen Kritik an Özils Foto mit Erdogan und gleichzeitig Kritik an den rassistischen Anfeindungen gegen Özil, überlassen sie der Politik.


Aus dem Kreis der deutschen Nationalmannschaft konnte sich bislang niemand zu einer deutlichen Botschaft durchringen. So war es Hector Bellerin, ein Spanier, der mit Özil beim FC Arsenal in England spielt, der Özils Schilderungen als erster Profi-Fußballer auf Twitter kommentierte: "Unglaublich, dass jemand, der für sein Land auf und neben dem Platz so viel geleistet hat, so respektlos behandelt wird." Sonst blieb es still.

Verwendete Quellen
  • Tweets der Nationalspieler
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