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Nach Mesut Özils DFB-Abrechnung – Lob von Erdogan: "Ich küsse seine Augen"


Erdogan ruft Özil an
"Seine Haltung ist patriotisch. Ich küsse seine Augen"

Von sid, t-online
Aktualisiert am 24.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan: Das Foto am 13. Mai war der Auslöser des Streits.Vergrößern des Bildes
Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan: Das Foto am 13. Mai war der Auslöser des Streits. (Quelle: dpa)
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft mit deutlichen Worten unterstützt – und ihm das auch persönlich mitgeteilt.

Der Anruf von Recep Tayyip Erdogan erreichte Mesut Özil in Singapur noch vor dem Frühstück. Die Botschaft des umstrittenen türkischen Staatspräsidenten war für den zurückgetretenen Nationalspieler aber auch zu früher Morgenstunde klar verständlich: Volle Rückendeckung für ihn, Rassismus-Vorwürfe gegen seine Kritiker.


"Es ist unmöglich, diese rassistische Gesinnung gegenüber einem jungen Mann zu akzeptieren, der so viel Schweiß für den Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegeben hat. Das ist nicht zu tolerieren", sagte Erdogan nach einem Telefonat mit Özil gegenüber türkischen Medienvertretern in Ankara.

Nach einer Fraktionssitzung seiner islamischen Partei AKP am Dienstag begrüßte Erdogan zudem ausdrücklich Özils Rücktritt aus der DFB-Auswahl. "Seine Haltung ist national und patriotisch. Ich küsse seine Augen", sagte der 64-Jährige und versicherte: "Ich stehe hinter Mesut aufgrund seiner Äußerungen."

Das Thema entwickelt sich damit immer mehr zu einem Politikum auf höchster Ebene. Nach Özils Rücktritt mit Knalleffekt aus der Nationalmannschaft hatten sich zahlreiche Politiker aller Parteien zu Wort gemeldet. Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ über die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer ausrichten, dass man die getroffene Entscheidung "respektieren" müsse und Özil "viel für die Nationalmannschaft" getan habe.


Özil hatte am Sonntag sein Schweigen nach dem Mitte Mai in London entstandenen Foto mit Erdogan gebrochen und war nach 92 Länderspielen und dem WM-Titel 2014 aus dem DFB-Team zurückgetreten. Der Spielmacher, der sich derzeit mit seinem Klub FC Arsenal auf Südostasien-Tour befindet, holte dabei zu einem Rundumschlag gegen seine Kritiker, die Medien und den DFB aus. Dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel warf er Inkompetenz und Rassismus vor. Der Verband wies dies in einer Stellungnahme am Montag zurück, der sich im Urlaub befindende Grindel äußerte sich bisher nicht.

Özil hatte sich in seiner in drei Teilen veröffentlichten Erklärung zu dem Foto mit Erdogan bekannt, eine politische Intention wies er zurück. Er habe sich zu dem Bild aus Respekt vor Erdogans Präsidenten-Amt bereit erklärt, schrieb Özil - unabhängig von der Person.

Erdogan kostete die Situation voll aus. Die Deutschen könnten "unser gemeinsames Foto nicht hinnehmen", ließ er am Dienstag verlauten. In türkischen Zeitungen, die zu Erdogan stehen, wurde Özil gefeiert. "Du bist nicht alleine, mutiger Junge", titelte die konservative Zeitung Karar.


Auch in Deutschland schlug das Thema Özil weiter hohe Wellen. Dabei wächst der Druck auf Grindel. In einer repräsentativen Umfrage des Instituts Civey im Auftrag von t-online.de sprachen sich 49,7 Prozent der Befragten für einen Rücktritt des DFB-Präsidenten aus, 36,6 Prozent sind dagegen.

Grünen-Chef Robert Habeck warf dem gesamten DFB in dem Fall "Versagen" vor. Grindel habe noch die Möglichkeit, sich zu entschuldigen oder zu erklären - und dann nach vorne zu gehen. "Aber wenn das unterbleibt, dann ist er der falsche Präsident, dann muss er den Stuhl freimachen", sagte Habeck bei MDR Aktuell.

Der CDU-Sportexperte Eberhard Gienger regte derweil ein Treffen zwischen Özil und den DFB-Verantwortlichen an. "Es sollte eine Klärung und dann hoffentlich eine Versöhnung geben. Özil steht für eine gute Integrationspolitik in Deutschland. Es wäre wichtig, dass die Akteure dies gemeinsam hochhalten", sagte Gienger der Rheinischen Post (Mittwoch-Ausgabe). Das scheint derzeit allerdings äußerst unrealistisch.

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht durch Özils Rücktritt unterdessen keinen Verlust für den viermaligen Weltmeister. "Er hat in den letzten anderthalb bis zwei Jahren nicht mehr die sportliche Leistung gebracht, die der Nationalmannschaft helfen kann. Auch bei der Weltmeisterschaft in seinen zwei Einsätzen hat er nicht überzeugt", sagte Matthäus bei Sky Sport News HD.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur sid
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