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WM 2018: Ausgepfiffen & aussortiert – Wie Kroatien seine Skandale abschüttelte


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Ausgepfiffen und aussortiert
Wie Kroatien seine Skandale abschüttelte

Aus Moskau berichtet Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 15.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Domagoj Vida (l.), Ivan Rakitic (m.) und Mario Mandzukic: Drei Säulen des kroatischen Teams.Vergrößern des Bildes
Domagoj Vida (l.), Ivan Rakitic (m.) und Mario Mandzukic: Drei Säulen des kroatischen Teams. (Quelle: imago-images-bilder)
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Ein Spieler flog aus dem Kader, einer wurde ausgepfiffen und einem droht das Gefängnis in der Heimat. Die kroatische Mannschaft hatte es nicht leicht und steht trotzdem im Finale.

Schon vor der WM wurde es unruhig um das kroatische Team. Ausgerechnet Kapitän und Superstar Luka Modric stand plötzlich vor Gericht in der Heimat. Es ging um einen Wechsel, der vor zehn Jahren stattfand. Der damals 22-jährige Modric wurde für 21 Millionen Euro von Dinamo Zagreb an Tottenham Hotspur verkauft. Der langjährige Vereinspräsident Zdravko Mamic soll daran kräftig mitverdient haben.

Er habe mit Modric einen Vertrag gehabt, bei dem er 20 Prozent der Transfersumme kassierte, behauptet das Gericht. Die Frage war nur, ob Mamic und Modric diesen Vertrag vor oder nach dem Wechsel abgeschlossen hatten. Bei seiner Anhörung sagte Modric zuerst, es sei danach gewesen.

Diese Aussage widerrief er später und war vom Gegenteil überzeugt. Nun steht der Verdacht auf Falschaussage im Raum. Wegen Meineids könnte er sogar ins Gefängnis wandern. Doch den ganzen Druck merkt man Modric überhaupt nicht an. Er zählt bei der WM zu den Spielern des Turniers.

Nikola Kalinic als großer Verlierer

Stellen Sie sich vor, Sie werden zur WM nominiert, wollen beim ersten Spiel aber nicht eingewechselt werden, werden daher nach Hause geschickt und Ihr Team schafft ohne Sie den Finaleinzug. Dann ergeht es Ihnen wie Nikola Kalinic. Denn seit dem 2:0 gegen Nigeria ist der Mittelstürmer nicht mehr Teil des kroatischen Kaders.

Immerhin hat Kalinic die freie Zeit genutzt, um seine Karriere voranzutreiben. Für den 30-Jährigen soll es zu Atlético Madrid gehen. Doch hinter Diego Costa und Antoine Griezmann bleibt ihm wohl nur die Jokerrolle. Ob Kalinic damit zufrieden ist?

Vida wird ausgepfiffen

Nachdem Kroatien in der Gruppenphase drei souveräne Siege einfuhr, wackelte die Mannschaft in der K.o.-Phase etwas. Gegen Dänemark setzten sich die "Kockasti" erst im Elfmeterschießen durch. Im Viertelfinale wartete mit Russland eine unangenehme Mannschaft. So wurde es zu einem nicht unbedingt schönen, aber umkämpften Spiel.

Am Ende ging es wieder ins Elfmeterschießen und erneut ging Kroatien als Sieger vom Platz. Nach dem Spiel sorgte Innenverteidiger Domagoj Vida zusammen mit Ex-Profi Ognjen Vukojevic, der Teil des kroatischen Trainerstabs war, mit einem Video für Aufsehen. "Ruhm der Ukraine", sagte Vida während Vukojevic und ergänzte: "Dieser Sieg ist für Dynamo und für die Ukraine." Beide spielten jahrelang für Dynamo Kiew und scheinen immer noch eine große Verbundenheit zum Klub zu besitzen.

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Die Aufregung im Land des WM-Gastgebers Russland war aufgrund der Spannungen zur Ukraine groß. Vukojevic wurde vom Verband gefeuert. Für Vida gab es offiziell keine Konsequenzen, doch die Unzufriedenheit der Russen bekam er beim Spiel gegen England zu spüren. Bei jedem Ballbesitz wurde der 29-Jährige ausgepfiffen und beleidigt. Vida ließ sich nichts anmerken und entschuldigte sich nach dem Abpfiff für seine Aussagen.

Wie die Kroaten mit der Unruhe umgehen

Wenn man all diese Aspekte liest, ist es ziemlich bemerkenswert, wie weit Kroatien bei der WM in Russland gekommen ist. Nicht jede Mannschaft hätte es mit all dieser Unruhe so weit im Turnier gebracht. Womöglich fährt Kroatien sogar als Weltmeister nach Hause. Doch wie schaffen es die Spieler, all diese Themen auszublenden und sich auf dem Spielfeld auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren?

"Diese Mannschaft hat unglaublich viel Mentalität. Wir unterstützen uns gegenseitig und sind wie eine Familie. Da reden wir 'zu Hause' nicht über diese Themen, sondern nur über Fußball. So lassen wir das nicht an uns ran", erklärt Verteidiger Duje Caleta-Car gegenüber t-online.de.

Dieses Konzept hat Erfolg. Denn Kroatien darf sich nun auf das WM-Finale gegen Frankreich freuen. Ein Sieg wäre der größte Triumph der verhältnismäßig kleinen Nation. "Es werden 4,5 Millionen Kroaten am Sonntag auf dem Platz stehen", sagte Ivan Rakitic. Unruhe wird es jedenfalls nicht geben. Ausnahmsweise blieben die Tage vor dem Finale für Kroatien sehr entspannt.

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