Halbfinal-Krimi gegen England Mandzukic schießt Kroatien sensationell ins WM-Finale
Lange sieht die kroatische Nationalmannschaft im WM-Halbfinale gegen England wie der sichere Verlierer aus. Dann besinnt sie sich auf ihre Stärke. Ein Ex-Bayern-Spieler glänzt in der Verlängerung.
Davor Suker, Zvonimir Boban, Robert Prosinecki – diese Namen hingen jahrelang über der aktuellen Generation kroatischer Nationalspieler. Denn Suker und Co. schafften bei der WM 1998 mit Platz drei den bisher größten Erfolg in der Fußballhistorie des kleinen Landes. Doch das ist nun Geschichte! Luka Modric, Ivan Rakitic und Co. sind durch ein 2:1 nach Verlängerung gegen England erstmals in ein WM-Endspiel eingezogen.
Endscheidend war dabei Mario Mandzukic, der zwischen 2012 und 2014 für Bayern München spielte. Nach seinem Tor in der zweiten Hälfte der Verlängerung brachen bei den Kroaten kurzzeitig alle Dämme – und der Jubel kannte keine Grenzen. In diesem Moment war dem Team vom Balkan der ganze Druck anzumerken, der auf ihm lastete.
Modric und Rakitic zu Beginn gehemmt
Dieser schien die beiden Superstars Modric und Rakitic in der ersten Hälfte fast zu erdrücken. Gerade Modric agierte dabei sehr zurückhaltend – geradezu gehemmt. Der frühe englische Freistoßtreffer durch Kieran Trippier – Englands neunter Standardtreffer bei diesem Turnier – tat sein Übriges. Doch dann platzte der Knoten! Das Anschlusstor des ehemaligen Dortmunders Ivan Perisic Mitte der zweiten Hälfte sorgte bei den Kroaten für einen Extra-Schub Selbstvertrauen. Dieser trug das Team vom Balkan letztendlich erstmals ins WM-Finale – und damit weiter, als das die Granden der Vergangenheit je kamen. Dort wartet am Sonntag Frankreich (ab 17.00 Uhr im Liveticker von t-online.de).
Nach der dritten Verlängerung in Folge sagte Kroatiens Co-Trainer Ivica Olic, der ebenfalls lange in der Bundesliga spielte: "Wir haben irgendwie die letzte Kraft gefunden und es am Ende geschafft. Das war verdient. Wir waren die bessere Mannschaft und hatten besonders in der zweiten Halbzeit die besseren Chancen. Unser Traum geht weiter."
Den Engländern bleibt dagegen nur das Spiel um Platz drei gegen Belgien (Samstag ab 16 Uhr im Liveticker von t-online.de). Kapitän Harry Kane war nach der Partie untröstlich: "Das ist hart. Wir haben uns so reingehängt. Die Fans haben irrsinnig hinter uns gestanden. Es war ein hartes Match. Das tut verdammt weh – und wird noch eine Weile verdammt weh tun."
So lief das Spiel:
England erwischte einen Traumstart, und wie so oft bei dieser WM ebnete eine Standardsituation den Weg zum Glück. Luka Modric hatte Dele Alli gut 20 Meter vor dem Tor in zentraler Position gefoult, und Trippier nutzte das eiskalt. Der Außenbahnspieler schlenzte den Freistoß rechts oben ins Eck. Die frühe Führung gab den Three Lions zusätzliche Sicherheit. Bei den Kroaten lief dagegen nicht viel zusammen. Das Aufbauspiel war langsam, die Pässe kamen häufig ungenau.
Die englischen Offensivspieler machten es besser. Nach einer halben Stunde steckte Alli super durch auf Kane, doch der Angreifer scheiterte zunächst freistehend an Subasic und dann am Pfosten. Zwar pfiff der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir anschließend Abseits, hätte seine Entscheidung bei einem Tor mit Hilfe des Videoassistenten jedoch wohl zurückgenommen.
Nach dem Seitenwechsel probierte Kroatien mehr und näherte sich dem englischen Tor an. Keeper Jordan Pickford bekam aber weiterhin erstmal nicht viel zu tun. Das letzte Zuspiel der Kroaten kam noch nicht an, einen strammen Perisic-Schuss blockte Kyle Walker in höchster Not ab (65.). Drei Minuten später ließ sich der Verteidiger überraschen: Vrsaljko flankte ins Zentrum, von hinten stürmte Perisic heran und bugsierte den hohen Ball vor Walker ins Tor.
Plötzlich war Kroatien hellwach, England verunsichert. Perisic hatte das 2:1 auf dem Fuß, traf jedoch nur den Pfosten. Mandzukic scheiterte an Pickford (83.). In der Verlängerung machte er es dann besser und sorgte in der 109. Minute für das entscheidende Tor.