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FC Bayern: 200 Tage Sportvorstand – diese Fehler hat Eberl in München gemacht


Crashkurs beim Rekordmeister
Er steht jetzt unter besonderer Beobachtung


17.09.2024Lesedauer: 5 Min.
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Max Eberl: Er durchlief einen Crashkurs in Sachen FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Max Eberl: Er durchlief einen Crashkurs in Sachen FC Bayern. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)

200 Tage ist Max Eberl nun beim FC Bayern im Amt. Dabei durchlief er beim Rekordmeister eine Art Crashkurs und machte auch erste Fehler.

Mit seinem Dienstantritt als neuer Sportvorstand begann am 1. März für Max Eberl und den FC Bayern eine neue Zeitrechnung. Seitdem lenkt Eberl – unterstützt durch Sportdirektor Christoph Freund – auf sportlicher Ebene die Geschicke beim Rekordmeister. Dass die Uhren bei Bayern etwas anders ticken, musste der Ex-Profi nach der Rückkehr zu seinem erklärten Herzensklub bereits feststellen. "Ich bin erst zehn Wochen da", sagte Eberl Mitte Mai nach dem 2:4 in Hoffenheim, das die Bayern zum Abschluss einer enttäuschenden titellosen Saison kassiert hatten. Und gab offen zu: "Es fühlt sich wie zehn Jahre an."

Verständlich, bei all den Turbulenzen, die Eberl in seiner kurzen Zeit als Verantwortlicher bei Bayern bereits zu bewältigen hatte. Er durchlief dabei eine Art Crashkurs. Tatsächlich ist Eberl am Dienstag aber erst genau 200 Tage im Amt.

Passend zu seinem Dienstjubiläum werden die Bayern am Abend (21 Uhr) in der Allianz Arena gegen Dinamo Zagreb in die Champions League starten. Also genau an jenem Sehnsuchtsort, an den sie am Saisonende unbedingt wieder zurückkehren wollen. Schließlich wird das Finale der Königsklasse in diesem Jahr in Bayerns Heimstadion ausgetragen.

Eberl steht jetzt unter besonderer Beobachtung

Dieses nach dem Drama im Finale dahoam 2012 erneut zu erreichen, ist jetzt das oberste Ziel des Klubs. Oder wie Uli Hoeneß sagen würde (und einst auch sagte): "Da müssen wir dabei sein!" Hoeneß' Wunsch ist Eberl Befehl. Also sagte er am Samstag: "Wir wollen die Champions League gewinnen, wir wollen die nationalen Titel holen. Das ist der Anspruch, den wir haben."

Am Erfolg dieser ambitionierten Triple-Mission wird sich auch er messen lassen müssen. Die Schonfrist für Eberl ist längst vorbei. Der Sportvorstand steht nun im Brennglas FC Bayern unter besonderer Beobachtung – extern, aber auch intern. Vor allem in seiner Funktion als neuer "Außenminister" und öffentliches Sprachrohr des Klubs tut Eberl den Bayern außerordentlich gut. Diese zuvor vakante Position füllt er mit großer Souveränität und rhetorischem Geschick aus.

t-online-Info: Eberls Wirken wird klubintern kritisch bewertet

Wie t-online erfuhr, wird sein bisheriges Wirken klubintern trotzdem keineswegs ausschließlich positiv, sondern teilweise auch kritisch bewertet. Dazu beigetragen hat zweifellos die monatelange Nachfolgersuche für Ex-Trainer Thomas Tuchel. Bei der gaben Eberl und mit ihm der gesamte Klub kein gutes Bild ab und handelten sich gleich mehrere öffentliche Absagen ein.

Dazu kam es auch deshalb, weil Eberl trotz bestehender Zweifel und Widerstands aus dem Aufsichtsrat lange an seinem Plan festhielt, Bundestrainer Julian Nagelsmann von einer Rückkehr nach München überzeugen zu wollen. Damit machte er die Bayern zum Spielball bei Nagelsmanns Vertragsverlängerung beim DFB. Mittlerweile ärgert sich Eberl nach eigener Aussage selbst darüber, nicht schon viel früher auf Vincent Kompany zugegangen zu sein, auf den die Wahl nun letztlich fiel.

Beim Umbruch der Mannschaft hakt es noch

Eberls erstes Transferfenster beim FC Bayern begann anschließend mit den Verpflichtungen von Michael Olise, Hiroki Itō und João Palhinha für insgesamt knapp 130 Millionen Euro vielversprechend. Dass es dabei aber auch blieb und der geplante Umbruch doch deutlich kleiner als gedacht ausfiel, lag vor allem daran, dass es auf der Verkaufsseite hakte. Vor allem in dieser Hinsicht konnte Eberl die großen Erwartungen der Bayern an ihn nicht erfüllen. Nur Fanliebling Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui wechselten im Doppelpack für bis zu 60 Millionen Euro zu Manchester United.

Der Plan, mit den möglichen Verkäufen von Leon Goretzka oder Kingsley Coman noch weitere Millionensummen einzunehmen und die Gehälter einiger Topverdiener einzusparen, ging nicht auf. Also gab der mächtige Aufsichtsrat, in dem auch Hoeneß und Ex-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sitzen, auch keine weiteren Gelder frei und blieb bei seinem verhängten Transferstopp. Auch der Transfer von Nationalspieler Jonathan Tah klappte nicht mehr. Dafür scheint Eberl nun in Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro, der ihn auf unsachlicher Ebene attackierte ("Ich halte nichts von Max Eberl"), einen ersten persönlichen Intimfeind gefunden zu haben. Zumindest in dieser Richtung wandelt er also bereits ganz auf den Spuren seines Mentors Hoeneß.

"Dass nicht in einem Sommer alles von links nach rechts gedreht werden kann und auch nicht gedreht werden soll, das war klar", sagte Eberl, angesprochen auf die doch eher moderaten Veränderungen des Kaders. "Wir haben immer gesagt, dass der Umbruch mindestens zwei Transferperioden dauern wird."

Eberl gesteht Fehler ein: "Hätte ich mir sparen können"

Als Nächstes muss Eberl Lösungen bei Joshua Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies finden, die alle drei nur noch bis zum Ende dieser Saison unter Vertrag stehen. Einen ablösefreien Abschied des Trios, das zusammen einen Marktwert von 170 Millionen hat, kann sich Bayern nämlich eigentlich nicht erlauben.

Zumindest bei Davies stehen die Zeichen aber mittlerweile klar auf Trennung. Mit seinem Vorpreschen im Vertragspoker mit dem Kanadier hatte sich Eberl einen weiteren Fehler erlaubt und sich dabei die nächste Watschn vom Aufsichtsrat eingefangen. Wie die "Sport Bild" zuerst berichtete, lehnte der das 100-Millionen-Euro-Paket, auf das sich Eberl mit der Davies-Seite für einen neuen Fünfjahresvertrag schon verständigt hatte, nämlich ab.

Ausgerechnet bei Kimmich beklagte Eberl sich zwischenzeitlich öffentlich über vermeintlich fehlendes Commitment (Mehr dazu lesen Sie hier: Diese brisanten Eberl-Sätze sorgen für Zündstoff). "Die Aussagen hätte ich mir sparen können", räumte Eberl nun ein. "Wir wollen nun aber eine neue Ära prägen und einen Neuanfang in den Beziehungen machen – und dazu gehört auch, Dinge zuzugestehen, die man nicht richtig gemacht hat", sagte Eberl und stellte klar: "Josh soll zusammen mit Jamal (Musiala; Anm. d. Red.) und anderen Spielern das Gesicht von Bayern München werden."

Das ist jetzt Eberls größte Aufgabe

Auch die beiden Kapitäne Manuel Neuer (38) und Thomas Müller (35) sowie Ersatztorhüter Sven Ulreich (36) gehen schließlich in ihr letztes Vertragsjahr bei Bayern – und steuern langsam aber sicher auf ihr Karriereende zu.

Der Vertrag von Jamal Musiala läuft allerdings ebenfalls nur noch bis 2026. Also gilt es, den bis spätestens kommenden Sommer zu verlängern. Der 21-Jährige, dessen Marktwert mittlerweile bei 130 Millionen Euro liegt, hat sich mit seinen starken Leistungen längst auch in den Fokus sämtlicher europäischer Topklubs gespielt. Dementsprechend extrem selbstbewusst präsentiert sich die Musiala-Seite nach t-online-Informationen in den bisherigen Gesprächen mit dem Klub. Die Bayern müssen sich auf komplizierte Verhandlungen einstellen.

"Ja, es ist schwierig", sagte Eberl. "Aber es ist nicht unmöglich – weil Jamal bei Bayern weiß, was er hat. Er ist hier groß geworden, er hat sich die ersten Meriten verdient, er hat sich auf dieses Niveau gebracht." Dass Bayern unbedingt mit Musiala verlängern will, sei "kein Geheimnis", sagte Eberl und kündigte an, dass die Gespräche dazu jetzt "intensiviert" würden. Damit benannte er seine zweifellos größte Aufgabe, die in den nächsten 200 Tagen als Sportvorstand jetzt auf ihn wartet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Aussagen von Max Eberl im Sport1-Doppelpass am 15. September
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