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FC Bayern | Joshua Kimmich: Das steckt hinter dem Vertragsknall


Neue Entwicklung im Poker
Das steckt hinter dem Kimmich-Knall


27.02.2025 - 18:04 UhrLesedauer: 6 Min.
Joshua Kimmich: Der Nationalspieler steht vor einer ungewissen Zukunft.Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich: Der Nationalspieler steht vor einer ungewissen Zukunft. (Quelle: IMAGO/Markus Ulmer)
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Die Verlängerung mit Joshua Kimmich schien der nächste logische Schritt im Vertragsdomino des FC Bayern zu sein. Ende Februar ist plötzlich alles anders.

Dass Joshua Kimmich die Auswärtsreise des FC Bayern am Freitag (20.30 Uhr) zum VfB Stuttgart nicht mitmachen wird, das stellte Vincent Kompany schon am Tag zuvor in aller Deutlichkeit klar. "Kimmich wird wahrscheinlich nicht mitreisen. Außer es passiert heute Nachmittag noch ein Wunder", sagte der Chefcoach des FC Bayern. Genauso klar wie Kimmichs Fehlen aufgrund einer Sehnenreizung ist allerdings auch jetzt schon, dass der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft trotzdem die Schlagzeilen rund um das wichtige Topspiel bestimmen wird.

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Denn unmittelbar nachdem Kompany und Sportvorstand Max Eberl am Donnerstag ihre Pressekonferenz beendet hatten, platzte eine Nachricht in die trügerische Ruhe an der Säbener Straße, die es in sich hatte. Der FC Bayern soll nämlich sein Angebot an Kimmich, den im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern, zurückgezogen haben. Auf ein solches eher unangenehmes Wunder hatte Kompany ganz sicher nicht gehofft.

Darüber berichtete jedenfalls unter anderem ausgerechnet die "Bild"-Zeitung, die vor wenigen Tagen noch nahegelegt hatte, dass Kimmichs Vertragsverlängerung quasi nur noch eine Formalität sei und zeitnah erfolgen könnte.

Aufsichtsrat diskutiert kritisch über Kimmich

Davon sind Kimmich und die Bayern nun aber weit entfernt. Die Münchner "Abendzeitung" hatte bereits am Mittwochnachmittag enthüllt, dass auf der Aufsichtsratssitzung am Montag vereinbart wurde, das Kimmich zuletzt vorliegende Angebot nicht mehr zu erhöhen. Demzufolge war diese Maßnahme mit dem klaren Auftrag an den Spieler verbunden, sich zeitnah zu entscheiden – damit Bayern für die Zukunft planen kann.

Auch t-online weiß davon, dass die Personalie Kimmich im Aufsichtsrat kritisch besprochen wurde. Zu welchem Ergebnis das offenbar führte, wurde nun mit den Meldungen über den Rückzug des Vertragsangebots bekannt.

Dass das öffentlich gemacht wurde, ist sicher kein Zufall, sondern Teil des knallharten Vertragspokers, den die Bayern nach wie vor mit Kimmich führen. Umgekehrt gilt das mit Sicherheit auch für die in den Tagen zuvor noch lancierten Meldungen über eine unmittelbar bevorstehende Einigung. Die Bayern haben in diesem Spielchen jetzt aber ein deutliches öffentliches Zeichen gesetzt.

Den Klubbossen missfällt Kimmichs Zögern zunehmend

Nach t-online-Informationen missfällt Kimmichs anhaltendes Zögern den Verantwortlichen des FC Bayern zunehmend. Das gilt sowohl für die aktuelle offizielle Klubführung als auch für die heimlichen Bosse im Hintergrund, zu denen auch die beiden Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zweifellos gehören.

Eberl hatte zuletzt stets sehr positive und optimistische Worte in der Causa Kimmich gewählt. Aber ausgerechnet er war es auch, der Kimmich bereits im vergangenen April zu einem Bekenntnis zu Bayern aufgefordert hatte. Eberl sagte damals: "Man könnte sich auch für den Verein committen (bekennen, Anm. d. Red.), für den man lange spielt." (Mehr dazu lesen Sie hier: Eberl sorgt mit Kimmich-Kritik für Zündstoff)

Dieser mindestens indirekte Vorwurf kam bei Kimmich alles andere als gut an. Kein Wunder. Der 30-Jährige ist schließlich dritter Kapitän der Mannschaft, sieht sich als Führungsspieler sowie Identifikationsfigur des Klubs und treibt seine Mannschaft in jedem Trainingsspiel mit seinem Ehrgeiz an.

Doch ein klares Bekenntnis zu Bayern ist genau das, was die Klubführung auch jetzt nach wie vor von Kimmich vermisst. Zumal Kimmich bei Bayern eigentlich als Kapitän der Zukunft gilt, als den ihn unter anderem Rummenigge in der Vergangenheit bezeichnet hatte.

Nach den erfolgreichen Vertragsverlängerungen mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Manuel Neuer sollte Kimmich eigentlich der nächste wichtige Zukunftsbaustein sein, der im Vertragsdomino der Bayern fallen sollte. Es schien zumindest der nahezu logische nächste Schritt zu sein. Jetzt haben sich die Dinge etwas geändert.

Kimmich fehlt in Eberls Aufzählung

Als t-online Eberl am Donnerstag auf seine persönliche Bilanz nach einem Jahr als Verantwortlicher bei Bayern ansprach, ließ er das auch zumindest zwischen den Zeilen bereits durchblicken. "Mit den Vertragsverlängerungen von Jamal Musiala, Alphonso Davies und Manuel Neuer haben wir Spieler behalten, die Bayern München in sich tragen", sagte er und schickte noch einen entscheidenden Halbsatz hinterher: "Bei anderen wird man sehen."

Man muss kein Gedankenleser sein, um zu wissen, dass Eberl gerne auch Kimmich in dieser Aufzählung genannt hätte. Wenn er "über Phonzy und Jamal (Davies und Musiala; Anm. d. Red.) nachdenke", seien das "Spieler, die bei Bayern München großgeworden sind, die mehr als sechs Jahre schon bei Bayern sind. Sie sind keine Eigengewächse, aber trotzdem bei Bayern gewachsen", so Eberl. "So wie die ganzen Größen, die wir gestern (bei der Jubiläumsfeier zum 125. Geburtstag; Anm. d. Red.) gesehen haben, die lange bei Bayern waren."

 
 
 
 
 
 
 

Kimmich ist seit 2015 in München und spielt momentan seine zehnte Saison für Bayern. Ob er im Sommer auch in seine elfte gehen wird, ist offen. Nach t-online-Informationen ist der FC Bayern zwar nach wie vor sein erster Ansprechpartner und auch seine erste Option, was seine Zukunftsplanung angeht. Kimmich fühlt sich mit seiner Frau und seinen vier Kindern wohl in München, hat erst kürzlich das neue Zuhause in Grünwald bezogen.

Allerdings gibt es auch spannende andere mögliche Karriereoptionen für ihn. Der FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick, Manchester City mit Teammanager Pep Guardiola sowie Real Madrid gehören da definitiv dazu.

Michael Reschke, der frühere Kaderplaner und Technische Direktor der Bayern, sagte erst kürzlich im t-online-Interview: "Dass internationale Topvereine großes Interesse an seiner Verpflichtung besitzen. Das weiß ich sicher." (Das komplette Interview mit Ex-Bayern-Boss Michael Reschke lesen Sie hier.)

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Wirbel um Löws Zukunftsrat an Kimmich

Zuletzt hatte der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw Kimmich vermeintlich sogar zu einem Abschied geraten und betont, wie wichtig ein mögliches Auslandsengagement als Erfahrung für ihn sein könne.

Am Dienstagabend am Rande der Amazon-Doku "Thomas-Müller – Einer wie keiner" stellte er im Gespräch mit t-online aber klar: "Also ich habe dem Jo nicht geraten, ins Ausland zu gehen. Ich habe gesagt: 'Ich würde es tun.'"

Löw weiter: "Aber ich bin mir fast sicher, dass der Jo bei Bayern bleibt. Ich kenne den Jo, der fühlt sich hier wohl, hat seine Familie hier und ist ja auch sehr loyal gegenüber dem Verein. Er hat hier fast seine ganze Karriere verbracht." (Mehr dazu lesen Sie hier)

Unbelastet ist die Beziehung zwischen Kimmich und dem FC Bayern dabei aber längst nicht geblieben. Dazu hat unter anderem während der Corona-Krise der Umgang mit Kimmich, um den damals eine Impfdebatte entbrannt war, geführt. Kimmich beklagte sich anschließend über fehlende Rückendeckung vonseiten des Vereins.

Reschke, der Kimmich 2015 nach München holte, nannte einen weiteren Knackpunkt in der Spieler-Vereins-Beziehung. Er wisse, "dass ihn die Abläufe im vergangenen Sommer unangenehm berührt haben", sagte Reschke zu t-online. Es sei schließlich mehrfach unwidersprochen berichtet worden, "dass er auf der imaginären Bayern-Verkaufsliste stand. Ich empfand dies als sehr irritierend, weil Jo für mich ein klassischer Bayern-Vorzeigeprofi ist." Das hat laut Reschke auch bei Kimmich Spuren hinterlassen: "Dass Bayern ihn damals nicht vorbehaltlos gestärkt hat, hat ihn getroffen."

Bayern geht im Poker um Kimmich All-In

Man darf gespannt sein, ob das auch für das öffentliche Zeichen gilt, das Bayern mit dem Rückzug des Vertragsangebots gesetzt hat. Und vor allem, wie Kimmich jetzt darauf reagieren wird.

Reschkes Bauchgefühl sage ihm, "dass Jo am Ende trotzdem in München bleibt". Einfach werde das aber sicher nicht. "Wenn Kimmich gehen würde, muss Bayern ihn ersetzen", sagte Reschke. "Egal, wie teuer eine Verlängerung von Kimmich wäre, der Kauf eines vergleichbaren Spielers würde ungleich teurer sein. Und einen deutschsprachigen Spieler mit Jos Paket, seiner Identifikation für den Klub zu finden, ist unmöglich."

Das ist auch den Bossen der Bayern bewusst. Trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb haben sie den Vertragspoker mit Kimmich nun auf eine neue Ebene gebracht. Dabei sind sie gewissermaßen All-In gegangen. Es gibt jetzt nur noch zwei Optionen: Sie können damit viel und konkret möglicherweise die eine oder andere Million bei Kimmichs Gehalt oder der Signing-Fee gewinnen – sofern der am Ende doch noch unterschreibt. Oder aber am Ende eben auch alles und mit Kimmich ihren eigentlichen Kapitän der Zukunft und den schon aktuellen der deutschen Nationalelf verlieren. Die Einsätze sind bereits auf beiden Seiten gemacht.

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