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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayern-Patriarch spricht Machtwort Hoeneß verhängt Transferstopp: "Haben keinen Geldscheißer"
Um nach der ersten titellosen Saison seit 2012 wieder anzugreifen, verfolgte der FC Bayern einen Transferplan über 300-Millionen-Euro. Den hat Hoeneß jetzt durchkreuzt.
Michael Olise (für 53 Millionen Euro von Crystal Palace), João Palhinha (für 51 Mio. vom FC Fulham) und Hiroki Itō (für 23,5 Millionen Euro vom VfB Stuttgart) sind schon da. Xavi Simons (Paris Saint-Germain, 90 Millionen Euro) oder Désiré Doué (Stade Rennes, 60 Millionen) und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen, 40 Millionen Euro), für die ebenfalls horrende Ablösesummen im Raum stehen, sollen möglichst noch kommen. So las sich Bayerns 300-Millionen-Plan (mehr dazu lesen Sie hier) für den Angriff auf die nationale und internationale Spitze zumindest in der Theorie.
In der Praxis hat Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Träumereien an der Säbener Straße nun aber vorerst beendet. Der 72-Jährige, dessen Wort als Mitglied des mächtigen Aufsichtsrats bei Bayern nach wie vor Gewicht hat, verhängte nämlich erst mal einen Transferstopp für Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund.
"Es kommt überhaupt kein Spieler mehr, wenn ..."
"Es kommt überhaupt kein Spieler mehr, wenn nicht vorher zwei, drei Spieler gehen", sagte Hoeneß am Sonntagmittag bei einem Besuch des bayerischen Amateurklubs SV Seligenporten, der sein 75-jähriges Vereinsjubiläum feierte. "Der Max und der Christoph Freund wissen ganz genau, dass nur dann neue Spieler zum FC Bayern kommen können, wenn der eine oder andere prominente Abgang verzeichnet wird", so Hoeneß weiter. Wenn theoretisch keiner mehr gehen würde, "haben wir drei Spieler mehr", so seine Rechnung: "Wir haben beim FC Bayern keinen Geldscheißer."
Eberl habe laut Hoeneß "einen Vertrauensvorschuss und viele Freiheiten". Der 50-Jährige und der drei Jahre jüngere Freund seien ein gutes Tandem, würden sich auch privat gut verstehen. Aber, so Hoeneß: "Natürlich muss man zwischendurch mal die Bremse reinhauen." Das hat er mit dem Transfermachtwort, das er in Seligenporten sprach, nun erstmals getan.
Hoeneß überrascht mit Goretzka-Äußerung
Als erste Verkaufskandidaten beim FC Bayern gelten derzeit eigentlich Matthijs de Ligt (Vertrag bis 2027) und Leon Goretzka (bis 2026). Goretzka stellte Hoeneß überraschend nun aber einen Verbleib in München in Aussicht. "Es gibt so Trends. Im Leben bekommt man immer eine zweite Chance. Das gilt auch für ihn bei Bayern München", sagte Hoeneß über den Nationalspieler. "Ab morgen beginnt eine neue Zeitrechnung. Wenn er in Form und gesund ist, heißt es noch lange nicht, dass er bei uns nicht spielen kann."
Die letzten zwei Jahre seien allerdings "nicht in Ordnung gewesen", so Hoeneß. "Er hat jetzt die Chance, sich zu beweisen." Wie auch Serge Gnabry ist Goretzka mit den anderen Nicht-EM-Teilnehmern als Frühstarter bereits in die Saisonvorbereitung unter dem neuen Trainer Vincent Kompany gestartet.
Und auch im Fall von de Ligt gab Ex-Manager Hoeneß eine klare Handlungsempfehlung ab. Es könne sein, dass noch ein Abwehrspieler den Verein verlassen werde, so Hoeneß, der vielsagend wissen ließ: "De Ligt ist Holländer, der Trainer bei Manchester United ist Holländer." Uniteds Teamchef Erik ten Hag machte de Ligt 2019 noch bei Ajax Amsterdam einst zum jüngsten Kapitän der Klubgeschichte. Er soll de Ligt nun auch aus München nach Manchester locken wollen.
"Ich hätte kein Problem, wenn er bleibt", sagte Hoeneß zwar noch über de Ligt. Bei dessen Konkurrenten bei Bayern wurde er allerdings noch deutlicher: "Ich persönlich würde Dayot Upamecano nicht verkaufen." Der Franzose hatte seinen Stammplatz in der vergangenen Saison nach einigen schweren Patzern an de Ligt verloren und galt deshalb ebenfalls als Abschiedskandidat.
Bei Davies wird Hoeneß deutlich
Das gilt auch für Alphonso Davies, der noch bei der Copa América im Einsatz war und wie die EM-Teilnehmer um de Ligt und Upamecano erst Ende Juli in München zurückerwartet wird. Bei dem Kanadier, mit dem die Verhandlungen über eine Verlängerung seines im kommenden Sommer auslaufenden Vertrags bislang gescheitert waren, sprach Hoeneß ebenfalls Klartext. Bei ihm bestehe "die Gefahr", sagte Hoeneß, dass er den Verein ablösefrei verlassen könnte.
"Wir haben ihm ganz klar gesagt, dass wir den Vertrag auslaufen lassen, wenn er nicht verlängert. Er wird nicht mehr Geld bekommen." Und was Hoeneß sagt, ist beim FC Bayern nun mal nach wie vor Gesetz. Das wissen spätestens jetzt auch Eberl und Freund, die ihre Transferpläne dem nun anpassen müssen.
Übrigens auch in Sachen Zugänge. Hoeneß ließ nämlich auch noch wissen, welchen Wunschtransfer er beim FC Bayern mittelfristig hat. "Ich bin ein Fan von Florian Wirtz. Jeder weiß, dass ich den gerne bei Bayern München sehen würde", sagte Hoeneß. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Wo er schon mal dabei war, stellte Hoeneß gleich noch klar, was er nach der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren jetzt von ihnen und dem Rekordmeister erwartet. Mit Blick auf die an Leverkusen verlorene Meisterschaft sagte er: "Es wird einen Generalangriff von Bayern München geben." Die von Hoeneß seit Jahrzehnten traditionell angeführte verbale Abteilung Attacke läuft jedenfalls bereits wieder auf Hochtouren.
- Aussagen von Uli Hoeneß beim 75-jährigen Vereinsjubiläum des SV Seligenporten am 21. Juli