Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Özil und Gündoğan Zwischen Irritation und Triumph
Einst sorgten Mesut Özil und İlkay Gündoğan wegen eines Fotos mit Erdoğan gemeinsam für Wirbel. Danach jedoch hätten sich die Wege der beiden nicht unterschiedlicher entwickeln können.
Es ist Mesut Özil, der derzeit für viel Wirbel mit seinen Posts rund um den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel sorgt. Für viele Fans ist der frühere Spieler deswegen zum Buhmann geworden. Begonnen hatte diese Entwicklung aber schon im Jahr 2018, als er sich zusammen mit İlkay Gündoğan und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ablichten ließ.
- Kritik an Mesut Özil: "Hier muss gehandelt werden"
Zu jenem Zeitpunkt standen in der Türkei Präsidentschaftswahlen an und die damaligen Nationalspieler überreichten Erdoğan Trikots ihrer damaligen Klubs (Arsenal und Manchester City) mit ihrem Namen. Auf den Trikots stand zudem: "Mit Respekt für meinen Präsidenten." Es folgte eine Welle der Empörung beim DFB und in Deutschland. Özil und Gündoğan gingen danach mit der Kritik allerdings unterschiedlich um.
Gündoğan: "Erfahrung, die nicht leicht war"
So unterschiedlich, dass Gündoğans Weg seitdem erfolgreich verlaufen und er heute DFB-Kapitän ist, während es rund um Özil immer wieder Negativschlagzeilen gab und gibt. Aber der Reihe nach.
Gündoğan stellte sich 2018, nachdem das Foto viral gegangen war, bei einem Medientag des DFB allen Fragen zu der Thematik. Er sagte damals auf die Frage, ob es ein Fehler war, mit Erdoğan zu posieren: "Das war eine Erfahrung, die im Nachhinein betrachtet nicht leicht war."
Er erklärte dies so: "Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin. Deshalb war es auch nie ein Thema, ein politisches Statement zu setzen."
Indem sich Gündoğan so offen der Kritik gestellt und über seine Beweggründe gesprochen hatte, räumte er aufkommende Zweifel an ihm aus und konnte seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft weiter fortsetzen.
Özil verspürte Gefühl von "Respektlosigkeit"
Anders war es bei Mesut Özil. Der damalige Arsenal-Spieler kam nicht zu dem Medientag, auf dem sich Gündoğan äußerte, und wollte auch nichts mehr zu dem Foto mit dem türkischen Präsidenten sagen. Auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 blieb Özil stumm. Nach der WM jedoch meldete er sich zu Wort und verkündete in einer langen Nachricht auf Social Media seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
- El Ghazi, Mazraoui und Co.: Sie sorgen für Entsetzen
Sein Statement hatte es in sich. Özil schrieb unter anderem: "Nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre." Zu diesem Zeitpunkt war Reinhard Grindel Präsident des DFB. Er forderte ein Statement von Özil. Dieser schoss explizit gegen ihn zurück: "Ich werde nicht länger als Sündenbock für seine Inkompetenz und Unfähigkeit, seinen Job richtig zu machen, herhalten."
Özil zu Erdoğan-Wiederwahl: "Gott sei Dank"
Der Bruch zwischen dem DFB und Özil hielt lange. Allerdings hatte sich der Spieler privat mit Ex-Bundestrainer Jogi Löw getroffen und danach erklärt, zwischen ihm und dem Trainer sei "alles in Ordnung".
Özil blieb jedoch bei seiner Linie und unterstützte Recep Tayyip Erdoğan weiterhin. Nur ein Jahr nach dem Wirbel um das Foto heiratete der Fußballer Amine Gülse in Istanbul. Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass der türkische Präsident Trauzeuge war.
In diesem Jahr posierte Özil im Mai dann vor den Wahlen erneut mit Erdoğan und schrieb auf Instagram zu dem gemeinsamen Bild: "Wir sind immer bei Ihnen, lieber Präsident." Nach der Wiederwahl von Erdoğan meldete sich der gebürtige Gelsenkirchener erneut mit den Worten: "Gott sei Dank."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Die Inhalte sind Özils persönliche Meinung"
Die Profikarriere hatte Özil da seit zwei Monaten beendet. In seiner Dankesrede auf Instagram kamen seine Klubs vor – nicht aber der DFB. Doch nicht nur dort eckte er wegen seiner Postings an. Mit dem Premier-League-Klub Arsenal hatte Özil Ärger, weil er sich zu einem anderen Thema ebenfalls politisch geäußert hatte. In einem Post auf der Plattform X (damals Twitter) hatte er die Verfolgung der muslimischen Uiguren in China angeprangert. Auch die EU hatte den Umgang mit den Uiguren damals kritisiert.
Arsenal veröffentlichte daraufhin ein Statement: "Die Inhalte sind Özils persönliche Meinung. Als Fußballklub hat sich Arsenal immer an den Grundsatz gehalten, sich nicht politisch zu engagieren."
Özil polarisierte auch als Fußballer. Was genau bei Fenerbahçe Istanbul allerdings geschah, ist nicht klar. Der türkische Verein suspendierte den Spieler 2022 – rund ein Jahr nach seiner Verpflichtung. Er soll laut "Sport1" bei einem Ligaspiel gegenüber seinem damaligen Trainer Ismail Kartal lautstark Unmut über die Auswechslung zur Halbzeit kommuniziert haben. Die "Bild"-Zeitung berichtete darüber hinaus, dass Özil in der Kabine seine Schuhe auf den Boden geworfen und in Richtung des Trainers geflucht haben soll.
Im Juli des vergangenen Jahres folgte dann der Wechsel zu Istanbul Başakşehir. Dort fiel Özil jedoch länger verletzt aus. In diesem Jahr folgte dann das sportliche Karriereende. Ruhiger ist es um den ehemaligen Superkicker aber nicht geworden, wie die aktuellen Geschehnisse zeigen.
- spiegel.de: ""Beleidigen lassen will ich mich nicht""
- deutschlandfunk.de: "Für den DFB-Präsidenten ein No-Go"
- tagesspiegel.de: "Mesut Özil tritt aus der Nationalmannschaft zurück"
- instagram.com: Profil von @m10_official
- sport.sky.de: "Vertrag aufgelöst? Mesut Özil beendet angeblich seine Karriere"
- spiegel.de: "Arsenal distanziert sich von Mesut Özil, weil er sich für Uiguren einsetzt"
- sportschau.de: "Özil teilt nach Wahlsieg erneut Foto mit Erdogan"