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DFB: Nationalspielerin Laura Freigang im Interview über die Champions League


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DFB-Star über Nationalteam
"Das war frustrierend"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 27.10.2023Lesedauer: 7 Min.
Laura Freigang hier beim Länderspiel gegen Islang Ende September: Bei der WM erhielt sie kaum Spielzeit.Vergrößern des Bildes
Laura Freigang hier beim Länderspiel gegen Island Ende September: Bei der WM erhielt sie kaum Spielzeit. (Quelle: IMAGO/Steffen Proessdorf)
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Mit Frankfurt steht Laura Freigang in der Gruppenphase der Königsklasse, in der Nationalelf kam sie zuletzt weniger zum Zug. Das soll sich nun ändern.

Laura Freigang macht schnell deutlich, wie wohl sie sich am Main fühlt. "Frankfurt ist nicht meine Heimat, Frankfurt ist mein Zuhause", stellt die Nationalspielerin im Interview mit t-online klar. Vor wenigen Tagen qualifizierte sich die 25-Jährige mit ihrem Klub für die Gruppenphase der Champions League. Der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte.

Wie gut es für Freigang bei der SGE auch läuft, so kompliziert gestaltete sich ihre Situation beim DFB – insbesondere unter Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Unter dem neuen Trainer Horst Hrubesch will Freigang wieder voll angreifen, blickt aber auch noch einmal auf die verkorkste WM zurück.

t-online: Frau Freigang, zu Beginn ein kleines Quiz. "Mit Stolz they stand, les grandes Equipes". Sagt Ihnen dieser Satz etwas?

Laura Freigang (25): Das klingt auf jeden Fall international, aber ich kann es jetzt nicht zuordnen (lacht).

Es sind die ersten Worte der Champions-League-Hymne der Frauen. Was löst diese Musik in Ihnen aus?

Positive Emotionen. Wir freuen uns alle riesig, weil wir jahrelang darauf hingearbeitet haben, in diesem Wettbewerb in der Gruppenphase zu spielen. Ich schaue seit Jahren die Champions League, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Und natürlich will man sich mit den Besten messen. Ich bin unglaublich glücklich, dass wir es geschafft haben, uns zu belohnen und zu den besten 16 Teams Europas zu gehören.

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In der Vorrunde geht es gegen Barcelona, Benfica und Rosengard. Klingt nach einer attraktiven, aber auch schwierigen Gruppe.

Auf jeden Fall. Insbesondere das Duell mit Barcelona – das wird ein absolutes Highlight. Aber wir werden mit einer guten Portion Selbstbewusstsein in diese Spiele gehen und haben als Ziel, die Vorrunde zu überstehen und ins Viertelfinale zu kommen.

Die Königsklasse der Frauen im neuen Format geht nun in ihr drittes Jahr. Wie sehr hat das Rebranding zur Weiterentwicklung des Frauenfußballs beigetragen?

Ich habe das Gefühl, dass alles, was in den vergangenen Jahren getan wurde, die Frauen-Champions-League als eigenen Wettbewerb legitimiert. Ich finde es schön, dass es solche Herausstellungsmerkmale wie eine eigene Hymne gibt. Das wertet die Königsklasse nochmal auf.

Zum ersten Mal seit 2016 steht Frankfurt wieder in der Champions League. Damit geht aber auch eine große Doppelbelastung einher, die bereits seit Saisonbeginn läuft.

Ich will immer alles spielen und alles mitnehmen. Das stellt dann natürlich unser Trainerteam vor die Verantwortung, das Ganze ein wenig zu moderieren und zu steuern. Das funktioniert gut, bis auf die erste Woche der Saison gegen Essen waren wir eigentlich recht erfolgreich.

In der Liga steht die Eintracht bislang, auch aufgrund der schweren Gegner zum Start, nur auf dem sechsten Platz. Was stimmt Sie optimistisch, zeitnah weiter oben mitspielen zu können?

Als ich mir den Spielplan zu Saisonbeginn angeguckt habe, dachte ich mir schon: "Puh, ganz schöne Brocken zum Start." Dafür haben wir es ganz gut gemacht. Gegen Wolfsburg waren wir sehr nah dran, etwas mitzunehmen. Beim FC Bayern haben wir als erste Mannschaft seit Ewigkeiten wieder einen Punkt geholt. Mit Ausnahme der Partie am ersten Spieltag gegen Essen können wir uns wenig vorwerfen. Die Saison ist noch sehr jung – abgerechnet wird nach dem 22. Spieltag, wir vertrauen uns und sind individuell sehr gewachsen. Das sieht man auch auf dem Platz.

In einem Video von Ihnen bei Instagram ist zu sehen, wie Sie die 069, die Frankfurter Vorwahl, an eine Wand sprayen. Würden Sie sagen, dass Frankfurt ihre zweite Heimat geworden ist?

Spiele

Ich fühle mich total wohl. Meine Familie wohnt ganz in der Nähe. Es ist nicht meine zweite Heimat, es ist mein Zuhause. Das wollte ich mit dem Tattoo an der Wand unterstreichen.

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Vor der Zeit bei der SGE lebten Sie für Ihr Studium zwei Jahre in den USA. Inwiefern zehren Sie noch heute von dieser Auslandserfahrung?

Es war eine andere Kultur, ein ganz anderes Leben. Das Land ist extrem sportbegeistert, die Menschen sehr positiv. Es war total erfrischend, eine andere Perspektive kennenzulernen und etwas anderes zu erleben. Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen.

Reizt Sie das Ausland?

Natürlich schaut man nach links und rechts, das ist das Sportgeschäft. Aber ich bin in Frankfurt, habe aktuell einen Vertrag bis Sommer 2025, fühle mich total wohl und denke nicht daran, was nächstes Jahr oder das Jahr danach ist.

Mit der Nationalmannschaft stehen nun wichtige Spiele in der Nations League an. Horst Hrubesch hat als Interimstrainer übernommen. Wie groß war die Erleichterung, dass nach Monaten der Ungewissheit eine Lösung gefunden wurde?

Es war extrem wichtig für uns zu sehen, dass der DFB sich um eine Lösung gekümmert hat, wir erst einmal für die Oktober-Abstellung Gewissheit haben. Mit Horst Hrubesch sind wir happy. Ich habe noch nicht unter ihm gespielt, habe aber nur Positives gehört. Ich freue mich über den Lehrgang und glaube, dass es die richtige Entscheidung war, ihn zurückzuholen.

Einige Spielerinnen kennen ihn noch von 2018. Welchen Input kann er der Mannschaft nach der verkorksten WM geben?

Mein Eindruck ist, dass er bereits damals ein sehr gutes Verhältnis und ein sehr gutes Gespür für die Mannschaft hatte. Zu merken, was sie braucht oder was sie eben auch mal nicht braucht. Viele Spielerinnen unter ihm hatten einfach viel Spaß. Und ich würde mir wünschen, dass wir die Freude am Fußball wieder auf den Platz bekommen.

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Wie würden Sie grundsätzlich den Zustand rund um die Nationalmannschaft aktuell beschreiben?

Wir hatten uns alle gewünscht, nach der WM zurückzukommen und ein Zeichen zu setzen. Dann gleich den Auftakt in der Nations League gegen Dänemark zu verpatzen, war frustrierend. Es liegt an uns, dass wir uns aus dieser schwierigen Situation herausarbeiten. Der Sieg über Island war da schon ein richtiger Schritt. Es geht darum, hart zu arbeiten, aber ich glaube, wir sind alle bereit, uns reinzukämpfen. Wir können uns jetzt mit Horst als Übergangstrainer weiterhin noch für die Olympischen Spiele qualifizieren, da wollen wir alle dabei sein. Wir wollen Verantwortung übernehmen und freuen uns, dass es um etwas geht – auch wenn die Drucksituation natürlich groß ist.

Unter der Bundestrainerin hatten Sie zuletzt einen schweren Stand, bekamen kaum Einsätze. Ihre Chance, neu anzugreifen?

Ich hoffe immer darauf, die Chance zu bekommen, mich zu zeigen. Auf die taktische Entscheidung, ob ich am Ende spiele oder nicht, habe ich leider wenig Einfluss. Aber ich würde von mir behaupten, dass ich alles dafür tue, mich zu zeigen und alles zu geben, was in mir steckt. Natürlich wünsche ich mir mehr Spielzeit beim DFB, aber ich akzeptiere meine Situation insoweit, als mich ein Bankplatz nicht kaputt macht. Ich fahre immer noch gerne zur Nationalmannschaft und bin überzeugt davon, dass ich der Mannschaft helfen kann.

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Nach t-online-Informationen war die Kommunikation zwischen Ihnen und Trainerin Voss-Tecklenburg nicht immer einfach. Bei der WM soll es im Grunde gar keinen Austausch mit ihr gegeben haben. Hätten Sie sich mehr Feedback vom Trainerteam gewünscht?

Ich äußere mich da eigentlich ungern zu. Als Spielerin, die wenig spielt, ist man doch selten zufrieden, jede im Kader mag Spielzeit bekommen. Dass ich mit den wenigen Einsatzminuten bei der WM unzufrieden war, ist kein Geheimnis. Aber für ein Trainerteam ist es eben auch schwierig, alle Spielerinnen bei Laune zu halten. Mir war meine Situation vor dem Turnier bewusst. Martina hatte vor dem Turnier mit mir gesprochen und mir gesagt, dass ich eher nicht so viel spielen werde. Damit war die Sache für mich klar. Ich bin jemand, der sich viel Kommunikation wünscht. Aber bei einem Turnier geht es um den Erfolg der Mannschaft, da stelle ich dann meine eigenen Bedürfnisse zurück. Bei den Lehrgängen jetzt werde ich aber auf jeden Fall die Kommunikation mit den Trainern suchen. Das liegt dann in meiner Verantwortung.

Mit Spannung werden auch die weiteren Folgen der ZDF-Doku "Born for this" erwartet. Waren die Aufnahmen in Australien komplizierter, weil, im Gegensatz zur EM in England, der Erfolg ausgeblieben ist?

Nein. Und es ist doch genau richtig, dass dann auch diese Momente festgehalten werden. Ich würde mir wünschen, dass wir in einer Welt leben, in der sich nicht nur alles um Erfolg und Misserfolg dreht. Es soll darum gehen, dass man sich öffnet und seine Geschichten erzählt, die Emotionen und Erlebnisse nahbar transportiert. Und daran ändert sich nichts, wenn man bei einer WM in der Gruppenphase rausfliegt. Das Kamerateam begleitet uns seit Jahren. Dass es auch in Australien dabei war, war für uns eine Bereicherung.

Unmittelbar nach der WM hat der Kuss-Skandal um Luis Rubiales und Jennifer Hermoso hohe Wellen geschlagen. Mittlerweile ist Hermoso wieder Teil des spanischen Kaders. Wie bewerten Sie die Entwicklungen in Spanien?

Ich habe genau verfolgt, was passiert ist, und war sehr irritiert und schockiert vom Verhalten des Verbands. Natürlich nimmt man Anteil an dem, was den Spielerinnen widerfahren ist. Ich hatte unmittelbar nach dem WM-Finale das tiefe Bedürfnis, Stellung zu beziehen und mich zu äußern. Aktuell scheint es sich in eine positive Richtung zu entwickeln, aber für mich als Außenstehende ist es schwierig, über etwaige Verbesserungen zu sprechen. Dafür bin ich nicht nah genug dran, kenne keine Details. Ich wünsche den Spielerinnen aber alle Kraft, Durchhaltevermögen und dass eine Atmosphäre kreiert wird, in der sie sich wohlfühlen.

Auch wenn die Weltmeisterschaft aus deutscher Sicht weniger erfreulich verlief: War sie in Ihren Augen ein weiterer wichtiger Schritt, um dem Frauenfußball mehr Sichtbarkeit zu verschaffen?

Ich hatte das Gefühl, dass das Turnier für Begeisterung bei den Leuten gesorgt hat. Und auch wenn wir als Mannschaft enttäuscht haben, gehen die Leute in Deutschland weiterhin zum Frauenfußball, schauen sich die Spiele an. Das merken wir Woche für Woche in den Stadien und ist kein Vergleich zu der Situation vor zwei Jahren. Die Entwicklung ist und bleibt positiv.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Laura Freigang
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