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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Taktik bei der Fußball-WM DFB-Frauen können aus den Fehlern der Männer lernen
Ohne Gegentor ist die Nationalmannschaft ins WM-Viertelfinale eingezogen. Zuletzt zeigte sich das Team von Trainerin Voss-Tecklenburg immer stabiler. Doch ein Problem bleibt.
Der bisher einzige große Schock für die DFB-Auswahl kam direkt nach dem ersten Spieltag. Dzsenifer Marozsán brach sich gegen China den Zeh und fällt seitdem aus. Ohne die Spielmacherin und technisch versierteste Spielerin im Team war Voss-Tecklenburg zu taktischen Änderungen gezwungen. Sie stellte vom angestammten 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 um.
Diese notgedrungene Anpassung kam den Deutschen aber sogar entgegen. Denn ohne Marozsán und mit zwei Sturmspitzen wirkt das Spiel der DFB-Elf noch geradliniger und schnörkelloser als zuvor. Die Nationalmannschaft versucht, mit viel Tempo über die Flügel vorzustoßen und anschließend den Ball in die Spitze zu spielen oder per Flanke in den Strafraum zu bringen. Gegen China lief vieles über die linke, gegen Spanien und Nigeria die meisten Angriffe über die rechte Seite.
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Dabei folgen die Spielzüge vielfach einem ähnlichen Muster: Innenverteidigerin Sara Doorsoun spielt von hinten den Ball heraus – und erhält dabei zuweilen Unterstützung von einer Mittelfeldspielerin. Auch die quirlige und angriffslustige Flügelallrounderin Giulia Gwinn spielt bei den Angriffen auf rechts zumeist eine große Rolle.
Athletische Vorteile nutzen
Die Deutschen unterscheiden sich in ihrer von Tempo getriebenen Spielweise nicht allzu sehr von anderen Top-Nationen bei dieser WM. Auch die USA oder England versuchen, rasch weite Teile des Feldes zu überbrücken und den Ball nicht langsam durch die eigenen Reihen laufen zu lassen.
Die Gründe dafür sind vielschichtig: Die Fehleranfälligkeit im Passspiel ist weiterhin gegeben – gerade, wenn die Gegnerinnen intensives Pressing spielen. Auch deshalb ließ sich im Achtelfinale gegen Nigeria Melanie Leupolz beim Spielaufbau aus dem Mittelfeld nach hinten fallen und sicherte zusätzlich mit ab.
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Nun plant Voss-Tecklenburg für das Viertelfinale mit einer Rückkehr von Spielmacherin Marozsán, die gegen Nigeria schon wieder auf der Bank saß. Mit der 27-Jährigen könnte die Bundestrainerin vom 4-4-2 wieder auf ein 4-2-3-1 zurückwechseln und für mehr Passsicherheit im Mittelfeld sorgen. Diese Maßnahme könnte genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Denn die Schweden können Fehlpässe gewiss besser zum eigenen Vorteil nutzen als die bisherigen Gegnerinnen der Deutschen.
Aus den Fehlern der Männer lernen
Interessant ist aber auch der Vergleich zu den deutschen Herren, die bei ihrer WM vor einem Jahr ein Debakel erlebten und in der Vorrunde ausschieden. Bundestrainer Joachim Löw griff daraufhin zu taktischen Änderungen und versucht seiner Mannschaft nun auch eine geradlinigere Spielweise zu vermitteln.
Aber trotzdem gibt es klare Unterschiede zum weiblichen Pendant. Die Herren haben immer noch ein kleinteiligeres Passspiel. Und sie legen mehr Wert auf defensive Absicherung durch intensives Gegenpressing, geht der Ball einmal verloren.
Den deutschen Damen hingegen fehlt diese Stabilität in der Verteidigung noch. In fast allen bisherigen Partien wurde deutlich, dass die weit aufgerückten Innenverteidigerinnen mit langen Bällen überrascht werden können. Regelmäßig mussten sie sich in Sprintduellen gegen Stürmerinnen behaupten. Es erinnerte manches Mal an Mats Hummels und Jerome Boateng bei der WM vor einem Jahr.
Bisher hielt sich das Team von Voss-Tecklenburg schadlos. Aber es kann sicher nur helfen, von den Fehlern der Männer zu lernen, damit es – nach langer Durststrecke – bei dieser Weltmeisterschaft zum ganz großen Wurf reicht.