Enger Vertrauter von Präsident Rubiales Spanien entlässt Frauen-Nationaltrainer – Nachfolge geklärt
Im Zuge des Kuss-Skandals um Spaniens Fußball-Präsident Rubiales wurde am Dienstag Frauen-Nationaltrainer Vilda entlassen. Seine Nachfolgerin steht bereits fest.
Spanien hat seinen Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda von seinem Amt entbunden. Das bestätigte der Fußball-Verband. Auf X (ehemals Twitter) hieß es in einer Stellungnahme: "Der RFEF hat Jorge Vilda als Nationaltrainer und Sportdirektor entlassen. Der Trainer war maßgeblich an der bemerkenswerten Entwicklung des Frauenfußballs beteiligt und verlässt Spanien als Weltmeister und Zweiter der FIFA-Rangliste."
Vildas Nachfolgerin wird die ehemalige Nationalspielerin Montserrat Tome (41). Damit übernimmt erstmals eine Frau das Amt. Laut Verband gehöre die Ernennung Tomes zu den von Interims-Präsident Pedro Rocha angekündigten Reformmaßnahmen.
Die einstige Barca-Spielerin Tome war ab 2018 unter Vilda Co-Trainerin. Sie wird ihr Debüt am 22. September im Heimspiel der Nations League gegen Schweden feiern.
Vor wenigen Wochen hatte Vilda mit dem Team noch den WM-Titel gefeiert. Er stand wie Präsident Rubiales schon mehrfach in der Kritik wegen seines Umgangs mit den Nationalspielerinnen. Vilda war seit 2015 für den Verband tätig gewesen. Bemerkenswert: Im Statement würdigte der Verband Vildas "tadelloses persönliches und sportliches Verhalten".
Zuvor hatte sich der spanische Fußball-Verband RFEF für das Verhalten seines Bosses Luis Rubiales entschuldigt. Dieser hatte bei der Siegerehrung nach dem WM-Triumph gegen Europameister England die Spielerin Jennifer Hermoso gegen ihren Willen auf den Mund geküsst und damit weltweite Empörung ausgelöst.
Rubiales und Vilda sind enge Verbündete
Trotz diverser Rücktrittsforderungen, vor allem aus der Politik, blieb er bislang im Amt. Am Montag hatte sich Spaniens Herren-Nationalmannschaft geschlossen von Rubiales distanziert, dessen Verhalten als "inakzeptabel" bezeichnet. Der Weltverband Fifa sperrte ihn vorläufig für 90 Tage.
Vilda und Rubiales gelten als enge Vertraute, seit 15 Spielerinnen im September 2022 gegen Vilda in den Streik getreten waren, um gegen die Methoden des Trainers zu protestieren. Insgesamt elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter ein Großteil von Vildas Trainerstab hatten schon ihren Rücktritt eingereicht. Die Weltmeisterinnen befinden sich zudem im Streik.
Vilda hatte das Verhalten von Rubiales zuletzt zwar kritisiert, bei der Brandrede von Rubiales bei einer außerordentlichen Generalversammlung des RFEF aber applaudiert.
Vor der Trennung von Vilda hieß es vonseiten des Verbandes, dass der RFEF in den kommenden Tagen eine ganze Reihe von Maßnahmen ergreifen wolle, "um die Führung des Verbandes zu verbessern und den verursachten Schaden so weit wie möglich zu beheben", teilte er mit.
Interimspräsident bittet um Entschuldigung
Welche Folgen der Kuss-Skandal konkret für den Verband oder Rubiales haben könnte, blieb unklar. Er wolle sich bei den Fußballinstitutionen aufrichtig entschuldigen, schrieb Interimspräsident Pedro Rocha in dem am Dienstag veröffentlichten Brief, den er zuvor bereits an die entsprechenden Adressaten geschickt haben will. Rubiales' Verhalten spiegele nicht die Werte der spanischen Gesellschaft wider, er habe dieser und dem spanischen Fußball "enormen Schaden" zugefügt.
Nun sei es Aufgabe des Verbandes, dafür zu sorgen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederhole, beteuerte Rocha. Außerdem unterstütze die RFEF die FIFA und die spanische Sportgerichtsbarkeit dabei, schnellstmöglich zu einer Entscheidung zu kommen, "die den Schaden wieder gut macht". Das nationale Sportverwaltungsgericht TAD und die Staatsanwaltschaft beschäftigen sich ebenfalls mit dem Fall. Die Regionalverbände Spaniens verweigerten Rubiales die Gefolgschaft.
Rubiales war im Mai 2018 zum Präsidenten des spanischen Verbandes gewählt worden. Der Funktionär sitzt auch als Vize im Exekutivkomitee der Uefa.
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID