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EM 2024 | Beendet Harry Kane seinen und Englands Titelfluch nach 58 Jahren?


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England vor EM-Finale
58 Jahre des Schmerzes


Aktualisiert am 14.07.2024Lesedauer: 4 Min.
Harry Kane: Die Mannschaft um den englischen Kapitän spielt keinen attraktiven, aber effektiven Fußball.Vergrößern des Bildes
Harry Kane: Die Mannschaft um den englischen Kapitän spielt keinen attraktiven, aber effektiven Fußball. (Quelle: Nigel Keene/imago-images-bilder)
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Seit 58 Jahren wartet die englische Nationalmannschaft auf einen großen Titel. Dieser Fluch soll nun enden – für Kapitän Harry Kane gleich in doppelter Hinsicht.

Spätestens jetzt ist die Kampagne der englischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Deutschland zu einer royalen Mission geworden. Kein Geringerer als der britische König Charles III. gehörte nach dem Einzug ins Endspiel nämlich zu den zahlreichen prominenten Gratulanten. Er knüpfte aber auch eine Bitte an seinen Glückwunsch. "Wenn ich euch ermutigen dürfte, den Sieg zu sichern, bevor Wundertore in letzter Minute oder ein weiteres Elfmeterdrama nötig würden", sagte der König einer Mitteilung des Palastes zufolge.

Dann würde "die Belastung für den kollektiven Puls und Blutdruck der Nation erheblich gemildert", hieß es weiter. Das britische Königshaus fiebert voll mit der Nationalelf mit. Prinz William, der auch Vorsitzender des Fußballverbandes FA ist, war bereits bei zwei Spielen im Stadion vor Ort. Auch am Sonntag beim Endspiel gegen Spanien in Berlin wird er erneut royale Unterstützung auf der Tribüne bieten.

England leidet seit 58 Jahren unter Titelfluch

Die "Three Lions", wie die englische Nationalelf genannt wird, wollen dabei schließlich eine historische Chance ergreifen und mit dem Titelgewinn ganz Großbritannien von seinem Leiden erlösen, das die Nation seit mittlerweile 58 Jahren erdulden muss. Diese "58 years of hurt", also 58 Jahre des Schmerzes sind in England längst ein fester Begriff. So lange ist es nämlich her, dass die englische Nationalmannschaft bei der Heim-WM 1966 ihren bislang letzten großen Titel gewann. Seitdem wartet das sogenannte Mutterland des Fußballs sehnsüchtig, aber vergeblich auf eine Wiederholung eines solchen Triumphs. Immer wieder scheiterten die Engländer auf tragische Art und Weise.

Bei der WM 1990 (3:4) und der Heim-EM 1996 (5:6) zum Beispiel jeweils im Halbfinale und im Elfmeterschießen. Schon bei der EM 2021 schaffte es die Mannschaft um Harry Kane und Co. immerhin bis ins Finale in Wembley. Allerdings nur, um sich dort Überraschungschampion Italien geschlagen geben zu müssen – natürlich im Elfmeterschießen (2:3). Wie auch sonst?

"Die Erwartung und die Hoffnung sind schon so lange da", sagte Ex-Nationalspieler Gary Lineker im Interview mit der ARD. Die Leute würden "jetzt auf diese Gruppe von Spielern schauen und sagen: 'Wow, wir haben so viel Talent.'" Von der Qualität der Einzelspieler her habe man momentan "definitiv die beste Mannschaft, die England jemals hatte", findet auch er selbst.

Englischer Titel? Lineker spricht von "Lebensziel"

Lineker weiß, wovon er spricht. Schließlich stand er bei der dramatischen Halbfinalniederlage 1990 noch selbst auf dem Platz und wurde für folgenden Satz berühmt, den er unmittelbar danach sagte: "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen."

Die deutsche Nationalelf habe bei ihrer Heim-EM nun zwar offensiveren, aggressiveren und dynamischeren Fußball gespielt als die englische, räumte er ein. "Aber Deutschland ist raus", so Lineker weiter. "Ich würde lieber langweiligen Fußball sehen und gewinnen." Denn: "Es ist ein Lebensziel von mir, mal zu sehen, wie England irgendetwas gewinnt."

Damit spricht er wohl den meisten der knapp 67 Millionen Einwohner des vereinigten Königreichs aus dem Herzen. Sollte sein Herzenswunsch tatsächlich in Erfüllung gehen, "würde das ganze Land durchdrehen", ist sich Lineker sicher. "Es ist jetzt schon verrückt geworden."

Ausgerechnet der bei Fans und Experten so umstrittene Nationalcoach Gareth Southgate könnte das Leiden des Königreiches jetzt beenden. "Wir sind zum zweiten Mal im Finale. Das ist noch nicht das Ende", sagte der 53-Jährige, der sich der historischen Chance bewusst ist. "Wir schenken den Fans atemberaubende Abende. Wir schenken ihnen die besten Abende seit 50 Jahren."

Eriksson mit emotionaler Botschaft an Southgate

Mit emotionalen Worten vor dem EM-Finale richtete sich auch der todkranke Sven-Göran Eriksson, der die englische Auswahl von 2001 bis 2006 betreut hatte, an seinen Nachfolger. "Lieber Gareth, tu es für mich, Bobby Robson und England", schrieb der 76 Jahre alte Schwede, der unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, in einem im "Telegraph" veröffentlichten Brief. Robson verstarb 2009 an einem Lungenkrebsleiden. "Man hört so viel über 1966 und das Team von Sir Alf Ramsey. Sie wissen, wie groß die Erwartungen an sie sind, all diese Jahre voller Schmerzen zu beenden", so Eriksson weiter. Jeder der 13 Manager seit Sir Alf habe diesen Druck gespürt. "Keiner hat es geschafft, aber niemand war näher dran als Gareth Southgate."

Man könne gar nicht hoch genug einschätzen, so Eriksson weiter, "wie wichtig der Sonntag für die Zukunft des englischen Fußballs sein könnte. Für kommende Generationen, kleine Jungs und Mädchen werden inspiriert." Dieses Team habe die Chance, "dem ganzen Land zu zeigen, dass wir da sind".

Kapitän Harry Kane will dabei vorangehen. "Das ist besonders, besonders, besonders. Das bedeutet die Welt für uns. Lasst uns den letzten Schritt gehen. Auf geht's", sagte der Stürmer vom FC Bayern voller Pathos mit Blick auf das Finale. "Nur noch ein Schritt, dann sind wir im Geschichtsbuch."

Dabei geht es für ihn auch darum, seinen persönlichen Titelfluch zu beenden. Zum besten Torschützen hat er es unter anderem in der englischen Premier League, der Bundesliga sowie der Champions League zwar bereits geschafft. Die Krönung mit einer Trophäe blieb dem 30-Jährigen in seiner Karriere aber bislang verwehrt. Mit einem möglichen EM-Triumph könnte Kane also gleich zwei Flüche auf einmal brechen. Und damit sich sowie das gesamte Königreich von seinem großen Leiden erlösen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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