Showdown in der Champions-League Deshalb ist das BVB-Spiel für Dembélé besonders wichtig
Die Umstände seines Wechsels von Dortmund nach Barcelona sorgten für viel Ärger. Nun trifft Ousmane Dembélé auf seinen Ex-Verein in der Champions League. Die Erwartungen an den Franzosen sind hoch.
Auf einer Mauer in Barcelona steht ein Graffiti: "Dembele reserva", ist dort zu lesen. Zu Deutsch: "Dembélé Reserve". Ist es eine Bitte? Ein Vorschlag?
Klar ist nur: Der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé trifft heute Abend zum ersten Mal mit Barcelona auf seinen alten Klub – ob er von Beginn an spielt, ist hingegen unklar. Denn zum Stammpersonal zählt er nicht. Das Hinspiel Mitte September in Dortmund hatte er wegen einer Oberschenkelverletzung verpasst, genauso wie sechs weitere Liga-Partien. Dann war er endlich fit, stand im Oktober 2019 gegen den FC Sevilla in der Startelf, erzielte ein Tor und: sah in der 90. Minute die Rote Karte.
Die dritte Saison in Katalonien verläuft ähnlich schwierig für den Ex-Dortmunder wie die vorherigen.
Alte Probleme
Dembélé war 2017 nach Barcelona gewechselt: 125 Millionen Euro bezahlte der Klub an den BVB. Mit Lionel Messi und Luis Suárez sollte er das beste Offensiv-Trio Europas bilden. Doch daraus wurde bisher nichts. In seiner ersten Saison spielte er 1.250 Minuten, 2.503 waren es in der zweiten Spielzeit. Nun läuft die dritte Saison. Und nicht nur sportlich tut er sich weiter schwer.
Der Klub stellte extra den Privat-Koch Mickael Maya ein, der dafür sorgen sollte, dass der Jungstar sich vernünftig ernährt. Doch schon nach kurzer Zeit schmiss Dembélé ihn raus. "Ousmane ist ein netter Junge, lebt aber ständig mit seinem Onkel und seinem besten Freund zusammen und steht unter deren Einfluss", sagte Maya im Interview mit der französischen Zeitung "Le Parisien".
Konkurrenz aus "la Masia"
Zudem muss Dembélé mit einer starken Konkurrenz im Kader kämpfen. Stammspieler im Angriff neben Kapitän Lionel Messi sind Luis Suárez und der Ex-Atlético-Madrid-Star Antoine Griezmann, der ebenfalls auf ein paar Schwierigkeiten mit Barcelonas taktischem System gestoßen ist. Aber: Als Messi und Suárez zu Beginn der Saison wochenlang ausfielen, setzte Trainer Frederico Valverde lieber auf zwei junge Spieler aus dem Nachwuchszentrum "La Masia", als auf "Ous", so sein Spitzname: Carles Pérez und den erst 17-jährigen Ansu Fati.
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Durch zwei Tore und eine Vorlage in seinen ersten drei Spielen als Profi hat Letzerer die Fans begeistert: Endlich sei ein neues Talent aus "La Masia" da. Das berühmte Nachwuchszentrum wurde vor genau 40 Jahren gegründet. Doch der letzte Name, der aus dem Zentrum kam, war Sergio Busquets, der heute mit 31 Jahren neben Messi und Gerard Piqué zu den Leitungsträgern des Vereins zählt.
Mit seinen guten Leistungen hat sich nun Fati das Vertrauen des Trainers erspielt: Zurzeit ist er die erste Alternative im Angriff. Keine gute Nachricht für Dembélé, der somit einen weiteren Konkurrenten hat – und dann ist es auch noch der Publikumsliebling.
Unterstützung von oben
Doch während die Fans und einige Medien an Dembélé noch zweifeln, ist sich Barcelonas Sportdirektor Eric Abidal sicher, dass sich der Junge durchsetzen wird. "Er ist ein sehr talentierter Spieler und ich weiß, wie schwer seine erste Saison im neuen Klub war", so der Ex-Barça-Verteidiger im Interview mit "Mundo Deportivo". "Im Sommer haben wir geredet und ich habe ihm gesagt: ́Sei ehrlich und sag mir, ob du alles getan hast, um ein Stammspieler zu werden". Dembélés Antwort: "Nein, mir fehlt noch vieles, wie Spanisch zu lernen und die taktischen Anweisungen zu verstehen".
Vor allem der Trainer scheint mit Dembélés Arbeitseinstellung unzufrieden: Der Spieler kann sich noch nicht in Spanisch verständigen und das macht die Kommunikation mit dem Trainingsstab schwierig. Einige Mitspieler haben sich über ihn kritisch geäußert: "Er ist wie ein kleines Kind", sagte sein Ex-Teamkollege Kevin-Prince Boateng. Kapitän Messi war noch deutlicher: "Dembélé ist noch jung und muss unbedingt einen Fortschritt machen. Spielerisch ist er beeindruckend, muss aber unbedingt lernen, sich wie ein Profi zu verhalten", so der Argentinier im Interview mit "Sport".
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Die katalanische Presse ist zum Thema Dembélé eher gespalten: Einige Medien, wie die Zeitung "Sport", halten ihn für unreif und nicht fokussiert genug. Andere, wie "Mundo Deportivo", bewundern sein Talent und sind überzeugt, dass Valverde auf den Spieler nicht verzichten sollte. In einem sind sich jedoch alle einig: Der Ex-Dortmunder hat die in ihn gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllt. Schon im Sommer kursierten Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu Pep Guardiolas Manchester City. Das Topspiel gegen den BVB wäre die geeignete Bühne, um sich ins Schaufenster zu stellen.