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Reform in der Champions League: Muss das sein? | Pro und Kontra


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Eine Reform mit Folgen
Endlich wird was für die Reichen getan


Aktualisiert am 17.09.2024Lesedauer: 1 Min.
Joshua Kimmich nach einem Tor in der Champions League: Die "Königsklasse" verändert sich ab der neuen Saison.Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich nach einem Tor in der Champions League: Die "Königsklasse" verändert sich ab der neuen Saison. (Quelle: IMAGO/kolbert-press/Christian Kolbert)

Mehr Mannschaften, mehr Geld, ein neuer Modus. Die Champions League wird ab der nun anstehenden Spielzeit noch exklusiver. Muss das sein?

Ab dieser Saison ist alles anders. Die Gruppenphase der Champions League ist Geschichte. Ab sofort treten 36 statt 32 Teams in einer Liga gegeneinander an. Statt sechs Gruppenspielen gibt es jetzt acht pro Team. Dazu eine Zwischenrunde für die Plätze 9 bis 24. Eine ausführliche Erklärung der Reform finden Sie hier.

Die Uefa verspricht sich von der Reform mehr Spannung. Auch Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen setzt auf packende Partien zum Ende der Ligaphase. "Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass wir die 'toten Spiele' am Ende einer Gruppenphase, wenn die ersten zwei Mannschaften quasi schon nach vier Spieltagen feststehen, nicht mehr haben. Da erhoffe ich mir in der Tat mehr Spannung, weil lediglich die ersten acht der Tabelle für das Achtelfinale qualifiziert sind."

Kritiker aber sehen eine höhere Belastung für die Spieler und eine fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs. Manchester Citys Rúben Dias postete Anfang August auf Social Media seinen vollen Terminkalender:

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Auch viele deutsche Fanszenen positionierten sich klar gegen die Reform. Da stellt sich die Frage:

Ist es richtig, dass die Champions League reformiert wurde?

Pro
Noah Platschko
Noah PlatschkoSportredakteur

Ja, der bisherige Zustand war nicht mehr tragbar

Die Reform der Champions League wird an der immer größer werdenden Schere zwischen den teilnehmenden Teams und denjenigen, die nur davon träumen, dabei zu sein, nichts ändern.

Was die Reform an sich angeht, ist sie aber ein Segen – und ein längst überfälliger Schritt. Das alte Format, bei dem meist schon nach vier Gruppenspielen feststand, wer sich für das Achtelfinale qualifiziert, hat längst ausgedient und war in seinem bisherigen Zustand nicht mehr tragbar. Im neuen Modus zählt jeder Punkt, ja jedes Tor, denn alle 36 Mannschaften treten in einer gemeinsamen Tabelle gegeneinander an. Es ist eine richtige Champions "League", in der um jeden Rang gekämpft werden muss.

Dass der achte Spieltag Ende Januar zudem komplett parallel ausgetragen wird, sorgt für zusätzliche Spannung, ähnlich wie bei Welt- und Europameisterschaften. Welches Team schafft es noch in die Top 8 und erspart sich so die zwei zusätzlichen Play-off-Spiele Anfang Februar? Und wer rutscht gerade noch so auf Platz 24, um seine Chance auf den Titel aufrechtzuerhalten und das endgültige europäische Aus zu vermeiden?

Womit wir bei einem weiteren Vorteil des neuen Modus wären. Abstiege von der Champions in die Europa League sind passé – und das ist gut so. Niemand will einen Europa-League-Sieger, der die internationale Spielzeit in einem anderen Wettbewerb begonnen hat. Zudem werden die Hin- und Rückspiele in der K.-o.-Runde künftig immer in den darauffolgenden Wochen ausgetragen. Die langatmige Zersplitterung der Achtelfinalspiele, die sich über einen kompletten Monat zieht, ist vorbei.

Zu guter Letzt kommt es in der Ligaphase zu mehr unterschiedlichen Duellen. Anstatt je zweimal gegen drei Teams zu spielen, duelliert sich jede Mannschaft je einmal mit acht unterschiedlichen europäischen Rivalen, je viermal zu Hause und viermal auswärts. Ein erweitertes Kräftemessen und ein Abwechslung bringendes Element. Eine Frische, die dem verstaubten, alten Wettbewerb völlig abhandengekommen war und ihm nun zu neuem Glanz verhelfen wird.

Kontra
Benjamin ZurmühlStellvertretender Ressortleiter Sport

Nein, die Reform ist ein einziges Fiasko

Endlich wird wieder was für die Reichen getan. Für die großen Klubs, für die Barcelonas, für die Manchesters, für die Paris Saint-Germains dieser Welt. Denn der neue Modus bietet noch mehr Champions-League-Plätze. Italien und Deutschland dürfen dieses Jahr mit fünf Teams antreten, vor 15 Jahren waren es noch bestenfalls drei. Die kleineren Mannschaften verschwinden Stück für Stück.

Es wird alles dafür getan, die großen Klubs bei Laune zu halten – aus Angst vor Alternativen wie der "Super League". Mit jeder Reform werden die Chancen für Außenseiter verringert. Die haben kaum eine andere Wahl, als die Änderungen zu akzeptieren. Sensationen wie Apoel Nikosia im Viertelfinale (2011/12), Ajax im Halbfinale (2018/19) oder Porto (2003/04) als Finalsieger werden immer rarer. Stellen Sie sich vor, der DFB-Pokal würde jetzt Rückspiele einführen. Hätten wir dann Saarbrücken vergangene Saison im Halbfinale erlebt? Wahrscheinlich nicht.

Mit den zwei Extraspielen in der Ligaphase der Champions League und der Zwischenrunde vor dem Achtelfinale werden weitere Hürden eingeführt, an denen die "Kleinen" eher scheitern werden als die "Großen". Dazu gibt's auch noch mehr Spiele zum Vermarkten, mehr Geld für die Uefa. Das wird auch an die Klubs verteilt, sodass die Schere innerhalb der Ligen weiter auseinandergeht. Schon in Deutschland ist die Kluft zwischen den Champions-League-Teams und den Nicht-Champions-League-Teams groß. In anderen Ländern ist sie riesig und wird durch die Reform weiter vergrößert. Es wird also nicht nur innerhalb der "Königsklasse", sondern auch darüber hinaus eine Zwei-Klassen-Gesellschaft befeuert.

Und da sind wir noch gar nicht bei der Belastung für die Spieler angekommen. Denn die 22 Akteure auf dem Platz leiden am meisten unter den Zusatzspielen. Jürgen Klopp sagte schon 2021: "Mehr Spiele sind unmöglich. Die Strukturen sind für mehr Spiele nicht ausgerichtet." Pep Guardiola pflichtete ihm bei: "Es wird mehr Verletzungen geben. Die Uefa weiß es, kümmert es sie? Absolut nicht." Recht haben sie. Die Reform ist ein einziges Fiasko.

 
 
 
 
 
 
 

Ausgelost werden die Champions-League-Gruppen am Abend des 29. August. Der erste Spieltag findet dann vom 17. bis zum 19. September statt.

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Verwendete Quellen
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