Krise in Berlin Zwei Covic-Nachfolger bei Hertha im Gespräch
Die Bundesliga-Pleite in Augsburg war der bittere Höhepunkte der vergangenen Hertha-Wochen. Aktuell ist Ante Covic noch Cheftrainer des Hauptstadtklubs. Doch weitere Namen werden inzwischen gehandelt.
Im fernen Kalifornien verfolgte Jürgen Klinsmann den Absturz von Hertha BSC und dem schwer angeschlagenen Cheftrainer Ante Covic fassungslos vor dem Fernseher. Mit dem früheren Bundestrainer als Mitglied des Aufsichtsrates und dem Kroaten an der Seitenlinie wollten die Berliner in eine goldene Zukunft durchstarten – doch jetzt muss die ambitionierte Hertha nach dem blamablen 0:4 (0:2) beim FC Augsburg erst einmal einen Notfallplan entwerfen, um das sportliche Überleben in der Fußball-Bundesliga zu sichern.
Das Experiment mit Covic als Trainer steht vor dem Aus. Ob der 44-Jährige am Samstag gegen Borussia Dortmund eine allerletzte Chance erhält, erscheint angesichts der indiskutablen Vorstellung seiner Mannschaft und der vierten Pleite in Folge mehr als fraglich. Die Spekulationen um die Nachfolge von Covic haben längst begonnen. Die Nachrichtenagentur SID schreibt von zwei möglichen Varianten.
Auch Klinsmann spielt dabei eine Rolle. Der 55-Jährige könnte als mögliche Interimslösung einspringen, bis ein neuer Trainer gefunden ist. Die zweite Variante, dass Klinsmann mit seinem Netzwerk Hertha-Manager Michael Preetz bei der Trainersuche unterstützt, ist jedoch die wahrscheinlichere. Auch der bei Bayern München kürzlich entlassene Niko Kovac gilt als Kandidat. Kovac ist in Berlin geboren und hat für die Hertha gespielt.
Preetz hielt sich bedeckt
Preetz wollte sich zu den Gerüchten und zur prekären Lage zunächst nicht äußern. Mit finsterer Miene hatte er am Sonntagabend das Augsburger Stadion verlassen. Er müsse das "erst einmal sacken lassen", sagte er nur kurz. Deutlicher wurde Kapitän Niklas Stark: "Das war ein Schlag in die Fresse."
Und der war auch am Tag danach noch nicht verdaut. Mit den Händen in den Taschen betrat Covic am Montag um kurz vor zehn Uhr den in Nebel getauchten Schenkendorfplatz auf dem Vereinsgelände zum 45-minütigen Auslaufen. Die kämpferische Botschaft: "Aufgeben gibt es in meinem Leben nicht", sagte Covic. In der eigenen Hand hat er es ohnehin nicht, ob er beim Spiel gegen Dortmund noch Hertha-Trainer ist und sprechen will er darüber auch eher weniger. "Ich werde mich mit Samstag null beschäftigen, weil ich noch ein, zwei Tage benötige, das alles zu verarbeiten, was da gestern leider passiert ist", so der Coach.
Schon am Sonntag wusste er nach dem fußballerischen Offenbarungseid seines Teams, das teilweise Auflösungserscheinungen zeigte, dass es eng für ihn werden wird. "Ruhiger wird es mit Sicherheit nicht", sagte er und fügte konsterniert an: "Berechtigterweise." Er sei aber "der Allerletzte, der an sich denkt. Es geht nur um den Verein, dem ich 20 Jahre diene. Wir tun alle gut daran, den Negativtrend schnellstmöglich aufzuhalten."
Herber Tiefschlag für Covic
Nur wie? Der 44-Jährige, der im Sommer als Nachfolger von Pal Dardai seine erste Bundesligastation antrat, wirkte nach dem herben Tiefschlag ratlos. Warum seine seit fünf Spielen sieglose Mannschaft die Vorgaben nach der zweiwöchigen Länderspielpause nicht umgesetzt habe? "Ich weiß es nicht, an was es liegt", sagte er. Was er allerdings wusste: "Das war fahrlässig."
Das dürfte auch Geldgeber Lars Windhorst so sehen. Der Unternehmer hat 224 Millionen Euro für 49,9 Prozent der KGaA-Anteile bezahlt und will Hertha BSC zum nationalen Spitzenklub und Stammgast im Europapokal formen. Von derartige Zielen sind die Berliner jedoch meilenweit entfernt.
Der graue Alltag sieht Abstiegskampf vor, auch wenn Stark meinte, "dass es noch zu früh ist, darüber zu reden". Dabei genügt ein Blick auf die Tabelle, die Hertha auf Platz 15 mit nur elf Punkten aus zwölf Spielen zeigt.
- Nachrichtenagentur SID