Rückschlag im Titelkampf BVB hadert nach Drama: "Haben uns nicht mehr gewehrt"
3:3 nach 3:0-Führung gegen Hoffenheim: Wie schon gegen Bremen und Frankfurt brachte der BVB eine Führung nicht über die Zeit. Von einem Problem wollen die Verantwortlichen aber noch nichts wissen.
Es war nur ein Versprecher, doch er spiegelte die Gefühlswelt bei Borussia Dortmund ziemlich genau wider. "Die Niederlage", sagte Sebastian Kehl, der Chef der Lizenzspielerabteilung, mit grimmigem Gesichtsausdruck, "äh, ich meine natürlich das Unentschieden, haben wir uns selbst anzukreiden."
Dieses 3:3 (1:0) des BVB gegen die kämpferisch starke TSG Hoffenheim brachte auf dem Papier immerhin einen Zähler - und doch fühlte es sich für den Tabellenführer wie zwei verlorene Punkte an. Schließlich hatte Dortmund bis zur 75. Minute nach Treffern von Jadon Sancho (32.), Mario Götze (43.) und Raphael Guerreiro (66.) mit 3:0 geführt.
Kehl: "Haben uns nicht mehr gewehrt"
Selbst das Fehlen des verletzten Kapitän Marco Reus und des erkrankten Trainers Lucien Favre schien das Team nicht aufzuhalten. Die Fans sangen schon vom Meistertitel - doch dann brach der BVB ein. Ishak Belfodil (75., 87.) und Pavel Kaderabek (83.) drehten die Partie und versetzten den Dortmundern einen herben Dämpfer.
"Ganz leicht ist es nicht zu erklären", gab Kehl zu: "Wir haben angesprochen, dass Hoffenheim mit Wucht und Körpergröße kommen wir. Wir haben uns nicht mehr richtig gewehrt, nicht die Ruhe gehabt. Das Unentschieden tut weh." Vor allem, weil Verfolger Bayern München die Chance nutzte, durch den 3:1-Sieg gegen Schalke 04 bis auf fünf Zähler an den Tabellenführer heranzurücken.
Hoffenheim-Drama erinnert an Revierderby 2017
Schon beim 1:1 in der Liga bei Eintracht Frankfurt und beim Aus im DFB-Pokal gegen Werder Bremen hatte Dortmund eine Führung aus der Hand gegeben. Der Verlauf des Hoffenheim-Spiels war aber noch dramatischer - und er erinnerte fast an das 4:4 im Derby gegen Schalke 04 im November 2017 - da hatte der BVB sogar 4:0 geführt.
Ob der BVB ein Problem habe, wurde Co-Trainer Edin Terzic, der gemeinsam mit Manfred Stefes für den erkrankten Favre an der Seitenlinie stand, gefragt. Sein Antwort: "Nein, wir sind immer noch Erster."
"Das darf nicht passieren, dann müssen wir es einfach auch mal verteidigen", forderte Julian Weigl. Dass Coach Favre krank im Bett lag und nicht an der Seitenlinie eingreifen konnte, ließ Weigl nicht als Ausrede gelten: "Wir haben unsere Automatismen, und die Co-Trainer haben ihre Sache gut gemacht."
Telefonkontakt mit Favre während des Spiels
Zumal Favre auch während des Spiels im ständigen Austausch mit seinen Assistenten stand und versuchte, via Telefon einzuwirken. Letztlich vergebens.
Für den Coach beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit. Während schon jetzt klar ist, dass der am Oberschenkel verletzte Marco Reus zumindest das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Tottenham Hotspur am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) verpassen wird, hofft der an einer Grippe erkrankte Favre auf eine schnelle Genesung. Gegen die TSG blieb der Coach aus Sicherheitsgründen zu Hause, berichtete Manager Michael Zorc bei Sky: "Der Arzt hat gesagt, dass er die Spieler anstecken könnte, wenn er zu nahen Kontakt zur Mannschaft habe."
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Bei allem Ärger mahnte Kehl an, nun nicht in Hektik zu verfallen. "Wir sind im Erfolgsfall ruhig geblieben, und das werden wir auch jetzt so machen", sagte er - wohlwissend, dass sich die Chance zur Wiedergutmachung ja schon am Mittwoch in der Königsklasse bietet. "Das wird ein ganz anderes Spiel", meinte Kehl: "Es ist gut für uns, dass wir erst einmal auswärts ran müssen."
- Nachrichtenagentur sid