Kuriositäten im Abstiegskampf Als Arminia Bielefeld Jörg Berger für einen Spieltag verpflichtete

Abstiegskampf zehrt an den Nerven. An denen der Spieler, der Fans, der Trainer und nicht zuletzt an denen der Vereins-Offiziellen. Wenn es um das nackte Überleben in der Bundesliga geht, greifen die Entscheidungsträger der bedrohten Klubs deshalb oftmals zu extremen Maßnahmen, um den drohenden Gang in die Zweitklassigkeit doch noch zu verhindern. Am kuriosesten ist dabei wohl die Geschichte von Arminia Bielefeld in der Saison 2008/2009. Da wurde bis kurz vor Schluss an Trainer Michael Frontzeck festgehalten. Nur am allerletzten Spieltag, da sollte es dann plötzlich Feuerwehrmann Jörg Berger richten. Als Trainer für ein einziges Spiel.
Die Bielefelder Verantwortlichen waren nach dem 33. Spieltag und der 0:6-Niederlage bei Borussia Dortmund zur Überzeugung gekommen, dass es mit Trainer Michael Frontzeck nicht mehr weiter geht. Ihre Lösung: Feuerwehrmann Jörg Berger sollte die Arminia am letzten Spieltag retten. Mit der Frankfurter Eintracht hatte er ja genau zehn Jahre zuvor ein ähnliches Wunder geschafft (Lesen Sie dazu: Die größten Abstiegsdramen der Bundesliga-Geschichte).
Ein Spiel und dann schon weg
Das Wunder auf der Alm blieb trotz Berger dennoch aus. Gegen Hannover 96 gab es zu Hause lediglich ein 2:2-Unentschieden. Der Bielefelder Abstieg war besiegelt, die Arminia wurde gar noch Tabellenletzter. Und Berger? Der wurde direkt nach dem Abstieg von Geschäftsführer Roland Kentsch und Manager Detlev Dammeier nach nur einem Spiel schon wieder entlassen. Ein absolutes Novum in der Bundesliga-Historie und in Sachen Abstiegskampf wohl die ungewöhnlichste Maßnahme in der langen Geschichte der höchsten deutschen Spielklasse.
Insgesamt war Berger dadurch lediglich fünf Tage Trainer bei den Ostwestfalen. Die insgesamt 16. Stelle als Übungsleiter in Westdeutschland war für den ehemaligen Jugend-Auswahltrainer in der DDR gleichzeitig auch die letzte in seiner Karriere. Für die Bielefelder bedeutete der Abstieg den langfristigen Abschied aus der Bundesliga.
Der HSV und der "Geistheiler"
Bielefeld und der Trainerwechsel in der letzten Sekunde ist jedoch nicht das einzige Kapitel in Sachen Kuriositäten im Abstiegskampf. Auch in dieser Spielzeit wird wieder zu jeder erdenklichen Hilfe gegriffen. Der Hamburger SV, kurz vor dem ersten Bundesliga-Abstieg in der Vereinshistorie, sucht im entscheidenden Moment der Saison Hilfe bei einem Bio-Energetiker. Joseph Kuhnert soll den Profis der Hanseaten mithilfe von Bergkristallen helfen, die Klasse zu halten.
Trainer Mirko Slomka verteidigt den "Geistheiler", den er persönlich zum Team holte: "Wir haben jemanden im medizinischen Bereich dazu geholt. Es geht weniger um mentale Dinge." Kuhnert selbst verriet gegenüber der "Hamburger Morgenpost", wie er den Bundesliga-Dino vor dem Abstieg retten will: " Es ist eigentlich ganz einfach. Ich führe Körper, Seele und Geist in die Harmonie zurück und gleiche die vier Elemente aus." Wenn es so einfach wäre, müsste der HSV in der Tabelle eigentlich deutlich besser dastehen.
Hoffenheims Spieler schießen aufeinander
Mit reichlich Fantasie ging auch die TSG Hoffenheim in der letzten Saison die Mission Klassenerhalt an. Im Ligaendspurt trafen sich die Kicker der TSG zum gemeinsamen Paintball-Wettgeballer. Die Idee dahinter: durch das muntere Aufeinanderschießen sollte der Teamgeist in der Truppe verbessert werden.
Gebracht hat es was. 1899 schaffte am letzten Spieltag durch einen Sieg bei Borussia Dortmund den Sprung auf den Relegationsplatz und sicherte sich in den beiden Entscheidungsspielen gegen Kaiserslautern doch noch den kaum mehr für möglich gehaltenen Verbleib in der Bundesliga.
Manche Ideen zünden also, manche kann man getrost als völlig misslungen betrachten. Ob die Idee des HSV mit "Geistheiler" Joseph Kuhnert zündet, kann man jetzt noch nicht sagen. Klar ist nur eines: So oder so ist es ein weiteres Kapitel im kuriosen Abstiegskampf der Bundesliga.