Bundesliga Heidel über Fan-Proteste in Bundesliga: "Eine Machtprobe"
Immer wieder Tennisbälle, immer wieder Unterbrechungen: Die organisierten Fans sorgen mit ihren Aktionen bei den Fußballclubs zunehmend für Verdruss.
Unter den Managern, Trainern und Spielern wächst der Unmut über die von anhaltenden Fan-Protesten ausgelösten Spielunterbrechungen in der Fußball-Bundesliga. "Ich glaube, es ist ein bisschen so eine Machtprobe, was ich brutal bedaure", sagte Sportvorstand Christian Heidel vom Bundesligisten FSV Mainz 05: "Wir machen jetzt den Fußball dadurch kaputt."
Unter anderem das Spiel der Mainzer gegen den FC Augsburg (1:0) war wegen der Aktionen von den Rängen mehrfach unterbrochen worden. "Irgendwann müssen wir alle die Köpfe einschalten, müssen miteinander reden und es erklären", forderte Heidel, der von den Kritikern noch keine bessere Lösung für höhere Vermarktungschancen als den umstrittenen Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga gehört habe.
Rosen: Größte Eskalationsstufe noch nicht erreicht
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Viele Fans protestieren in den Stadien seit Wochen vor allem durch das Werfen von Gegenständen gegen den Einstieg, immer wieder werden Spiele unterbrochen.
Sollte Mainz als Bundesligist im kommenden Sommer sieben oder acht Millionen Euro vom TV-Geld abtreten müssen, um die Binnenfinanzierung zu realisieren, veranschaulichte Heidel, "dann kann ich jetzt schon garantieren: Dann wird das hier nicht nur eng, dann wird das mega eng."
Geschäftsführer Alexander Rosen von der TSG Hoffenheim befürchtet, dass die größte Eskalationsstufe noch nicht erreicht ist: "Aber vielleicht muss es irgendwann mal vorbei sein, dass sich was ändert." Die Partie der Hoffenheimer gegen Union Berlin (0:1) habe "dieses Mal wirklich vor einem Abbruch" gestanden.
Wunsch nach Lösungen
Heidenheims Trainer Frank Schmidt empfand den ungewohnt kurzen Protest beim Spiel des Aufsteigers gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen (1:2) als angemessen: "Am Ende war es ein Protest, der angekommen ist. Kurz und knackig, so muss es sein."
Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle vom VfB Stuttgart wünscht sich Lösungen, "damit wir wieder vernünftig Fußball spielen können - ohne Tennisbälle, die gehören auf den Tennisplatz", sagte er beim Ball des Sports in Frankfurt.
Ähnlich hatte sich zuvor auch Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl geäußert. So wie jetzt könne es nicht weitergehen, meinte der Ex-Profi: "Es macht vielen Zuschauern im Stadion keinen Spaß, den Spielern auch nicht - und das Spiel leidet auch noch darunter." Das bestätigte BVB-Kapitän Emre Can: "Wir leiden extrem darunter, verlieren unseren Rhythmus. Deswegen hoffe ich, dass es bald ein Ende hat."
- Nachrichtenagentur dpa