Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Ersatz für Manuel Neuer Das Schlimmste, was passieren konnte

Jonas Urbig kam durch die Verletzung von Manuel Neuer unerwartet zu seinem Debüt beim FC Bayern. Die Verantwortlichen vertrauen dem 21-Jährigen. Zu Recht?
Es war eine kuriose Situation um Manuel Neuer – und eine mit Folgen für den FC Bayern. Der bald 39 Jahre alte Torhüter hat sich beim 3:0 der Münchner in der Champions League gegen Bayer Leverkusen einen Muskelfaserriss in der rechten Wade zugezogen. Damit fällt der Kapitän voraussichtlich bis nach der Länderspielpause Ende März aus, wie der Rekordmeister am Freitag mitteilte.
Neuer musste durch den im Winter vom 1. FC Köln verpflichteten U21-Nationaltorwart Jonas Urbig ersetzt werden. Dieser gab sein Debüt im Bayern-Trikot – und das ausgerechnet in der Champions League. Urbig wird nun im Tor stehen, bis Manuel Neuer zurückkehrt. Also auch im Rückspiel des Achtelfinales gegen Bayer Leverkusen am kommenden Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online).
Nun wird diskutiert, ob mit Urbig die Gewinnchancen für die Bayern sinken. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus etwa sieht im Torwartwechsel eine Gefahr: "In solchen Spielen wie dem anstehenden Rückspiel kommende Woche spielt auch Erfahrung keine unwichtige Rolle – diese hat Urbig nicht", sagte er dem Pay-TV-Sender Sky.
Es stellt sich daher die Frage:
Ist Torwart Jonas Urbig ein Risiko für die Bayern?

Bayern sollte sich große Sorgen machen
Die Verletzung von Manuel Neuer ist das Schlimmste, was den Bayern in dieser Saisonphase passieren konnte. Mindestens bis zur Länderspielpause, vielleicht sogar noch ein, zwei Spiele darüber hinaus, muss der Rekordmeister auf Neuer verzichten. Das heißt: Auch im Rückspiel gegen Bayer Leverkusen nächste Woche ist Deutschlands ehemalige Nummer eins nicht dabei. Und das sollte den Bayern große Sorgen bereiten.
Jonas Urbig, der Neuer wohl ersetzen wird, ist erst seit dem Winter in München. Zuvor saß er auf der Ersatzbank in Köln, hat die letzten Wochen nur trainiert und wurde im Hinspiel gegen Leverkusen nun ins kalte Wasser geworfen. Ein Debüt unter absolut stressigen Bedingungen – und dafür machte es Urbig sogar recht gut. Aber so ehrlich muss man auch sein: Leverkusen erwischte einen absolut schwachen Tag und hatte kaum Torchancen. Jonas Urbig wurde wenig gefordert.
Ab sofort muss er aber liefern. Die weiteren Torhüter, Sven Ulreich und Daniel Peretz, sind seit Wochen aus verschiedenen Gründen außen vor, für die Startelf sind wohl beide vorerst keine Option. Bayern muss auf Urbig setzen. Entscheidend wird nun sein, wie der 21-Jährige mit dem unfassbaren Druck umgeht. Vor allem im Rückspiel gegen Leverkusen.
Das 3:0-Hinspielergebnis sollte die Bayern etwas ruhiger schlafen lassen. Aber dass die Abwehr gelegentlich für einen Wackler gut ist, hat sie in dieser Saison schon einige Male gezeigt. Und dann haben die Bayern einen jungen, unerfahrenen Torwart im Kasten, der möglicherweise einen Fehler ausbügeln muss. Das Risiko, dass er dem nicht gewachsen ist, ist groß.
Für Jonas Urbig ist der Ausfall von Manuel Neuer zwar eine Chance – diese kann aber sowohl Fluch als auch Segen bedeuten.

Ein großes Versprechen für die Zukunft
Es stimmt: Jonas Urbig hat noch nie bei einem großen Klub gespielt. Er kam erst im Winter nach München, hat bislang nur trainiert. Jetzt tritt er in große Fußstapfen, soll einen unangefochtenen Weltklasse-Torwart ersetzen. Jonas Urbig ist ganz sicher kein Manuel Neuer – muss das aber zum Glück auch gar nicht sein.
Mit seinen erst 21 Jahren steht Urbig vor großen Spielen, in denen es fortan auch auf ihn ankommen wird. Das Gute daran: Er hat jetzt schon den gesamten Klub hinter sich. Zwar beorderten ihn die Bayern kurz nach seinem Wechsel auf die Ersatzbank. Dem Klub war aber jederzeit bewusst, dass sich Neuer verletzen könnte. Sie setzten also auf Urbig, in dem Wissen, dass er einsatzbereit sein würde. Ein großes Versprechen für die Zukunft.
Die Münchner haben ihn ja nicht nur verpflichtet, um eines der größten deutschen Talente auf der Bank schmoren zu lassen. Urbig soll lernen, soll sich weiterentwickeln – "und dass kann er ja nur, wenn er auch spielt", verriet Neuer bereits die Absprache, die eigentlich ab der kommenden Saison greifen sollte: Unabhängig von Neuers Gesundheitszustand sollte Urbig für einige Partien anstelle der jahrelangen Nummer eins im Tor stehen.
Nun spielt er früher als gedacht – und das ist gut so. Denn auch junge Torhüter wachsen an Erfahrung, Fehlern und Vertrauen. Neuer wird sich erinnern: Bei seinem Bayern-Debüt unterlief ihm ein folgenschwerer Patzer. Mit einem Fehlpass schenkte er Gladbach den Sieg (0:1) am ersten Spieltag der Saison 2011/12. Auch Deutschlands ehemalige Nummer eins musste erst einmal lernen, um dann eine neue Ära zu prägen.
Wieso also nicht auch Urbig? Die Weichen für seine Karriere im Münchner Tor sind gestellt: Mit dem Verein, den Fans und mit Neuers Vertrauen im Rücken kann wenig schiefgehen. Und wenn doch, dann wird er daraus etwas mitnehmen – so wie einst auch Manuel Neuer.
Am Samstag erwarten die Bayern in der Allianz Arena den VfL Bochum (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei t-online). Dann wird Urbig auch sein Debüt in der Bundesliga feiern.
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