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FC Bayern: Thomas Helmer kritisiert Trainerlegende Ottmar Hitzfeld


Ex-Bayern-Star über Meistertrainer
"Das werfe ich ihm noch bis heute vor"


Aktualisiert am 09.01.2025 - 18:02 UhrLesedauer: 4 Min.
Thomas Helmer (r.) und Carsten Jancker: Die Bayern verloren 1999 dramatisch.Vergrößern des Bildes
Thomas Helmer (r.) und Carsten Jancker: Die Bayern verloren 1999 dramatisch.
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Die Bayern wollten 1999 Geschichte schreiben. Doch dann kam alles anders. Frühere Spieler erinnern sich an die turbulente Zeit zurück.

Der FC Bayern hat in seiner Vereinshistorie bereits sämtliche Erfolge gefeiert. Darunter fallen allein sechs Titel in der Champions League und im Europapokal der Landesmeister, über die der deutsche Rekordmeister jubeln konnte. Einen verpassten sie allerdings 1999. Diese Dramatik, mit der die Bayern das damalige "Königsklassen"-Endspiel gegen Manchester United (1:2) verloren – sie lässt die Protagonisten von damals bis heute nicht los.

Eine ZDF-Dokumentation beleuchtet nun die 1990er-Jahre des Klubs; in einer der fünf Folgen geht es speziell auch um dieses Finale zur Jahrtausendwende. Dafür holte der Sender altbekannte Stars vor die Kamera. In "FC Hollywood – Der FC Bayern und die verrückten 90er" kommen unter anderem die Bayern-Legenden Mario Basler, Thomas Helmer, Markus Babbel, Mehmet Scholl, Stefan Effenberg, Lothar Matthäus sowie Trainerikone Ottmar Hitzfeld zu Wort und erinnern sich an die gemeinsame Zeit.

t-online hat die Dokumentation vorab gesehen und gibt einen ersten Einblick in eine ganz spezielle Situation in dem Finale im Camp Nou (Barcelona), das nun schon gute 26 Jahre zurückliegt.

Die 1990er-Jahre des FC Bayern sind nicht nur den Protagonisten von damals in Erinnerung geblieben. Auch Fans und Reporter können sich lebhaft an diese Jahre erinnern, eine Zeit, in der ein vermeintlicher "Maulwurf" Interna über Skandale und sportliche Misserfolge herausgegeben haben soll (mehr dazu lesen Sie in einem weiteren Text zu der Dokumentation bei t-online am Freitag).

Die Wende zurück zu Zeiten, in denen wieder mit sportlichen Erfolgen Schlagzeilen geschrieben wurden, sollte 1998 Ottmar Hitzfeld als neuer Trainer bringen, der zuvor zweimal sensationell mit Borussia Dortmund Deutscher Meister und einmal Champions-League-Sieger geworden war. Der zum Selbstläufer gewordene Spitzname des Klubs "FC Hollywood" sollte begraben werden.

"Wir wussten, wir sind nah dran"

Gleich im ersten Hitzfeld-Jahr wurden die Bayern wieder Meister. Es war übrigens der erste von drei Meistertiteln in Folge. Die kommende Champions-League-Saison hatte es dann aber direkt in sich: Bayern erwischte eine wahre Horrorgruppe mit den Schwergewichten Manchester United und FC Barcelona, die man am Ende aber dennoch auf Platz eins abschließen konnte. Über Kaiserslautern (Viertelfinale) und Dynamo Kiew (Halbfinale) erreichten die Bayern schließlich das Endspiel am 26. Mai 1999 gegen Manchester United.

Es kam also zum Wiedersehen mit Superstar David Beckham und Co. – und erstmals nach 23 Jahren sollte der Henkelpott zurück an die Isar geholt werden. Für das Trio um Mario Basler, Thomas Helmer und Lothar Matthäus im höheren Fußballeralter eine wohl letzte Chance, die "Königsklasse" zu gewinnen.

Verteidiger Markus Babbel haderte schon vor dem Finale mit sich selbst: "Ich war schon die ganze Woche über so seltsam angespannt. Ich konnte das gar nicht genießen – was ich von mir so nicht kannte." Das Ziel aber war allen klar, erklärt Mehmet Scholl in der ZDF-Doku: "Wir waren ein Spiel davor, etwas ganz Großes zu schaffen." Auch t-online-Kolumnist Stefan Effenberg war positiv gestimmt: "Wir wussten, wir sind nah dran."

Die Alkoholnacht vor dem großen Finale

Mario Basler saß am Abend vor dem großen Spiel bis tief in die Nacht an der Hotelbar, er erzählt: "Ich habe ein paar Bier und Wodka Lemon getrunken und meine Zigarette geraucht." Obwohl Trainer Hitzfeld und der damalige Manager Uli Hoeneß auf den Mittelfeldspieler eingeredet hatten, blieb Basler an der Bar sitzen. Hoeneß habe dann gesagt: "Ja, dann kannst du morgen aber nicht spielen." Basler konterte: "Gut, dann können wir auch nicht gewinnen."

Am Ende stand Basler in der Startelf. Und ausgerechnet er schoss die Bayern nach nur sechs Minuten per Freistoß in Führung. Der Traum vom Titel wurde plötzlich Realität und hielt auch lange Zeit an. Bis ins letzte Drittel des Spiels – und einer wohl folgenreichen Auswechslung.

Anführer Lothar Matthäus wurde nach 81 Minuten gegen Thorsten Fink ausgewechselt. "Da das Spiel temporeich war und wir viel nach vorn gespielt haben, habe ich mich nach 75 Minuten sehr müde gefühlt", sagt Matthäus in der Doku. Die Mannschaft war verwirrt. "Es war ein Wechsel, der uns gehörig durcheinander gewürfelt hat", erinnert sich Mehmet Scholl. Auch Effenberg meint: "Wenn du auswechseln musst kurz vor Schluss, wenn du führst, ist das nie gut für ein Gefüge innerhalb der Mannschaft."

Ein anderer Bayern-Spieler wird auch knapp 26 Jahre später sehr deutlich: Thomas Helmer verstand die Auswechslung überhaupt nicht: "Weil Manchester vier Stürmer auf dem Feld hatte." Er fragt sich noch heute, wieso Trainer Ottmar Hitzfeld nicht auf ihn statt Thorsten Fink setzte: "Das werfe ich ihm auch bis heute vor."

Die Bayern hatten in dem großen Finale bis zur 90. Minute 1:0 geführt, in der Nachspielzeit drehte Manchester United jedoch die Partie durch zwei Tore von Teddy Sheringham (90. Minute +1) und Ole Gunnar Solskjaer (90.+3) und feierte am Ende mit einem 2:1 den Titelgewinn. Der Münchner Traum war innerhalb von drei Minuten geplatzt.

Helmer glaubt auch den Grund zu kennen, warum Hitzfeld ihn damals nicht einsetzte. Schuld sei das erste Gruppenspiel gegen Brondby Kopenhagen (1:2) gewesen: "Ich habe in Brondby ein Eigentor gemacht." Hitzfeld sei der Meinung gewesen, dass er auch das zweite Gegentor verschuldet hatte. "Seitdem habe ich keine einzige Minute mehr in der Champions League gespielt", so Helmer.

Das verlorene Finale im Camp Nou (Barcelona) gegen Manchester United sollte auch das Ende der Mannschaft bedeuten. Helmer, Basler, Babbel und Matthäus – sie alle verließen den FC Bayern nach der Finalpleite. Effenberg und Hitzfeld hingegen blieben – und feierten nur zwei Jahre später den langersehnten Titelgewinn der Champions League mit einem Sieg im Finale gegen den FC Valencia (5:4 i. E.) doch noch.

Sendehinweis: Die Dokumentation "FC Hollywood – Der FC Bayern und die verrückten 90er" steht ab Freitag (10 Uhr) in der ZDF-Mediathek auf Abruf. Am 17. und 18. Januar laufen die fünf Folgen auch im frei empfangbaren Fernsehen.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: Dokumentation "FC Hollywood - Der FC Bayern und die verrückten 90er"
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