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Thomas Tuchel verlässt den FC Bayern: Darum ist er ein Gewinner


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Trainer geht definitiv
Thomas Tuchel hat gewonnen

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 18.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Thomas Tuchel auf einer Pressekonferenz des FC Bayern: In der kommenden Saison ist der 50-Jährige nicht mehr Bayern-Trainer.Vergrößern des Bildes
Thomas Tuchel auf einer Pressekonferenz des FC Bayern: In der kommenden Saison ist der 50-Jährige nicht mehr Bayern-Trainer. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago-images-bilder)

Keine Kehrtwende: Thomas Tuchel wird den FC Bayern im Sommer verlassen. Ein Verlust – für den deutschen Rekordmeister. Denn in den letzten Wochen hat der Trainer etwas Bemerkenswertes geschafft.

Er musste viele Schläge einstecken seit der vergangenen Sommerpause. Die vom Klub vertrödelten Transferfenster, abgetan vom Vorstandschef mit einem jovialen "er muss jetzt etwas kreativer sein". Die im Februar beschlossene vorzeitige Trennung. Die merkwürdige Kritik von Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Die fast täglichen Wasserstandsmeldungen zu möglichen Nachfolgern.

Dass Thomas Tuchel trotzdem noch zu einem neuen Versuch bereit war und sich auf Gespräche mit den Bayern einließ, spricht für seinen Charakter und für seine Leidenschaft für Klub und Spieler.

Nun aber ist endgültig klar: Es gibt kein "Weiter". Nach dieser Saison ist Thomas Tuchel nicht mehr Trainer des FC Bayern. Es ist ein Verlust für den Klub – und der scheidende Fußballlehrer geht als Sieger. Es sind aber keine Erfolge, die er sich in die Vitrine stellen kann – er geht als moralischer Gewinner.

Denn so sehr sich der Bayer durch – auch öffentlich eingestandene – eigene Fehler selbst angreifbar machte, so dünnhäutig er sich zu oft von nicht selten geifernden "Fieldreportern" vor und nach den Spielen seiner Mannschaft zu teils patzigen, teils trotzigen Antworten provozieren ließ, so sehr hat sich das Bild in den letzten Wochen gewandelt.

Es muss intern etwas gewachsen sein

In der Champions League spielten die Bayern zeitweise groß auf, setzten sich im Viertelfinale gegen das favorisierte Arsenal durch. Nach dem Rückspiel postete der Klub ein Jubel-Foto aus der Kabine: Die Stars in Ekstase – mittendrin Tuchel in Siegerpose, Herbergsvater, Lehrer, Freund in Personalunion. Im Halbfinale scheiterten die Bayern dann an den ewigen Königsklasse-Kaventsmännern von Real Madrid, und das nur unter widrigsten Umständen, und wer beim Interview nach der Partie in Tuchels tränende Augen sah, der bekam spätestens da einen Eindruck davon, was entgegen aller Meldungen von Rissen zwischen Trainer und Mannschaft intern gewachsen sein muss.

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Und er behielt auch mit seinen Warnungen und Mahnungen zur Kaderdichte Recht. Ein Beispiel: Vor der Saison forderte Tuchel noch weitere Verstärkungen, bekam aber keine einzige und musste im Laufe des Jahres immer wieder umbauen. Notgedrungen schob er seit Mitte Februar Joshua Kimmich auf die ihm ungeliebte Rechtsverteidigerposition – und der Nationalspieler glänzt seitdem meist mit Konstanz und sicherem Spiel, wo er im Mittelfeld immer wieder mal zu hastig wirkt. Dafür im Zentrum? Der junge Aleksandar Pavlović, den Tuchel selbst an die erste Mannschaft heranführte.

Fans des Rekordmeisters setzten sich mit einer zig tausendfach unterzeichneten Petition für seinen Verbleib ein, zuletzt wurde dazu vermeldet, dass auch zahlreiche Bayern-Spieler von Rang mit dem streitbaren Trainer weitermachen wollten. Manuel Neuer, Thomas Müller und weitere Führungsspieler, sie sollen bei den Chefs vorstellig geworden sein, um vehement für Tuchel einzutreten.

Es half nichts.

"Da entsteht eine Bindung"

"Es war sehr schwer" sagte Tuchel am Freitag auf seiner letzten Pressekonferenz als Bayern-Trainer (mehr dazu lesen Sie hier). "Je länger eine Saison dauert und je mehr Erlebnisse Sie haben (...), desto mehr schweißt es einen zusammen". Er sei „ein bisschen traurig, weil ich ungern Mannschaften verlasse und auch den Staff. Es gehören 60, 70 Personen dazu, die man jeden Tag sieht. Das beginnt mit den Ordnern in der Garage, dann die Jungs in der Küche (...). Das geht so weiter und da entsteht eine Bindung, deshalb ist das immer schwer und traurig."

Ob er Stolz empfinde, sich als Gewinner sehe? "Stolz ist das falsche Wort. (...) es geht nicht um Stolz, es geht nicht um Ego, es geht nicht darum, Gewinner zu sein. Es geht darum, den Beruf mit ganzer Leidenschaft zu leben."

Und doch steht Thomas Tuchel am Ende als Gewinner da.

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