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Der Fall Tymoschtschuk: Darum brach die Ukraine mit dem Ex-Bayern-Star


Einstiger Held
Bruch mit der Ukraine: Ex-Bayern-Star ist unerwünscht

Von t-online, wl

12.06.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 1013326782Vergrößern des Bildes
Bruch mit dem Heimatland: Anatolij Tymoschtschuk. (Quelle: IMAGO/Maksim Konstantinov)

In der Ukraine war er einst ein gefeierter Held. Jetzt ist Ex-Bayern-Spieler Anatolij Tymoschtschuk in seinem Heimatland nicht mehr erwünscht. Aber warum eigentlich?

"Jeder Mensch ist eine eigene Persönlichkeit und bekommt das, was er verdient", sagte Anatolij Tymoschtschuk einmal in einem Interview. Damals war der Defensivakteur gerade 30 Jahre alt und stand vor dem größten Wechsel seiner Profikarriere: Tymoschtschuk heuerte im Sommer 2009 beim FC Bayern an.

14 Jahre später ist von dem Glanz der erfolgreichen Fußballkarriere allerdings nicht mehr viel übrig. Vielmehr scheint man sich besonders in der Ukraine, dem Heimatland des Ex-Stars, den damals gefallenen Satz auf noch einmal andere Art und Weise ins Gedächtnis zu rufen. Denn Anatolij Tymoschtschuk bekommt aus Sicht des Landes und des dort ansässigen Fußballverbandes UAF aktuell genau das, was er verdient: nämlich nichts.

Der Grund liegt auf der Hand. Denn Tymoschtschuk tut gerade genau das. Nichts. Zumindest nichts, was vermuten lassen könnte, dass er das, was in seiner Heimat aktuell passiert, in irgendeiner Art und Weise verurteilt. Bereits Ende Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und hält bis heute an. Tymoschtschuk schweigt jedoch konsequent.

Das kommt zu Hause überhaupt nicht gut an. Tymoschtschuk wurden deshalb alle seine Verdienste und Titel, die er rund um den Fußball errungen hat, aberkannt. Das bestätigte nun noch einmal eine weitere Größe des ukrainischen Sports: Wladimir Klitschko.

Klitschko begrüßt Aberkennung der Titel

"Tymoschtschuk hat sich dafür entschieden, einen Kriegsverbrecher zu unterstützen, der Hunderttausende russische Soldaten einsetzt und die Ukraine auslöschen will", sagte der ehemalige Boxweltmeister der "Bild". Damit bezieht sich Klitschko auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Von dem hat Tymoschtschuk sich in all der Zeit ebenfalls nicht distanziert, genauso wenig wie vom gesamten russischen Gewaltakt. Der Ex-Fußballer bleibt stumm und geht einfach weiter seiner Arbeit nach. Und die ist dabei nicht irgendwo: Tymoschtschuk ist in Russland angestellt. Dort steht er seit 2016 als Co-Trainer für Zenit St. Petersburg an der Seitenlinie.

"Ich kann nicht verstehen, wie man angesichts dieses Grauens und des barbarischen Angriffskriegs einfach still sein kann und in Russland lebt und arbeitet. Es ist richtig, dass ihm alle Titel aberkannt wurden", betonte deshalb Wladimir Klitschko.

Aus Registern gelöscht und sanktioniert

Anatolij Tymoschtschuk gibt es in der Ukraine also nicht mehr. Der Name des Ex-Bayern-Stars wurde aus allen nationalen Registern gelöscht. Schon relativ zeitig nach Beginn des Angriffskriegs brach sein Heimatland mit ihm, weil er sich trotz mehrmaliger Aufforderung nicht äußerte. Die UAF hat ihn deshalb bereits im März 2022 lebenslänglich für alle fußballerischen Tätigkeiten in der Ukraine gesperrt.

Der einstige Held ist gefallen. Noch deutlicher wurde das im Januar 2023: Die ukrainische Regierung um Präsident Wolodymyr Selenskyj erließ Sanktionen gegen 119 Personen des öffentlichen Lebens, die den russischen Angriff auf das Land direkt oder indirekt unterstützen würden. Die Liste enthielt Namen von Popstars, TV-Experten und Sportlern. Einer von ihnen war Anatolij Tymoschtschuk.

Nicht mal mehr Rekordnationalspieler

Nichts ist in der Ukraine also mehr übrig von dessen sportlichen Vermächtnis. Dabei hatte Tymoschtschuk während seiner aktiven Laufbahn daran noch eifrig gearbeitet. Mit Schachtar Donezk holte er in der Ukraine jeweils dreimal die Meisterschaft und den Pokal. Bei Zenit St. Petersburg kamen zwei weitere Meistertitel in Russland sowie die Europa League und der Uefa Supercup hinzu. Auch in München war er erfolgreich. Mit dem FC Bayern holte er unter anderem das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League.

In der Ukraine ist Tymoschtschuk dreimal Fußballer des Jahres geworden. Sein Heimatland führte er jahrelang als Kapitän aufs Feld, nahm an der WM 2006 und den Europameisterschaften 2012 und 2016 teil. Mit 144 Einsätzen für die Ukraine ist er bis heute alleiniger Rekordnationalspieler seines Landes, zumindest technisch gesehen.

In der Ukraine sieht man das mittlerweile nämlich anders. Dort gilt wieder Andrij Schewtschenko trotz seiner lediglich 111 Spiele für das Nationalteam als Rekordhalter. Anatolij Tymoschtschuk ist aus der Fußball-Geschichte des Landes getilgt..

Verwendete Quellen
  • bild.de: "Klitschko-Wut auf Ex-Bayern-Star"
  • 11freunde.de: ""Ich bin ein Maximalist"
  • spiegel.de: "Ukraine entzieht früherem Top-Fußballer Tymoschtschuk Titel"
  • rnd.de: "Popstars, Komiker, Sportler: Ukraine verhängt Sanktionen gegen 119 russische "Todespropagandisten"
  • Eigene Recherche
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