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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alles auf Anfang beim Rekordmeister So stellt Hoeneß den FC Bayern neu auf
Nach der Entlassung von Kahn und Salihamidžić präsentiert der FC Bayern die neue Führung. Auch Hoeneß und Rummenigge spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München
Wer wissen wollte, wie die Zukunft des FC Bayern jetzt aussehen soll, der musste am frühen Sonntagmittag bei der Pressekonferenz in der Allianz Arena nur auf die Bühne schauen. Dort saßen Präsident Herbert Hainer sowie Jan-Christian Dreesen, der gerade vom Finanzexperten zum Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer der Bayern befördert wurde.
Oliver Kahn, den Dreesen nun abgelöst hat, und der ebenfalls entlassene Sportvorstand Hasan Salihamidžić, fehlten dagegen. Das Kapitel der beiden als Führungsduo der Münchner – das hatte der Klub bereits am Vorabend mitten im Meisterjubel offiziell kommuniziert – ist schließlich beendet.
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Der Blick auf das Podium offenbarte trotzdem nur einen Teil der Wahrheit in der Führungsfrage der Münchner. Denn Ehrenpräsident Uli Hoeneß sowie der langjährige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge waren dort nicht zu sehen. Präsent wie lange nicht sind die beiden Macher, die maßgeblich für die große Historie des Vereins stehen, aber plötzlich trotzdem wieder bei Bayern. Nicht zuletzt die getroffenen Entscheidungen und deren Abläufe machten deutlich, dass beide ab sofort auch wieder für die Zukunft des Rekordmeisters stehen.
Mit Hoeneß und Rummenigge zurück in die Zukunft
Das vormalige Führungsduo, das sein Erbe Kahn und Salihamidžić anvertraut hatte, sah sein Vermächtnis offenbar gefährdet und deshalb Handlungsbedarf. Jetzt heißt es beim FC Bayern: mit Hoeneß und Rummenigge zurück in die Zukunft.
Die vollzogenen Entlassungen fanden in enger Abstimmung mit Hoeneß statt. Der Vereinspatron, der seit 2019 und seinem Rücktritt als Präsident ohnehin weiterhin Mitglied des mächtigen Aufsichtsrats ist, hatte sogar gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hainer die Trennungsgespräche mit Salihamidžić und Kahn geführt.
Neben Hoeneß wird aber auch Rummenigge, der sich seit der Übergabe seiner Geschäfte vor zwei Jahren an Kahn bislang aus dem Tagesgeschäft raushielt, wieder näher an seinen Herzensklub heranrücken. "Wir werden ihn wieder stärker einbinden und am Dienstag vorschlagen, ihn in den Aufsichtsrat mitaufzunehmen", sagte Hainer. Rummenigge habe "unheimlich große Verdienste für den Klub und ist im europäischen Fußball sehr angesehen". Mit dem 67-Jährigen komme "noch mehr sportliche Expertise hinzu".
Krösche nach t-online-Informationen auf Bayerns Shortlist
Rummenigge soll dabei zunächst vor allem Dreesen, zu dem er seit Jahren ein vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis pflegt, beratend zur Seite stehen. Rummenigge hat die negativen Entwicklungen an der Säbener Straße nach t-online-Informationen in den vergangenen Monaten mit zunehmender Sorge verfolgt. Und ist deshalb nun bereit, sowohl dem FC Bayern als auch seinem Freund Dreesen zu helfen.
Zunächst wird er ihn auch in Sachen Transferplanung unterstützen. Dreesen verwies darauf, dass er 2016 – als der damalige Sportvorstand Matthias Sammer ausschied – schon einmal "das Transfergeschäft gemeinsam mit Rummenigge sehr intensiv betrieben habe". Das wird nun wohl erneut notwendig – zumindest, bis ein neuer Sportvorstand gefunden ist.
Im Gespräch dafür ist unter anderem Max Eberl, der allerdings erst zu Beginn des Jahres bei RB Leipzig eingestiegen ist und deshalb erneut nur schwer zu bekommen sein dürfte. Der 49-Jährige galt bereits 2017, als Salihamidžić schließlich als Sportdirektor anfing, als erklärter Wunschkandidat von Hoeneß.
Entgegen anderslautender Berichte gab es nach t-online-Informationen allerdings noch keinen Kontakt zwischen Bayern und Eberl. Der sieht seine Zukunft in Leipzig und verfolgt mit RB weiterhin große Ziele: Mit Leipzig steht er unmittelbar vor dem Pokalfinale und einer herausfordernden Transferphase.
Nach t-online-Informationen ist aber auch der Name von Markus Krösche, der momentan als Sportvorstand für Eintracht Frankfurt arbeitet, ganz oben auf der Shortlist der Bayern zu finden. "Ich denke, dass die beiden sehr gute Sportvorstände sind, wenn sie mit ihren Vereinen im DFB-Pokal-Endspiel sind", sagte Hainer nur. "Natürlich suchen wir jemanden, der sein Geschäft versteht von A bis Z."
Hoeneß' Wort hat weiter enormes Gewicht
Auch die vakante Position des Sportvorstands dürfte auf der für kommenden Dienstag angesetzten turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung zum Thema werden. Klar, dass da auch die Meinung von Hoeneß gehört wird.
Der 71-Jährige hat den Verein in den vergangenen fünf Jahrzehnten schließlich nicht nur als Spieler und Präsident, sondern auch als Manager geprägt wie kein anderer. Dem Vernehmen nach schauen auch deshalb viele der Aufsichtsräte sogar zu dem Ehrenpräsidenten auf, bewundern ihn förmlich. Auch wenn er kein offizielles Amt mehr bekleidet, hat sein Wort also trotzdem weiter enormes Gewicht. Hoeneß gibt beim Rekordmeister immer noch mit die Richtung vor.
"Der FC Bayern ist Uli Hoeneß – und Uli Hoeneß ist der FC Bayern", sagte Trainer Thomas Tuchel schon bei seiner Vorstellung und verriet: "Ich habe dem Uli Hoeneß bei der Unterschrift versprochen, dass wir auf die Werte des Vereins aufpassen werden." Davon überzeugte sich Hoeneß kürzlich persönlich und stattete Tuchel einen Besuch auf dem Trainingsplatz ab. Wer bis dahin noch dachte, Hoeneß würde im Tagesgeschäft keine große Rolle mehr bei Bayern spielen, sah sich spätestens durch dieses öffentlichkeitswirksame Zeichen eines Besseren belehrt.
Rummenigge: "Die Seele dieses Klubs war immer Uli Hoeneß"
"Uli darf und wird sich nicht zurückziehen, weil er so riesige Fußspuren im Klub hinterlassen hat", sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge schon im Februar im Interview mit t-online über seinen jahrzehntelangen Weggefährten (hier können Sie das ganze Rummenigge-Interview zu Hoeneß und dem FC Bayern lesen). "Die Seele dieses Klubs war immer Uli Hoeneß. Der hat den Klub geführt wie sein Eigentum."
Hoeneß habe nach wie vor große Bedeutung für den Klub, so Rummenigge, "damit Dinge, die früher Bestand hatten, es auch heute noch haben". Allem voran gilt das für den Leitgedanken des FC Bayern: das "Mia san mia". Es ist kein Zufall, dass Hoeneß und Rummenigge ausgerechnet jetzt wieder verstärkt in Erscheinung treten, wo eine Debatte über genau dieses Selbstverständnis des Klubs, das sie über Jahrzehnte mitaufgebaut haben, entbrannt ist.
Kahn wurde in den vergangenen Jahren ein kühler Führungsstil nachgesagt, dem Team, das er um sich versammelt hatte, haftete ein berechnendes Unternehmensberater-Image an. Dem Vernehmen nach sei die Stimmung auf der Führungsebene der Bayern jedenfalls nie so schlecht und gar vergiftet gewesen wie zuletzt. Die Wärme im Umgang mit den Mitarbeitern, die Hoeneß und Rummenigge immer auszeichnete, soll verloren gegangen sein. Kahn werden intern aber auch schwere fachliche Fehler und Versäumnisse in seiner Funktion als CEO angelastet.
Hainer: "Warnsignale auf und außerhalb des Platzes"
Hainer sprach davon, "Warnsignale auf und außerhalb des Platzes" erkannt zu haben, die zum Entschluss geführt hätten, "einen Neustart" machen zu wollen und präzisierte: "Es gab schon eine gewisse Verunsicherung bei den Mitarbeitern an der Säbener Straße, die wir als Warnsignal empfunden und wahrgenommen haben."
Dreesen, der seit Langem als Kahn-Kritiker gilt, ließ es sich nicht nehmen, ein paar verbale Spitzen in Richtung seines Vorgängers zu schicken. "Mir ist Kommunikation wichtig und ich möchte wieder mehr zu einem Füreinander und Miteinander kommen. Und ein bisschen Freude soll dann auch noch dabei sein", sagte Dreesen. "Meiner Meinung nach fängt das oben an." Ihm sei "wichtig, dass wir das vorleben, Vertrauen zueinander haben".
Dass Hoeneß und Rummenigge, auf deren Erfahrung und Ratschläge Kahn bewusst verzichtete, dabei unter seiner Führung wieder eine ganz entscheidende Rolle einnehmen werden, daraus machte er erst gar kein Geheimnis.
"Wir setzen auf das Team", sagte er, "Karl-Heinz Rummenigge kommt in den Aufsichtsrat, wir haben Uli Hoeneß im Team und wir haben Thomas Tuchel." Damit skizzierte Dreesen dann schon ein deutlich differenzierteres Bild darüber, wie die zukünftige Führung des FC Bayern aussehen wird, als der bloße Blick aufs Pressepodium.
- Eigene Beobachtungen
- Eigene Recherche