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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Er meidet die Öffentlichkeit Rummenigges großer Wunsch für Beckenbauer
Karl-Heinz Rummenigge fordert exklusiv bei t-online vom DFB, Franz Beckenbauers Lebensleistung mehr zu würdigen. Er sagt: "Wir verehren Franz wirklich."
Kommentare von Franz Beckenbauer, des einst noch omnipräsenten Cheferklärers der Fußballnation, sind mittlerweile eine echte Rarität geworden. Hier und da lässt er sich noch mal ein knappes Statement zu seinem Herzensklub FC Bayern entlocken – das war's dann aber auch.
Dabei hätte Beckenbauer wohl noch immer viel zu sagen – wenn er denn auch wollte. Wann immer er öffentlich in Erscheinung tritt, ist das Interesse zumindest daran riesig, dass er sich zum aktuellen Fußballgeschehen äußert. Einzig: Beckenbauer meidet die Öffentlichkeit schon seit Jahren lieber nahezu komplett.
Das Schattendasein der Lichtgestalt
Die einstige Lichtgestalt des deutschen Fußballs führt mittlerweile ein Schattendasein, lebt zurückgezogen in Salzburg. Ein Status, der seinen riesigen Verdiensten für den deutschen Fußball nicht gerecht wird – wie viele seiner Weggefährten und allen voran Karl-Heinz Rummenigge finden.
Sollte Beckenbauer, der Cheforganisator der WM 2006 in Deutschland – trotz der Schatten, die sich mittlerweile über das vermeintliche Sommermärchen von damals gelegt haben – mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Jahr nicht zumindest gehört werden?
Rummenigge: "DFB sollte Beckenbauers Lebensleistung würdigen"
"Zunächst einmal würde ich mir wünschen, dass Franz den Stellenwert erhält, den er verdient", antwortete Rummenigge im Gespräch mit t-online auf diese Frage. "Er war als Spieler und als Trainer Weltmeister, er gehört in die Kategorie "Top of the Tops", die jemals im Fußball existiert haben", sagte Rummenigge. "Seine Lebensleistung für den deutschen Fußball kann man nicht hoch genug einschätzen. Dementsprechend sollte auch der DFB diese gebührend würdigen."
Seine engsten Freunde tun das im persönlichen Austausch weiterhin und besuchen Beckenbauer regelmäßig. WM-Finaltorschütze Andreas Brehme, der 1990 gemeinsam mit Teamchef Beckenbauer in Italien Weltmeister wurde, gehört zu den häufigsten Gästen des "Kaisers", wie Beckenbauer in Deutschland noch immer genannt wird.
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Vor knapp einem Jahr machte sich Rummenigge mit Uli Hoeneß und Paul Breitner, mit denen Beckenbauer als Spieler 1974 den WM-Titel im eigenen Land gewann, auf den Weg zu ihm. Im Rahmen des Achtelfinalspiels des FC Bayern in der Champions League bei Red Bull Salzburg trafen sich die ehemaligen Teamkollegen nach der Versöhnung von Breitner und Hoeneß seit Jahren erstmals wieder in dieser Konstellation.
Rummenigge: Beckenbauer immer noch der Alte
Bei einem einmaligen Treffen dieser Legenden des deutschen Fußballs sei es aber längst nicht geblieben, verriet Rummenigge. "Wir drei fahren regelmäßig zu ihm nach Salzburg, treffen uns dann dort zum Mittagessen und reden über aktuelle und alte Zeiten", erzählte der 67-Jährige. "Das ist immer wieder nett und hat letztes Mal über drei Stunden gedauert. Es tut ihm genauso gut wie uns."
Gute Freunde kann eben niemand trennen. Trotz einiger gesundheitlicher Beeinträchtigungen und seines stolzen Alters von 77 Jahren ist Beckenbauer laut Rummenigge noch immer ganz der Alte: "Er verkörpert nach wie vor diesen bayerischen Schmäh, um den ich ihn immer beneidet habe. Das hatte er schon als Spieler und das beherrscht er bis heute." Die beiden verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft.
Rummenigge: "Wir verehren Franz Beckenbauer wirklich"
"Ich bin Franz Beckenbauer auch sehr dankbar, dass er mir damals das Vertrauen gegeben hat. Er war mein Kapitän, mein Trainer in der Nationalmannschaft, mein Präsident und der erste Aufsichtsratsvorsitzende bei Bayern München, als wir uns in eine AG umgewandelt haben", sagte Rummenigge, der viele Jahre in verantwortlicher Position als Vizepräsident sowie als Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern mit Beckenbauer zusammenarbeitete: "Ich hatte bei ihm immer das Gefühl, dass ich sein totales Vertrauen genieße."
Zu Beckenbauer habe er "bis heute ein wunderbares Verhältnis, genauso wie auch zu Uli und Paul. Wir verehren Franz Beckenbauer wirklich." Dementsprechend herzlich ist die Atmosphäre bei den Treffen der Weltmeisterkameraden.
"Wenn wir zu ihm kommen, ist es nicht nur, dass wir uns freuen, über das zu sprechen, was anno dazumal war", sagte Rummenigge, "sondern du triffst auch einen Menschen, der diesen großen Respekt verdient, weil er ihn so natürlich ausstrahlt." In der Öffentlichkeit allerdings nur noch äußerst selten.
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