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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gedenken an Fan "Johnny" "Er hätte nie gewollt, dass wir jeden Tag heulen"
Seine Geschichte hat Millionen Menschen bewegt. Auch drei Jahre nach dem Tod von Darmstadt-Fan Jonathan Heimes wird in seinem Namen Gutes getan – und gegen den Krebs gekämpft, der ihn selbst das Leben kostete.
Wenn der SV Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga ein Heimspiel hat, ist seine Geschichte weiter präsent. Deutlich prangt der Name von Jonathan Heimes auf der Südtribüne des Stadions am Böllenfalltor – und erinnert an ihn. Der Fan der “Lilien” ist am 8. März 2016 im Alter von 26 Jahren verstorben, nachdem er zwölf Jahre lang gegen den Krebs angekämpft hatte.
Trotz seiner schweren Krankheit und mehrerer Rückschläge ließ er sich nicht unterkriegen und half mit seiner Initiative “DUMUSSTKÄMPFEN!” auch anderen an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen. Niemals aufgeben – dieses Motto lebte Heimes vor. Mit seinem Kampfgeist motivierte er die Darmstädter Mannschaft bei ihrem sensationellen Durchmarsch aus dem Abstiegskampf der 3. Liga in die Bundesliga.
"Jonathan hat immer nach vorne geschaut"
Bis heute setzen Verwandte, Freunde und Unterstützer die Arbeit fort, mit gemischten Gefühlen. Sein Vater Martin Heimes hat die Geschäftsführung übernommen. "Es ist schön und traurig zugleich", sagte er t-online.de. "Einerseits bekommt man so viel Positives zurück. Andererseits erinnert einen die Arbeit für die Initiative jeden Tag an den Verlust. Aber: Jonathan hätte nie gewollt, dass wir hier sitzen und jeden Tag heulen. Er hat immer nach vorne geschaut – und das tun wir auch."
Ob er stolz auf das Vermächtnis seines Sohnes sei, wird Martin Heimes oft gefragt. "Ich freue mich über die Wertschätzung, auch über die Nachhaltigkeit seiner Initiative. Aber Stolz ist hier vielleicht das falsche Wort und nicht das bestimmende Gefühl."
Boxen beim Ex-Weltmeister
Die Aufmerksamkeit ist zwar nicht mehr so groß wie beispielsweise bei der Umbenennung des Darmstädter Stadions für die Saison 2016/2017 in Jonathan-Heimes-Stadion. Doch die Arbeit von "DUMUSSTKÄMPFEN!" geht nicht nur unverändert weiter, es kommen drei Jahre nach dem Tod des Gründers auch neue Projekte hinzu.
Seit einem halben Jahr organisieren Martin Heimes und seine Mitstreiter sogenannte Nachsorge-Workshops. Von Krebs geheilte Kinder, die allerdings noch nicht fit genug fürs Mitmachen in Sportvereinen sind, können dabei gemeinsam Schwimmen, Klettern oder Rudern. Zuletzt wurde im Studio von Ex-Weltmeister Jack Culcay geboxt.
Unterstützung für krebskranke Kinder
Die Gelder dafür kommen aus Spenden von Privatpersonen und Unternehmen sowie einem Charity-Golf- und einem Tennis-Turnier. Außerdem bietet die Initiative Motivationsarmbänder mit ihrem Motto "DUMUSSTKÄMPFEN!" gegen Abgabe einer Spende an. Diese werden auch heute noch von einigen Darmstädter Fußballprofis getragen. Mit den Erlösen werden auch weiterhin Sporttherapie für krebskranke Kinder an der Frankfurter Uniklinik sowie das Kinderpalliativteam Südhessen unterstützt.
Im letzten Jahr wurde zudem erstmals der DUMUSSTKÄMPFEN!-Preis verliehen. "Wir ehren damit Menschen, die wie Jonathan einen schweren Schicksalsschlag angenommen und im täglichen Leben gemeistert haben, ohne dabei Lebensfreude, Humor und Hilfsbereitschaft zu verlieren. Menschen, die schwersten Krankheiten und größten Herausforderungen mit Willen, positivem Denken, Mut und Kraft begegnen und somit auch für die Idee von DUMUSSTKÄMPFEN! stehen", sagt Martin Heimes.
Erster Preisträger war Rüdiger Böhm. Er verlor bei einem Unfall beide Beine, schaffte aber trotzdem als einziger Trainer ohne Beine die Uefa-Lizenz für den Profi-Fußball. Laudator war der querschnittsgelähmte Schauspieler Samuel Koch.
Darmstadt denkt über Benefizspiel nach
Doch wie soll es weitergehen? "Wir würden gerne noch weitere Events organisieren, um Spenden für den guten Zweck zu sammeln. Vielleicht ist ja sogar ein Benefizspiel oder -turnier im Fußball möglich", sagt Heimes. Zudem könne er sich vorstellen, auch Projekte in anderen Regionen als dem Rhein-Main-Gebiet zu unterstützen.
Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98, sagte t-online.de auf die Idee angesprochen: "Ein Benefizspiel ist grundsätzlich ein guter Gedanke. Es dürfte meiner Meinung nach kein beliebiges Testspiel sein, sondern müsste einen angemessenen Rahmen haben. Und es muss sich natürlich auch für die Stiftung lohnen. Wir werden das in Erwägung ziehen."
► Weitere Informationen zu DUMUSSTKÄMPFEN! gibt es hier.
- eigene Recherche und Interviews