2. Bundesliga HSV wird zum Gespött im Abstiegskampf
Riesenwirbel um eine Umdichtung der HSV-Kult-Hymne "Hamburg, meine Perle" von Lotto King Karl. Weil Moderator Horst von Radio Hamburg nun seine spöttische Zweitliga-Version des Songs spielt, laufen die Fans Sturm gegen ihn. Sogar von Morddrohungen ist die Rede.
Zeile über Aue geändert
Entschuldigt hat sich der Moderator aber bei den Bewohnern Fans und Bewohnern von Aue. Denn in der Originalversion hieß es: "Wenn Du aus Aue kommst, sind Deine Eltern wohl Geschwister. Wenn Du aus Dresden kommst, verstehen wir kein Wort von Deinem Lied." Mittlerweile hat Horst die Zeile über Aue umgedichtet: "Wenn du aus Aue kommst, geh doch im Erzgebirge wandern.“
Und auch Lotto King Karl zeigte sich sehr verärgert. Der Stadionsprecher und Sänger übergab die Angelegenheit bereits an seinen Anwalt. "Ich bin einer der Urheber des Songs, man hätte von mir die Genehmigung einholen müssen", sagte er der "Hamburger Morgenpost". Sein Anwalt Jens Michow wird wohl eine Unterlassungserklärung an die Radiomacher senden, sagt: "Es könnte sogar auf Schadensersatzansprüche hinauslaufen.“
Geheimtraining mit Standardsituationen
Was also als Satire gedacht war, verkommt in der Hansestadt zu bitterem Ernst. Weil der erste Abstieg der Vereinsgeschichte droht, liegen die Nerven allmählich blank. Auch die Spieler greifen vor dem richtungweisenden Spiel beim VfL Wolfsburg (Freitag, 20.30 Uhr/live im t-online.de Live-Ticker) zu drastischeren Worten. "Es ist wichtig, dass wir uns für die Fans zerreißen", sagte Kapitän Heiko Westermann, "sie müssen sehen, dass wir wollen und Biss haben. Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen."
Immerhin kehren mit Westermann (zuletzt gelbgesperrt) und Dennis Aogo (Wadenverhärtung) wieder zwei Stützen in die zuletzt löchrige Abwehr zurück. Das hielt den Radiosender NDR 2, Medienpartner des Bundesliga-Dinos, allerdings auch nicht davon ab, in einem Beitrag über den Klub den Song "Die Dinosaurier werden immer trauriger" zu spielen. Nach dem desolaten Auftritt gegen Freiburg (1:3) und angesichts von nur noch zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz setzte Trainer Thorsten Fink verstärkt auf taktische Absprachen, Trainingsspiele und ließ auch immer wieder Standardsituationen üben. Zudem griff er beim Abschlusstraining zu einer besonderen Maßnahme: Erstmals seit drei Jahren wurden Zuschauer und Journalisten von der Einheit ausgeschlossen. Kein Spion der Wölfe sollte wissen, "was wir vorhaben", sagte Fink.
Vorteil Wolfsburg
Doch ausgerechnet ein HSV-Idol kann seinen alten Klub noch tiefer in die Krise schicken: Wolfsburg-Trainer Felix Magath. Und der Trend spricht eindeutig für den Meistertrainer. Magath erbeutete mit seinen Wölfen in der vergangenen drei Spielen sieben Punkte. Trotzdem warnt er vor "seinem" HSV. "Auch wenn die letzten Spiele danebengingen, Hamburg ist nicht zu unterschätzen", sagte Magath. Der ehemalige Mittelfeldspieler absolvierte 306 Bundesligapartien für die Hanseaten, schoss den Klub 1983 zum Europapokaltriumph gegen Juventus Turin und feierte dort 1995 sein Trainerdebüt.
Für Magath ist das Spiel gegen den Ex-Klub immer etwas Besonderes. "Ich habe die meiste Zeit meiner sportlichen Karriere beim HSV verbracht. Ich bin dem HSV dankbar für die Erfolge, die ich mit ihm erreichen konnte", sagte der 58-Jährige, der seine positiven Gefühle am Freitag ausklammern will: "Das Spiel gegen den HSV wird eine harte Nuss." Während Magath die Situation beim HSV eher nüchtern sieht, macht sich ein weiterer Ex-Hamburger bei den Wölfen mehr Sorgen. "Mir blutet das Herz, wenn ich das sehe", sagte Hasan Salihamidzic der "Wolfsburger Allgemeinen", "ich habe solche Momente auch erlebt in Hamburg. Das ist nicht einfach. Aber Thorsten schafft das."
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