Formel 1 Mehrkampf um die WM-Krone? "Eine Menge kann passieren"
Drei unterschiedliche Auftaktsieger hat es mehr als ein Jahrzehnt nicht mehr gegeben. Die Jagd nach dem WM-Titel in der Formel 1 wird auch ein Kampf verschiedener Siegertypen.
Esoterik ist nichts für Max Verstappen. Deshalb reagierte der viermalige Weltmeister erstmal etwas reserviert auf eine Frage nach der Atmosphäre im Formel-1-Titelkampf. "Die Stimmung? Die Stimmung ist bestens", entgegnete der Red-Bull-Pilot nach seiner Weltklasse-Vorstellung in Suzuka.
Aber steuert die Königsklasse des Motorsports nicht gerade auf einen Dreikampf um die WM-Krone hin? Verstappen gegen die McLaren von Lando Norris und Oscar Piastri? "Die Saison ist echt noch lang", erinnerte der Niederländer. "Eine Menge kann passieren, nicht wahr? Wichtig ist, dass du einfach versuchst, das Maximum herauszuholen. Das ist das Einzige, was du kontrollieren kannst."
Red Bull setzt auf den Fahrertitel
Die Formel 1 ist eine gnadenlose Zeitenjagd. Am Ende geht es aber auch um anderes: Wer hat seinen Wagen im Griff? Wer kann seine Gegner, wer kann gar ein Rennen kontrollieren? Der Grand Prix von Japan war ein Lehrstück in Sachen Verstappen"scher Steuerkunst. Sein Red Bull hat längst nicht mehr die Qualitäten aus den Ultradominanzjahren 2022 und 2023. Dafür ist da ein Fahrer, der beweist, wie ein Mensch Schwächen einer Maschine kaschieren kann.
"Er ist der Mr. Motivator für uns", schwärmte Teamchef Christian Horner. Die Konstrukteurswertung steht bei Red Bull nicht mehr im Fokus, dafür erscheint der McLaren wie schon im vergangenen Jahr zu stark. "Unsere Priorität hat die Fahrerweltmeisterschaft", räumte Horner daher ein. "Die Konstrukteurswertung wird schwieriger sein, aber es ist ein langes Jahr und man darf nie aufgeben."
2013 hießen die Auftaktsieger Vettel, Alonso und Räikkönen
Erstmals seit 2013 haben drei unterschiedliche Fahrer die ersten drei Saisonrennen gewonnen. Norris, Piastri und Verstappen haben dabei auch die Pole Positionen untereinander aufgeteilt. Vor zwölf Jahren hieß das Trio noch Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen.
"Es sieht ganz danach aus", meinte Norris über einen möglichen WM-Dreikampf. Der Engländer erwartet aber eigentlich einen richtigen Mehrkampf. "Ich denke immer noch, dass wir etwas mehr Konkurrenz von den Jungs dahinter sehen werden. Charles (Leclerc) war nicht so viel langsamer", erklärte Norris, der die WM mit einem Punkt vor Verstappen, 13 vor Piastri und 17 vor George Russell im Mercedes anführt. Leclerc hat im Ferrari bislang nur 20 Zähler eingefahren.
Norris, der Rasenmäher
"Wir haben einen kleinen Vorteil", räumte eher untertreibend Piastri ein, der in Japan trotz höheren Tempos von seinem Kommandostand nicht die Erlaubnis bekam, Teamkollege Norris zu überholen, um Verstappen auf den letzten Kilometern vielleicht doch noch abzufangen. Das Wochenende habe mal wieder gezeigt, welche Auswirkung kleine Fehler haben.
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Norris leistete sich so einen in Japan – es war aber eigentlich ein großer, selbst wenn dieser ohne krasse Folgen blieb. Ausgangs der Boxengasse musste er eine Ausfahrt ins Gras unternehmen, weil er sonst nach einem Boxenstopp in den vor ihm fahrenden Verstappen gekracht wäre. "Ich glaube, das Gras war auf der rechten Seite nicht so gut geschnitten", bemerkte der 64-malige Grand-Prix-Gewinner sarkastisch. "Ich glaube, Lando hat das auch gesehen und dafür gesorgt, dass es gut gestutzt wurde."
Verstappen gegen Norris: Typ hart vs. Typ weich?
Norris fügte sich dem Witzchen des Weltmeisters. Wer gewinnt, hat die Lacher auf seiner Seite. "Ich habe nicht einmal versucht, gegen Max zu fahren. Ich habe nur versucht, das Gras zu mähen, ganz wie er sagte", sagte Norris. "Ich wusste nicht einmal, dass er da war. Er hatte die Position und das Recht, das zu tun, also ist es fair."
Es war nur eine Episode auf der Pressekonferenz, aber sie deutet wieder einmal darauf hin, was für Entwürfe von Formel-1-Piloten hier gegeneinander fahren. Dort Verstappen, der für das Prinzip Härte und Unerbittlichkeit auf dem Asphalt steht. Hier Norris, dem Zögerlichkeit vorgeworfen wird, der sich aber nicht verstellen will. "Ich habe nicht so viel Killerinstinkt wie die meisten Fahrer oder die meisten Champions, weil ich einfach nicht so erzogen wurde", erzählte er. Wo Piastri genau eingeordnet werden kann, muss sich erst noch zeigen.
Red-Bull-Chef zu WM-Aussichten: "Es ist ein Marathon"
Welches Prinzip am Ende dieser Saison den WM-Kampf entscheidet? "Es ist ein Marathon und die Dinge können sich ändern", meinte Verstappens Teamchef Horner über die 21 verbleibenden Rennen. Nach Bahrain an diesem Wochenende weiß man wieder ein Stückchen mehr.
- Nachrichtenagentur dpa