Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gedenken in der BBL So emotional war Spieltag eins nach Kobe Bryants Tod
Keine 24 Stunden nach der Meldung vom Tod Kobe Bryants fand die BBL-Partie zwischen Alba Berlin und den Merlins Crailsheim statt. t-online.de war vor Ort und sprach im Anschluss mit den tieftraurigen Basketballprofis.
Es war kein Spieltag wie jeder andere für Alba Berlin gegen die Merlins Crailsheim. Wie auch? Keine 24 Stunden vor dem Anwurf in der Mercedes-Benz-Arena hatte eine Nachricht die Welt des Sports erschüttert: Kobe Bryant, einer der größten Basketballer aller Zeiten, ist tot. Gestorben bei einem Helikopterabsturz. Im Alter von nur 41 Jahren. Mit ihm an Bord seine 13-jährige Tochter Gianna, die ebenso wie ihr berühmter Vater Basketballprofi werden wollte, und sieben weitere Personen. Sie alle verloren an einem nebligen Sonntagvormittag ihr Leben, in den Hügeln Calabasas’, nördlich von Los Angeles.
Eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn will eine Liveband für Stimmung in der Halle sorgen. Doch auch sie weiß, dass heute alle, die sich auch nur im Entferntesten für den Basketballsport interessieren, trauern. Sie mischen immer wieder "Kobe" in ihre Songs, erinnern an ihn und rufen ins Gedächtnis, wie kurz und wertvoll das Leben ist. Viele Fans der Berliner haben ihre gelben Alba-Fanshirts heute im Schrank liegen lassen und sich stattdessen das golden-lilafarbene der Los Angeles Lakers, für die Bryant 20 Jahre aktiv war, übergestreift.
Zu Ehren Bryants: Absolute Stille und lautstarker Applaus
Die Spieler wirken beim Aufwärmen konzentriert, in sich gekehrt. Alba-Kapitän Niels Giffey wird im Anschluss an die Partie zu t-online.de sagen, es sei ihm und seinen Mitspielern gelungen, die Tragödie "einigermaßen zur Seite" zu packen und sich auf das Spiel zu konzentrieren. Bei der Schweigeminute vor dem Anwurf konnten die BBL-Profis ihre Emotionen jedoch nicht verbergen.
Die absolute Stille in der Arena wird sobald von lautstarkem Applaus und "Kobe"-Rufen abgelöst – auch die Bundesligisten ehren den verstorbenen fünffachen NBA-Champion mit dem absichtlichen Ablaufen der Spieluhr. 24 Sekunden für die legendäre Nummer 24.
Besonders motiviert präsentiert sich im Anschluss Albas Guard Martin Hermannsson. Der Topscorer des Abends kam im Bryant-Trikot zur Arbeit und klopfte sich immer wieder mit gesenktem Kopf aufs Herz. Im Gespräch mit t-online.de sprach der Isländer über den Verlust seines Idols:
"Ich bin in Tränen ausgebrochen, als ich die Nachricht erhielt. Es fühlt sich so surreal an – er war doch erst 41 Jahre alt. Und nun ist er nicht mehr da. Der Typ, mit dem ich aufgewachsen bin, dem ich als Kind nacheiferte, dessen Würfe ich mit einem langgezogenem 'Kobe'-Ruf versuchte, zu kopieren.
Kobe war für mich viel mehr als nur ein Basketballer. Seine ganze Persönlichkeit war bemerkenswert – was für ein liebevoller Vater er für seine Kinder war. Zu sehen, dass er nun gemeinsam mit seiner Tochter Gianna gegangen ist, tut mir als Vater besonders weh. Ich hoffe einfach, dass sie es gut haben da oben."
Hermannsson weiter: "Die Vorbereitung auf das heutige Spiel war hart. Wir waren alle wie gelähmt im Kraftraum, aber wir wollten Kobe eine gute Partie liefern. Vielleicht hat er uns sogar von da oben gesehen und sich über unsere heutige 'Mamba Mentality' gefreut."
Thiemann: "Kobe war heute mit uns"
Albas DBB-Nationalspieler Johannes Thiemann spricht ebenfalls davon, wie das Team vor der Partie gegen Crailsheim Bryants berühmte "Mamba Mentalitiy" noch einmal neu verinnerlichte:
"Wir haben vor dem heutigen Spiel noch einmal im Team seine 'Mamba Mentality' heraufbeschwört: dass wir niemals aufgeben dürfen und immer an uns glauben sollten. Das hat uns heute den nötigen Push gegeben. Kobe war beim heutigen Spiel mit uns. Diesen Sieg haben wir für ihn geholt."
Auch auf Albas erst 19 Jahre altes Toptalent Jonas Mattisseck hatte Bryant einen enormen Einfluss:
"Kobes Tod ist sehr belastend für mich. Verwunderlich ist, dass man den Menschen nie gekannt hat – ich habe nie mit ihm reden können – und trotzdem hatte er einen riesen Einfluss auf mein Leben. Wenn man dann hört, dass so eine Person so früh von uns geht, ist man schon am Boden zerstört. Der Familie kann man nur das Beste wünschen. Egal, wie berühmt man ist – so was ist das Schlimmste, was passieren kann."
Mattisseck fordert, dass Bryant nicht nur als herausragender Basketballer, sondern auch als die engagierte Persönlichkeit erinnert wird, die er war:
"Seine Vorbildfunktion setzte er nach seiner Karriere fort. Er hat sich viel um Hilfsbedürftige gekümmert, wodurch er für uns noch mehr ein Vorbild sein sollte." Der Berliner Guard ist sich sicher: "Kobe wird für immer bleiben."