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Hockey-Talent Justus Weigand: Olympia 2021 – ein Traum geht in Erfüllung


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Hockeyspieler Weigand
"Dass Olympia verschoben wurde, hat mir extrem in die Karten gespielt"

InterviewVon Michael Bächle

Aktualisiert am 26.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Justus Weigand (li.) bei einem Spiel der 1. Bundesliga Süd: "'Irgendwann mal ein A-Länderspiel machen'", wünschte er sich da noch – jetzt wohnt er im Olympischen Dorf.Vergrößern des Bildes
Justus Weigand (li.) bei einem Spiel der 1. Bundesliga Süd: "'Irgendwann mal ein A-Länderspiel machen'", wünschte er sich da noch – jetzt wohnt er im Olympischen Dorf. (Quelle: foto2press/imago-images-bilder)
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Er hat es geschafft: von Buchenbühl nach Tokio. Der 21-jährige Hockey-Nationalspieler Justus Weigand aus Nürnberg vertritt Deutschland bei den Olympischen Spielen. Mit t-online spricht er über seinen großen Traum, der sich in Japan womöglich nur zum Teil erfüllt.

Noch vor fünf Jahren saß Justus Weigand vor dem Fernseher und dachte sich: "Boah, krass." Die Faszination Olympia war vor dem Bildschirm greifbar, der Respekt vor den teilnehmenden Athletinnen und Athleten riesig. Jetzt ist Weigand einer von ihnen. "Wenn sowas für mich irgendwie möglich ist, wäre es der größte Traum", hatte er damals vor dem Fernseher gedacht.

Dass dieser Traum jetzt in Erfüllung geht, hat der Hockeyspieler auch ein wenig der Corona-Pandemie zu verdanken. Denn in den letzten Jahren ging alles unheimlich schnell für den 21 Jahre alten Nürnberger. Bis 2018 spielte er noch bei seinem Heimatverein HG Nürnberg, Olympia war damals noch ganz, ganz weit weg. Die Spiele 2020 sowieso. Mit dem Wechsel zum Bundesligaklub Nürnberger HTC nimmt die Entwicklung dann rasant an Fahrt auf.

Nur ein Jahr später folgt der Schritt zum deutschen Spitzenklub Mannheimer HC. Sein Ziel damals: "Vielleicht irgendwann mal ein A-Länderspiel machen." Und dann kam 'irgendwann' ziemlich schnell: Im Februar 2020 debütiert Weigand in der A-Nationalmannschaft. Jetzt ist er Teil des deutschen Olympia-Teams in Tokio.

Verschiebung spielte Weigand in die Karten

"Es ist extrem schwierig zu verarbeiten", erklärt er gegenüber t-online.de. "Ich bin ja noch so jung und hätte niemals gedacht, dass ich vor den Spielen noch zum A-Kader stoße." Die Spiele 2024 oder 2028, ja, die waren vielleicht irgendwo im Hinterkopf. Aber 2020? Keine Chance.

Und die Chance – so realistisch geht der Nürnberger trotz des schnellen Aufstiegs mit der Situation um – wäre wohl auch deutlich kleiner gewesen, wenn die Spiele tatsächlich 2020 stattgefunden hätten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich letztes Jahr dabei gewesen wäre", gesteht er ehrlich ein. "Dass Olympia verschoben wurde, hat mir extrem in die Karten gespielt."

Und jetzt meinen es die Begleitumstände der Pandemie gleich nochmal gut mit dem 21-jährigen Studenten. Denn Weigand ist einer von zwei sogenannten P-Akkreditierten im deutschen Hockey-Team, die eigentlich nur nachrücken dürfen, wenn sich ein Spieler aus dem Kader verletzt. Eigentlich. Denn aufgrund der Pandemie hat das IOC die Vorgaben geändert – Weigand hat damit durch seine Akkreditierung praktisch keine Nachteile mehr.

Olympia: "Der größte Traum, den ich in meinem Leben hatte"

Zwar dürfen nur 15 der 17 nominierten Spieler pro Spiel im Spieltagsaufgebot stehen, aber die können bei jedem Spiel getauscht werden. Die Einsatzchancen für den Angreifer haben sich damit deutlich erhöht. Anders als 2016 dürfen die P-Akkreditierten aufgrund der Blase, in der sich alle Athletinnen und Athleten befinden sollen, – für Weigand besonders wichtig – im Olympischen Dorf wohnen.

"Man sieht die ganzen anderen Sportarten, man sieht richtige Weltstars, die zum Greifen nah sind", erzählt er. "Trotzdem sind alle irgendwie gleich. Das ist sehr beeindruckend." Der Junge aus dem Stadtteil Buchenbühl, der noch vor drei, vier Jahren nur ein paar Meter entfernt von zuhause Hockey spielte, ist jetzt Teil des größten Sportereignisses der Welt. "In dem Alter dabei zu sein, das hätte ich mir nie ausmalen können. Olympia ist der größte Traum, den ich in meinem Leben hatte."

Ein Traum, der sich womöglich aber noch nicht vollständig erfüllt. Denn Weigand gehört als jüngster Spieler des deutschen Kaders nicht zum Stammpersonal, die Konkurrenz im Sturm ist groß. "Grundsätzlich ist alles, was jetzt noch dazukommt, eine Belohnung für mich", sagt er zwar, stellt aber auch klar: "Wenn ich gar nicht zum Einsatz kommen würde, würde sich mein Traum noch nicht völlig erfüllen."

Gute Chancen auf Stammspieler 2024

Klar, als großes Sturm-Talent mit viel Potenzial stünden die Chancen auf eine Teilnahme als Stammspieler 2024 sicher gut. Aber darauf will sich Weigand nicht verlassen: "Genau das weiß man eben nicht", erklärt er. "Ich weiß nicht, was in drei Jahren ist. Da muss ich jede Chance nutzen und deshalb werde ich jetzt alles reinhauen, was geht."

Das erste Spiel der deutschen Hockey-Nationalmannschaft findet am Samstag (24. Juli) um 12 Uhr MESZ statt, Gegner ist Kanada. In der Vorrunde warten außerdem Belgien (26. Juli, 2.30 Uhr MESZ), Großbritannien (27. Juli, 5.15 Uhr MESZ), Südafrika (29. Juli, 4.45 Uhr MESZ) und die Niederlande (30. Juli, 13.45 Uhr MESZ). Doch bei der Vorrunde soll es nicht bleiben für die Hockey-Nation Deutschland, die 2008 und 2012 Gold gewann und 2016 immerhin Bronze. "Die Zielsetzung ist eine Medaille", gibt Weigand klar zu verstehen.

Seit den letzten Sommerspielen habe es zwar viele Turbulenzen im Nationalteam gegeben, unter anderem mit dem Trainerwechsel hin zu Kais al Saadi im Jahr 2019. Aber die letzten Resultate machen Mut: Im Juni schrammte das Team nur hauchdünn am Europameister-Titel vorbei, kassierte im Finale gegen die Niederlande in letzter Sekunde den Ausgleich und unterlag schließlich im Shootout. Neben dem Nachbarland und Dauerrivalen in Orange zählt Weigand außerdem Belgien, Argentinien und Australien zum engen Favoritenkreis.

"Nürnberg bedeutet für mich Heimat"

In Nürnberg, wo er geboren und aufgewachsen ist, hat man den 21-Jährigen in letzter Zeit eher selten gesehen. Bundesligaspiele mit Mannheim, Lehrgänge mit der Nationalmannschaft, dazu das BWL-Studium in Heidelberg: das Olympiajahr hat seine Spuren hinterlassen. "Da ist wenig Zeit, noch nach Nürnberg zu fahren", erklärt er. "2021 habe ich es nur zweimal geschafft".

Ansonsten aber sei er regelmäßig in der Franken-Metropole, schließlich "bedeutet Nürnberg für mich Heimat, meine ganze Familie und viele Freunde wohnen dort. Ein Grund für den Wechsel nach Mannheim war auch, dass es noch halbwegs nah an Nürnberg dran ist." Und wenn der ganze Olympia-Stress vorbei ist, soll es auch mal wieder nach Hause gehen. Dann ja vielleicht mit einer Medaille um den Hals.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Justus Weigand
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