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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Finanzielle Sorgen Tierheim in Not: "Wir sind immer an letzter Stelle"

Im Nürnberger Land ist die Tierrettung und -vermittlung auf lange Sicht in Gefahr. Ein Blick hinter die Kulissen, wo immer etwas los ist.
Vor ein paar Tagen war hier richtig was los. Noch viel mehr als sonst. Ein Anruf in der Nacht versetzte das Tierheim Feucht in Alarmbereitschaft. 48 Hunde! Sie brauchten einen Unterschlupf. Und zwar sofort. Mit allem, was dazugehört: Verpflegung, Pflege und Streicheleinheiten. Immerhin waren sie seit Stunden in einem Lkw eingepfercht und auf dem Weg nach England. Dort sollten die ausgewachsenen Tiere verkauft werden – bis die Polizei den Fahrer auf einer Autobahn im Nürnberger Land stoppte, weil dieser seine erlaubte Lenkzeit überschritten hatte und eine Pause brauchte.
Da kam dann das Tierheim ins Spiel. Alle Mitarbeitenden mussten eine Extraschicht einlegen, um die Tiere zu versorgen – bis der Lkw-Fahrer am nächsten Tag weiterfahren durfte.
Tierheim Feucht plagen finanzielle Sorgen
Nicht gerade in dieser Größenordnung, aber ähnliche Szenen sind Alltag in der Einrichtung. Das Tierheim ist mehr als Vermittlung, es ist auch Tierrettung, Notdienst und Tierschutz. Und all das ist auf lange Sicht in Gefahr. Denn das Tierheim Feucht plagen finanzielle Sorgen.
Das Dach in dem Gebäudekomplex ist undicht und muss dringend saniert werden. Nur: Das kostet rund 400.000 Euro – Geld, das das Heim vor große Herausforderungen stellt. Deshalb setzten die Verantwortlichen um Leiterin Ulrike Lang einen öffentlichen Hilferuf ab. Und bitten online um Spenden.
Lautes Bellen, sodass man das eigene Wort nicht mehr versteht. Der typische Geruch. Hunderte tierische Augenpaare, die einen auf Schritt und Tritt verfolgen. Menschen, die umherwuseln mit Besen, Näpfen und Decken.
Bis zu 600 Tiere werden hier im Jahr versorgt. Manche von ihnen sind ein paar Tage da, andere Jahre. 20 Festangestellte und fünf Azubis sind beschäftigt, unzählige Ehrenamtliche und Gassigeher kommen dazu, ebenso wie der ehrenamtliche Vorstand.
Wer sich im Gebäude näher umsieht, dem werden braune Stellen an Wänden und Decken auffallen. Feuchtigkeit. Bedingt durch die baulichen Gegebenheiten des Flachbaus. Der Waschraum für die Hunde etwa war nach der Schneeschmelze so feucht, dass alle dort gelagerten Decken und Körbchen nass waren. Ein riesiger Aufwand sei das gewesen, so Lang, alles zu reinigen und zu trocknen.
Keine öffentlichen Mittel zur Unterstützung
Mit dem öffentlichen Spendenaufruf wollen die Verantwortlichen frühzeitig gegensteuern, um den Erhalt langfristig zu sichern. Finanzielle Unterstützung vom Land oder Landkreis gebe es kaum, erklärt die Leiterin im Gespräch mit t-online. Sie fordert, dass der Staat mehr für seine Tiere tun soll. "Wir sind immer an letzter Stelle." Dabei sei Ministerpräsident Söder doch passionierter Hundefan, sagt die 70-Jährige verständnislos. Und sie fragt sich: "Wo würden denn die ganzen Tiere unterkommen, wenn die Tierheime schließen müssten?"
Auch die neuen Auflagen des Veterinäramts, dem das Tierheim untersteht, brächten große Ausgaben mit sich. So müssten sie ihre Quarantänestation für Katzen teuer umbauen lassen, um die neuen Auflagen zu erfüllen.
So finanziert sich das Tierheim Feucht
Die Einrichtung finanziere sich allein durch Mitgliedschaften, Spenden und Erbschaften. Klar, Rücklagen gebe es, antwortet Lang. Aber die sollen das Bestehen des Tierheims auf lange Zeit sichern – und deshalb besser unangetastet bleiben. Auch bei der Vermittlung von Tieren zahlen Interessenten etwa eine Schutzgebühr, bei Hunden liegt sie etwa bei 370 Euro. Doch all dies reicht nicht aus, um die Sonderausgaben zu stemmen.
Seit den Sechzigern gibt es das Tierheim, begonnen hat es damals mit einem Katzenhaus. Seitdem sind große Anbauten hinzugekommen, wie etwa das Kleintier- oder Hundehaus. Im Bau ist gerade auch ein Veranstaltungsraum, in dem künftig etwa Feste ausgerichtet werden sollen – die dann wiederum Geld bringen sollen. Nur so kann die Einrichtung langfristig erhalten bleiben.
- Reporterin vor Ort
- Tierheim-feucht.de: Spendenaufruf (26.3.2025)