Airline startet "Nürnberg-Offensive" Marabu-Chef: "Gekommen, um zu bleiben"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Am Flughafen Nürnberg werden bald so viele Flugzeuge stationiert sein wie noch nie. Maßgeblichen Anteil daran hat eine Condor-Schwester. Wie es zu dem Engagement kam.
Für den Airport Nürnberg ist es schon eine kleine Sensation: Marabu – eine Schwesterairline der Condor – wird ab dem kommenden Winterflugplan ein Flugzeug in Nürnberg stationieren. Ab dem Sommer 2025 sollen es sogar drei Flugzeuge sein. Rund 50-mal will die Fluggesellschaft dann wöchentlich ab der Noris abheben. Der Flughafen hat in diesem Zusammenhang bereits von einer "Nürnberg-Offensive" gesprochen. Doch wie kam es dazu?
Flughafengeschäftsführer Michael Hupe sagt, dass der Nürnberger Flughafen bereits lange mit Condor in Kontakt gewesen sei. Die deutsche Airline entwickle nämlich auch für die Schwester Marabu die Strecken mit. Weiter sagt Hupe: "Man musste Condor schon etwas treiben, um sich für eine Basis Nürnberg zu entscheiden."
Marabu Airlines
Marabu gehört wie auch Condor mehrheitlich dem Finanzinvestor Attestor. Die Schwester der bekannten Ferienfluggesellschaft hat ihren Hauptsitz in Estland und nahm ihren Flugbetrieb im April 2023 auf. Zunächst fiel die Airline bei Kunden durch teils stundenlange Verspätungen und Flugausfälle auf. Um solche Schwierigkeiten in Nürnberg zu verhindern, will die Airline ein viertes Flugzeug samt flugbereiter Crew als "technische Reserve" am Flughafen stationieren.
Bei der Entscheidungsfindung dürfte auch der Umstand eine Rolle gespielt haben, dass sich Condor künftig auf die großen Flughäfen konzentrieren will und Marabu auf die mittelgroßen. Dementsprechend übernimmt der neue Player in Nürnberg auch schon ab dem kommenden Winterflugplan alle Ziele, die zuvor seine Schwester ab Franken im Programm hatte.
Bald "Drei im Weggla" über den Wolken?
Marabu-CEO Axel Schefe, der Luft- und Raumfahrtingenieur ist, arbeitete vor seinem Studium zwei Jahre lang als Flugbegleiter. In dieser Zeit war er zeitweise in Nürnberg stationiert. Er sagt, er wisse deshalb um die Vorzüge des hiesigen Airports und den interessanten Einzugsbereich. Schefe betont, dass es an dem "nicht völlig überfluteten Flughafen" leichter sei, Kunden individuell anzusprechen. Diese Chance wolle Marabu nutzen.
So könne er sich vorstellen, während des Christkindlesmarkts Nürnberger Rostbratwürstchen oder Lebkuchen als Bordverpflegung in seinen Fliegern anzubieten. Ein weiteres Argument für das Engagement ist die Tatsache, dass es in Nürnberg kein Nachtflugverbot gibt. "Das macht uns das Leben leichter", sagt Marbu-Chef Schefe.
Wachsen will die Airline vor allem im touristischen Segment – "Brot- und Buttergeschäft" nennt Schefe das. So werden im Sommer überwiegend Ziele rund um das Mittelmeer angeboten, ganzjährig sollen die Kanaren und Ägypten angeflogen werden. (Welche Ziele die Fluggesellschaft genau ansteuert, lesen Sie hier.) Man könne sich aber vorstellen, künftig weitere Destinationen zu entwickeln.
Was ist eine Basis?
Wenn Airlines ein Flugzeug fest an einem Flughafen stationiert haben, spricht man von einer Basis. In Nürnberg betreiben derzeit Corendon, Ryanair und Eurowings eine Basis, im Herbst kommt dann Marabu dazu. 100 bis 150 neue Arbeitsplätze sollen dadurch in der Stadt entstehen.
Hupe: "Potenzial, die nächste Air Berlin zu werden"
Fest steht: Mit den drei stationierten Flugzeugen wird Marabu im Sommer 2025 der neue Platzhirsch im Tourismussegment sein. Vermutlich werden ab dann insgesamt so viele Flugzeuge in der Stadt stationiert sein wie noch nie zuvor, sagt Flughafenchef Hupe.
Für den Flughafen, der unter anderem wegen der Pleite von Air Berlin, die Nürnberg als Drehkreuz nutzte, immer wieder Rückschläge verkraften musste, seien das sehr gute Nachrichten. Heißt also die neue Air Berlin Marabu? "Eine Drehkreuzfunktion ist nicht geplant, aber Marabu hat das Potenzial, die neue Air Berlin zu werden", erklärt Hupe.
- Gespräch mit Michael Hupe und Axel Schefe