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Spielschulden-Skandal in Köln: "Für ihre Kleriker ist der Kirche kein Opfer zu groß"


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Kardinal Woelki
"Für ihre Kleriker ist der Kirche kein Opfer zu groß"

InterviewVon Annik Schalck

18.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Rainer Maria Kardinal Woelki beim Morgengottesdienst: Der Kölner Erzbischof steht mal wieder im Kreuzfeuer der Kritik (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Rainer Maria Kardinal Woelki beim Morgengottesdienst: Der Kölner Erzbischof steht mal wieder im Kreuzfeuer der Kritik (Archivbild). (Quelle: P. Back/Future Image/imago-images-bilder)
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Für Spielschulden eines Priesters zahlt das Erzbistum Köln rund eine Million Euro – eigentlich sollten mit dem Geld Missbrauchsopfer entschädigt werden. Ein Opfervertreter übt nun scharfe Kritik an Kardinal Woelki.

Mit einer immensen Summe hat die katholische Kirche in Köln einen hochverschuldeten Priester von seinen Spielschulden befreit. Ein Teil des Geldes stammte dabei genau aus dem Sondervermögen, aus dem eigentlich die Opfer sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Würdenträger entschädigt werden sollten.

Doch so spendabel, wie die Kirche offenbar mit ihren Angestellten ist, zeigt sie sich deren Opfern gegenüber nicht. Matthias Katsch vom Eckiger Tisch e.V. setzt sich seit Jahren für die Interessen von von der Kirche missbrauchten Menschen ein. In der Zahlung der Kirche sieht er einen Hohn gegenüber den Betroffenen.

t-online: Was empfinden Missbrauchsopfer angesichts des neuerlichen Skandals im Erzbistum Köln?

Matthias Katsch: Dieser Umgang mit finanziellen Mitteln muss Betroffene empören, die seit Jahren versuchen, eine angemessene Entschädigung von der Kirche, in diesem Fall vom Erzbistum Köln, zu erhalten, für das, was Ihnen nicht nur durch den Täter sondern durch die Institution angetan wurde. Gegenüber den Opfern des institutionellen Versagens und des fortgesetzten Verheimlichens von Missbrauchsverbrechen ist man lediglich zu Leistungen in "Anerkennung des Leids" bereit, und verweigert einen tatsächlichen Ausgleich für den angerichteten Schaden im Leben der Betroffenen.

Wie beurteilen Sie das Krisenmanagement von Erzbistum und Kirche, auch vor dem Hintergrund des Umgangs mit dem Missbrauchsskandal?

Es zeigt sich sehr deutlich: die eigenen Leute, die Mitbrüder, sind den Verantwortlichen enorm wichtig. Für ihre Kleriker ist der Kirche kein Opfer zu groß, ihr Schutz und der Schutz des Ansehens der Institution ist fast jeden Preis wert. Wir haben schon oft darauf hingewiesen, dass das Erzbistum in den vergangenen Jahren mehr Geld für PR-Agenturen und Auftragsgutachten ausgegeben hat, als für die Hilfe und die sogenannten Anerkennungsleistungen. Insofern fügt sich dieser Fall in das Muster ein.

Matthias Katsch ist das Gesicht des gemeinnützigen Vereins Eckiger Tisch e.V. Die Initiative vertritt in der Öffentlichkeit die Interessen von Opfern sexuellen Missbrauchs durch die katholische Kirche und berät dazu Betroffene und Institutionen.

Welche Verantwortung lasten Sie Kardinal Woelki an?

Schaut man sich den Umgang mit Geld durch den Kardinal an, wird klar, für seine eigenen Interessen und Projekte, wie die konservative Hochschule für Theologie in Köln, ist er bereit unbegrenzt ins finanzielle Risiko zu gehen – für eine Entschädigung der Opfer bleibt da natürlich nichts übrig. Am Ende wäre es entlarvend für die Prioritätensetzung der Institution Kirche, wenn er schließlich wegen seines finanziellen Missmanagements gehen müsste, und nicht wegen seines fahrlässigen Umgangs mit Missbrauchstätern und seiner Instrumentalisierung von Betroffenen zur eigenen Entlastung.

Welche Konsequenzen fordern Sie für das Erzbistum und/oder Woelki nach diesem Fall?

Mir persönlich ist es inzwischen egal, was der Kardinal macht. Das müssen die Katholikinnen und Katholiken mit sich selbst ausmachen. Für die Betroffenen bedeuten wirkliche Konsequenzen, dass sie eine angemessene Entschädigung von Seiten der Kirche erhalten.

Was wäre denn angemessen?

Dafür liegen seit 2019 Empfehlungen vor, die auf Wunsch der Bischöfe von Expertinnen und Experten erarbeitet wurden. Die empfohlenen Beträge von 40.000 bis 400.000 Euro liegen im unteren sechsstelligen Bereich, und damit immer noch deutlich unter dem, was dem Erzbistum gerade die Schuldenregulierung eines Klerikers wert waren. Aber das war der Kirche bislang zu teuer.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Matthias Katsch, Eckiger Tisch e.V.
  • Eigene Recherche
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