Statt Rosenmontagsumzug 250.000 Menschen bei Friedensdemo in Köln
Bunt und laut gegen Putins Angriff auf die Ukraine: In Köln waren in der Spitze 250.000 Menschen bei einer Friedensdemonstration durch die Innenstadt unterwegs. Die verlief laut Polizei friedlich.
Die Friedensdemonstration, die an diesem Montag durch die Kölner Innenstadt zieht, ist nach den Worten von Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Signal "gegen Krieg in Europa". "Das ist ja hier nicht nur der organisierte Karneval, sondern das sind Kölnerinnen und Kölner, die seit Jahrzehnten nicht mehr auf 'ner Demo waren", sagte die parteilose Politikerin am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Sprecher des Festkomitees Kölner Karneval sprach am frühen Nachmittag von 150.000 teilnehmenden Menschen. "Es strömen immer noch von den Seitenstraßen Menschen hinzu." Es könne daher sein, dass die Zahl am Montagabend noch höher liege. "Aber Zwischenstand ist 150.000. Das ist Wahnsinn", so der Sprecher.
Ein Pressesprecher der Polizei sagte am Nachmittag, man prüfe noch, ob eine genaue Ermittlung der Teilnehmerzahl möglich sei. Der Grund: Während die Spitze schon am Ende der Demostrecke angekommen sei, seien am Chlodwigplatz, dem Startpunkt, immer noch mehr Menschen dazugekommen. Das mache eine Angabe schwierig.
Kurze Zeit später teilte die Polizei dann mit: Bis zu 250.000 Menschen hätten in der Spitze mitdemonstriert. Das ist ungefähr ein Viertel der gesamten Einwohner von Köln.
Die Demo ist bis 17 Uhr angemeldet, auf Nachfrage sagte der Polizeisprecher am Nachmittag um kurz vor 16 Uhr, die letzten Menschen hätten den Chlodwigplatz schon verlassen. Zwischenfälle habe es keine gegeben.
Reker bewundert "mutige Russen"
Reker sagte, sie empfinde "grenzenlose Bewunderung für all die mutigen Russinnen und Russen, die bereits seit Freitag auf die Straßen ihres Landes gehen". Minutenlanger donnernder Applaus der Zuhörer war die Reaktion darauf.
Zahlreiche Organisationen unterstützen die Demonstration in Köln, unter anderem Parteien, Gewerkschaften, der Bundesligist 1. FC Köln und die Band Brings.
BAP-Sänger: "Bin stolz auf meine Stadt"
BAP-Sänger Wolfgang Niedecken hat sich begeistert über die große Beteiligung an der Kölner Friedensdemo am Rosenmontag geäußert. "Da bin ich sehr stolz auf meine Stadt, muss ich wirklich sagen", so Niedecken am Montag im WDR Fernsehen.
Der "höchste Kölner Feiertag", der Rosenmontag, sei zu einer Solidaritätskundgebung für Frieden und Demokratie umfunktioniert worden. Es herrsche eine einzigartige, ernsthafte Stimmung. Alle Teilnehmer verhielten sich verantwortlich. "Ich sehe keinen einzigen ohne Maske." Auf die Frage, ob er mit so vielen Teilnehmern gerechnet habe, antwortete der 70 Jahre alte Musiker: "Wie ich meine Kölner kenne, ich habe damit gerechnet, weil ich auch weiß: Die Kölner feiern, sie können aber auch Position beziehen."
Kilometerlanger Protestmarsch
Der Protestmarsch führt nach Angaben des Festkomitees über eine Strecke von 4,5 Kilometern durch die Innenstadt – vorbei an vielen der Motivwagen, die eigentlich für den Rosenmontagszug gebaut worden waren.
"Der Kölner Karneval kann mehr als feiern und schunkeln. Er lebt vor allem von der Solidarität und der Gemeinschaft, Werte wie Freiheit und Gleichheit sind unser oberstes Gut", sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. "Typische Elemente" eines Rosenmontagszuges wie Festwagen, Kutschen oder Kamelle werde es nicht geben, betonte eine Sprecherin.
Mit dabei war auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
Köln: Erster Karnevalswagen hat Motiv zum Krieg
Angeführt wird der Demonstrationszug von einem Karnevalswagen zum Thema Ukraine. "Es ist ein drastisches Motiv", sagte Kirsch. "Wir sehen die russische Fahne, die die Friedenstaube aufspießt. Sehr viel Blut auf diesem Wagen. Russland schert sich einen Dreck um den Frieden, schert sich einen Dreck um Europa, verfolgt eigene Ziele, und das bringt dieser Wagen vortrefflich zum Ausdruck."
Der klassische Rosenmontagszug war wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Als kleinen Ersatz hatte das Festkomitee eigentlich ein Rosenmontagsfest mit Umzug im Kölner Stadion geplant. Doch unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine sagten die Karnevalisten am Donnerstag auch dieses Fest ab und beschlossen stattdessen, eine Friedensdemo zu organisieren.
Für Teilnehmer gelten Maskenpflicht und die 3G-Regel – sie müssen getestet, geimpft oder genesen sein. Die Stadt verhängte für den gesamten Rosenmontag bis Mitternacht ein Fahrverbot für schwere Lastwagen in der Innenstadt.
Am Nachmittag parallel Demo gegen Corona-Maßnahmen
Am Nachmittag ist in Köln nach Angaben der Polizei zudem eine Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen vom rechtsrheinischen Deutz in die Innenstadt geplant, zu der 3.500 Teilnehmer angemeldet sind. Es sei nicht auszuschließen, dass die beiden Demonstrationszüge zusammentreffen, sagte ein Sprecher. Die Polizei erwarte dadurch keine größeren Probleme, sei aber vorbereitet.
- Mit Material Nachrichtenagentur dpa
- Gespräch mit einem Sprecher der Kölner Polizei