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Giftstoff-Einleitung in den Rhein: BUND erstattet Anzeige gegen Bezirksregierung Köln


Giftiges Löschwasser im Rhein
BUND erstattet Anzeige gegen Bezirksregierung und Currenta

Von t-online, ads

Aktualisiert am 17.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine riesige dunkle Wolke erstreckte sich über Leverkusen (Archivbild): Bei der Explosion waren mehrere Menschen gestorben.Vergrößern des BildesEine riesige dunkle Wolke erstreckte sich über Leverkusen (Archivbild): Bei der Explosion waren mehrere Menschen gestorben. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)

Nach der Explosion in einem Currenta-Chempark in Leverkusen, hat der BUND Anzeige erstattet: Er erhebt schwere Vorwürfe – auch gegen die Regierung in Köln.

Der NRW-Landesverband des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat nach der Explosion in einem Leverkusener Chempark Strafanzeige gegen die verantwortliche Firma und die Bezirksregierung in Köln erstattet. Das geht aus einer Mitteilung vom Montag hervor.

Der Verband wirft demnach der Firma Currenta und der Bezirksregierung Gewässerverunreinigung und unerlaubten Umgang mit Abfall vor: Den "Umgang mit dem giftigen Löschwasser, das nach der Explosion der Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen-Bürrig mit Abwasser aus dem Chempark vermischt, über die Kläranlage in den Rhein eingeleitet wurde", hält er für illegal.

Bezirksregierung Köln soll giftige Löschwasser-Einleitung gebilligt haben

Zudem hält er eine Täuschung der Öffentlichkeit über das "wahre Ausmaß der Explosions-Katastrophe" für möglich: "Umweltministerin Ursula Heinen-Esser behauptete noch Anfang August offenbar wider besseren Wissens in einem Bericht an den Landtag, es sei zu keiner Einleitung in den Rhein gekommen", sagte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht.

Zwar gibt die Bezirksregierung in Köln an, dass die Firma ihr einen Tag nach der Explosion von der Einleitung berichtet hatte – die Bürgerinnen und Bürger erfuhren davon jedoch nichts. Unterdessen gelangten erhöhte Werte an in Insektengift vorhandenem Clothianidin und PFOS aus dem Löschschaum bis in die niederländische Wasserversorgung. Mit einer Vorwarnung hätten die niederländischen Rhein-Wasserwerke die Aufnahme von Rheinwasser stoppen können. Die fehlte jedoch.

Der BUND wirft der Kölner Bezirksregierung daher vor, bei der Einleitung der Giftstoffe in den Rhein nicht eingegriffen zu haben. Der WDR sei in seinen Recherchen auf immer wieder höhere Mengen der Giftstoffe gestoßen: "Letztlich wurden aus 5,25 Millionen Litern kontaminiertem Löschwassers durch Vermischung mit Abwasser aus dem Chempark etwa 30 Millionen Liter mit giftigen Chemikalien belastetes Wasser, wovon ein Drittel ohne Genehmigung eingeleitet wurde", so Sticht.

BUND zweifelt wegen tagelanger Einleitung an Notlage

Recherchen des WDR hatten im Dezember aufgedeckt, dass die Firma Currenta nach der Explosion in dem Chempark fast zehn Millionen Liter Giftstoffe in den Rhein geleitet hatte. Auf Anfrage sprach Currenta von einem "Notstand": Man habe durch dieses Vorgehen eine noch schlimmere Katastrophe für die Umwelt verhindern wollen.

Dies hält BUND-Wasserexperte Paul Kröfges für nicht haltbar: Das giftige Löschwasser sei erst 34 Stunden nach dem Feuer in den Rhein geleitet worden, etappenweise über dreieinhalb Tage. "Offenbar gab es erhebliche Fehler im Störfall-Management, die einer juristischen und politischen Aufarbeitung bedürfen". Zudem hätte das Löschwasser seiner Ansicht nach in die dafür vorgesehenen Tanks gepasst.

Der BUND fordert von der Staatsanwaltschaft daher eine Klärung der Einleitung des Löschwassers in den Rhein, sowohl in Hinsicht auf Currenta, als auch auf den Umgang der Bezirksregierung. Außerdem solle die "politische Verantwortung für dieses Täuschungs- und Vertuschungsmanöver" erörtert werden.

Nach erster Einleitung liefen die Giftstoffe monatelang weiter in den Rhein

Unterdessen geriet Currenta Ende 2021 wegen einer weiteren Einleitung von giftigem Löschwasser in Erklärungsnot: Wie die Kölner Bezirksregierung mitteilte, seien erneut und über fünf Monate hinweg Abwasser, Löschwasser und Havarie-Abwasser aus einem defekten Abwassertank in den Rhein.

Die Stoffe seien zwar durch eine Kläranlage gelaufen, aber nicht zusätzlich durch Aktivkohle gefiltert worden. "Im Gegensatz zu der Einleitung nach der Explosion im Rahmen der Gefahrenabwehr ist diese ungenehmigte Einleitung nicht tolerierbar und muss entsprechend verfolgt werden", so die Bezirksregierung Köln.

Im Juli vergangenen Jahres war es in der Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen zu einer Explosion gekommen, bei der zahlreiche Menschen verletzt und sieben getötet wurden. Gegen drei Mitarbeiter wurden Ermittlungen aufgenommen und auch den Behörden wurden nach dem Vorfall Vorwürfe gemacht. Im Dezember war durch den WDR ans Licht gekommen, dass giftiges Löschwasser über Tage in den Rhein eingeleitet wurde.

Verwendete Quellen
  • Bezirksregierung Köln: Mitteilung vom 28. Dezember 2021
  • Eigene Recherche
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