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Neues Kölner Stadtarchiv eröffnet – zwölf Jahre nach dem Einsturz


Zwölf Jahre nach dem Einsturz
Neues Kölner Stadtarchiv eröffnet

Von dpa
Aktualisiert am 04.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Lesesaal des Rheinischen Bildarchivs im Historischen Archiv: Das alte Stadtarchiv war 2009 eingestürzt.Vergrößern des Bildes
Der Lesesaal des Rheinischen Bildarchivs im Historischen Archiv: Das alte Stadtarchiv war 2009 eingestürzt. (Quelle: Oliver Berg//dpa-bilder)

Beim Einsturz des alten Kölner Stadtarchivs 2009 sind zwei Menschen ums Leben gekommen.

Rund zwölf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist am Freitag der Neubau eröffnet worden. Nach Angaben der Stadt handelt es sich um Europas modernstes kommunales Archiv mit einer speziell dafür entwickelten Gebäudetechnik. In dem Neubau für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv ist Platz für 50 Regalkilometer Archivalien. Jeder historisch Interessierte soll dort arbeiten und Dokumente einsehen können.

Beim Einsturz des alten Stadtarchivs am 3. März 2009 waren zwei
Anwohner ums Leben gekommen. Unzählige historische Dokumente wurden verschüttet. Das Kölner Landgericht urteilte 2018, dass das Archiv wegen eines gravierenden Fehlers beim Bau einer neuen
U-Bahn-Haltestelle unterhalb des Gebäudes eingestürzt war.

Fragen und Antworten zum Unglück und neuen Stadtarchiv

Nun wird ein Neubau am Eifelwall am Rand der Innenstadt eröffnet. Das dreigeschossige Gebäude beheimatet sowohl das historische Archiv als auch das rheinische Bildarchiv. Ein Rück- und Ausblick:

  • Was geschah mit dem alten Archivgebäude?

An den Standort des früheren Stadtarchivs erinnert nur noch eine große Baulücke. Das alte Archivgebäude wurde bei dem Unglück völlig zerstört. Es riss zwei Nachbarhäuser mit in die Tiefe, zwei Anwohner kamen ums Leben.

Anliegende Wohnhäuser waren nach der Katastrophe unbewohnbar, Familien mussten ausziehen, die Schüler benachbarter Schulen mussten zeitweise in Ausweichquartiere umziehen. Die Katastrophe richtete einen Schaden in Milliardenhöhe an.

  • Was hatte der U-Bahnbau mit dem Unglück zu tun?

Unmittelbar vor dem früheren Archivgebäude wurde damals die Kölner Nord-Süd-Stadtbahn gebaut. Das Archivgebäude stürzte in eine tiefe Baugrube. Das Landgericht Köln urteilte im Oktober 2018, dass der Einsturz des Stadtarchivs auf einen gravierenden Fehler bei der Herstellung der Schlitzwand für das Gleiswechselbauwerk Waidmarkt zurückzuführen war. Andere mögliche Ursachen waren nach Auffassung des Gerichts ausgeschlossen.

  • Wer war für den Einsturz verantwortlich?

Der Einsturz des Archivs beschäftigt bis heute die Gerichte. Derzeit prüft der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, ob zwei Bauleiter, die für die Errichtung der Wand verantwortlich waren, zu Recht vor dem Landgericht Köln vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen wurden. Eine Entscheidung soll am 13. Oktober verkündet werden.

  • Wie sieht die Einsturzstelle heute aus?

An der Einsturzstelle befindet sich immer noch eine Baugrube, deren Sanierung seit dem vergangenen Jahr vorbereitet wird. Eine alte, über die Grube führende Brücke wurde abgerissen, derzeit entsteht ein Behelfsbau. Anschließend kann mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden. Frühestens Ende 2028 könnten die ersten Stadtbahnen durch den Tunnel fahren.

  • Welche Dokumente besitzt das Archiv?

Das historische Archiv der Stadt Köln mit Dokumenten aus mehr als tausend Jahren Stadtgeschichte gilt als eines der größten und bedeutsamsten kommunalen Archive Deutschlands. Zu seinem Bestand gehören eine Handschrift des mittelalterlichen Gelehrten Albertus Magnus ebenso wie Dokumente aus der Zeit des einstigen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer (CDU) und der jüngsten Stadtgeschichte. Das Archiv besitzt unter anderem 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922 sowie zahllose Karten, Plakate, Filme und Fotos.

  • In welchem Zustand sind die Archivalien?

95 Prozent des Archivbestands konnten nach dem Einsturz in einer beispiellosen Aktion von Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk und hunderten freiwilligen Helfern geborgen werden. Danach wurden sie in durchnummerierte Kisten verpackt und in verschiedene Archive in ganz Deutschland gebracht.

Deren Inhalt überprüfen seit 2009 Fachkräfte auf Schäden, danach werden die Archivalien einem Bestand zugeordnet. Für die Erfassung des Archivbestands kommt eine speziell dafür entwickelte Bergungssoftware zum Einsatz. Dabei erhält jedes Stück einen Barcode, über den sich dessen Zustand und Lagerort nachvollziehen lässt.

  • Wie sieht das neue Gebäude aus?

Am Eifelwall entstand ein modernes Gebäude nach den Plänen des Architekturbüros Waechter und Waechter in Darmstadt. In der Mitte des dreigeschossigen Neubaus erhebt sich das sogenannte Schatzhaus, das die Archivalien und Fotografien schützen soll. Die Lamellen an der Fassade schimmern je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Farben.

In dem rund 90 Millionen teuren Gebäude stehen allein 8.800 Quadratmeter mit mehr als 50 Regalkilometern und 460 Planschränke für das Archivgut zur Verfügung. Das Rheinische Bildarchiv bekommt weitere 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Zudem bietet der Neubau rund 45 Plätze im Lesesaal.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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