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Köln: Kälte trifft Obdachlose schwer


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Kälte trifft Obdachlose
"Wir haben Angst, dass Menschen erfrieren"


Aktualisiert am 09.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Ein Rollstuhl und ein Schlafsack in der Fußgängerzone: 200 bis 300 obdachlose Menschen sind Schätzungen zufolge bei eisigen Temperaturen in Gefahr.Vergrößern des Bildes
Ein Rollstuhl und ein Schlafsack in der Fußgängerzone: 200 bis 300 obdachlose Menschen sind Schätzungen zufolge bei eisigen Temperaturen in Gefahr. (Quelle: Jochen Tack/imago-images-bilder)
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Der plötzliche Kälteeinbruch mit Temperaturen von bis zu minus neun Grad trifft die Kölner Wohnungslosen besonders hart. Es gibt genug Notschlafplätze – doch nicht alle nehmen diese wahr.

Christian ist seit mehreren Jahren wohnungslos. Zwischendurch hatte er immer mal wieder eine Unterkunft, etwa ein sechs Quadratmeter kleines Zimmer, wurde dort aber fristlos gekündigt. Momentan ist er wieder auf der Straße, auch bei Minustemperaturen. "Wenn es sehr kalt ist, gehe ich in die Bank, bis die Security-Mitarbeiter mich entdecken", sagt er. Sein Schlafsack und dicke Kleidung würden ihm auch helfen.

Und wenn die Kälte gar nicht mehr auszuhalten ist, fährt der 39-Jährige mit dem Shuttle-Bus vom Heumarkt in die Notunterkunft Mehrheim. Dort gibt es in der Ostmerheimer Strasse eine große Unterkunft für 60 Wohnungslose, eine Voranmeldung ist nicht nötig. "Man kann damit leben, das Angebot ist besser geworden", sagt Christian. Die Unterkunft in Mehrheim ist eine von mehreren Notunterkünften, in denen Wohnungslose die Nacht verbringen können. Sie wurde als Teil der Winterhilfe extra für die kalte Jahreszeit eingerichtet.

Nicht alle Unterkünfte sind voll

In Köln gibt es etwa 6.190 wohnungslose Menschen, die statistisch erfasst sind. In die Notunterkünfte müssen jedoch nicht alle: Viele leben längerfristig in Einrichtungen oder kommen bei Freunden unter. "Die Gruppe, um die man sich bei der Kälte Sorgen machen muss, besteht aus etwa 200 bis 300 Personen", sagt Anne Rossenbach, die Sprecherin des Sozialdienst katholischer Frauen.

Der SKF bietet zwei Notunterkünfte in Mühlheim und im Mauritiussteinweg, die Angebote richten sich speziell an wohnungslose Frauen. Die zwei Einrichtungen bieten zusammen 24 Plätze: "Die Schlangen vor den Einrichtungen sind kurz, die Frauen müssen nicht lange in der Kälte warten", sagt Rossenbach. Momentan sei ausreichend Platz vorhanden.

Anders ist das im Johanneshaus in der Innenstadt. Die Einrichtung hat eine stationäre Abteilung, aber auch eine Notunterkunft mit 14 Plätzen. „Unsere Kapazitäten sind ganzjährig voll“, sagt der Leiter der Notaufnahme, Thore Klahr. Auf der Strasse schlafen müsse aber deshalb niemand: "Wir können an andere Einrichtungen weitervermitteln und haben auch ein Notbett."

Der Grund für die dauerhafte Belegung der Notunterkunft ist die Pandemie, die Anträge bei der Stadt Köln komplizierter macht. Wohnungslose können so schwieriger weitervermittelt werden und bleiben länger im Johanneshaus.

Corona erschwert Situation der Wohnungslosen

Doch nicht nur die Weitervermittlung ist durch Corona erschwert: "Die Pandemie ist für Wohnungslose eine Katastrophe", sagt Rossenbach. Das Betteln wird wesentlich schwieriger, weil weniger Menschen unterwegs sind und viele kein Bargeld dabei haben. Auch das Flaschensammeln fällt weg, weil in der Innenstadt das Trinken von alkoholischen Getränken verboten ist.

Klahr stimmt zu und sagt, dass sich die Situation für Menschen, die auf der Strasse leben "extrem verschlimmert hat". Durch die Schließung von Cafés ist es für viele Wohnungslose sogar schwierig geworden, eine Toilette zu finden. Abhilfe schaffen soll das Wärmezelt am Bürgerhaus Stollwerck. Dort gibt es sanitäre Anlagen, warme Getränke und Mahlzeiten. Dies bietet auch die Überlebensstation Gulliver am Hauptbahnhof, dort können zudem Waschmaschinen, eine Kleiderkammer und Computer benutzt werden.

Viele Notunterkünfte bieten den Betroffenen auch an, den Tag in der Einrichtung zu verbringen und verpflegen sie vor Ort. "Das Konzept sieht eigentlich vor, dass die Frauen tagsüber rausgehen, in der Wirklichkeit und im Winter ist das jedoch etwas anderes", sagt Rossenbach.

Trotzdem gibt es Menschen, die keinen Platz in den Notunterkünften annehmen möchten. Für sie ist die Kälte lebensgefährlich: "Wir haben Angst, dass die Menschen bei den eisigen Temperaturen erfrieren", sagt Klahr. Er sehe auf dem Weg zur Arbeit täglich Menschen, die in den Hauseingängen der Schildergasse schlafen.

Angebote erreichen nicht alle

Es sind vor allem Menschen mit psychischen Problemen, die nicht in einer Einrichtung schlafen möchten. Sie tauchen nicht in der Wohnungslosenstatistik auf, weil sie sich nicht an die Stadt oder die freien Träger der Wohnungslosenhilfe wenden. Viele von ihnen fürchten, dass die Notunterkünfte nicht genug Privatsphäre bieten. Im Johanneshaus teilen sich die Wohnungslosen zu zweit ein Zimmer, dies ist nicht für jeden annehmbar. Aber es gibt auch Wohnungslose, die nicht ausreichend über die Angebote der Stadt informiert sind.

Um diese Menschen zu finden, sind Sozialarbeiter der Stadt und Mitarbeitende der Träger der Freien Wohlfahrtspflege abends in der Innenstadt unterwegs. Sie machen die angetroffenen Personen auf die Notunterkünfte aufmerksam. "Wir tun alles, um die Menschen in Sicherheit und ins Warme zu bekommen", sagt Rossenbach.

Hinweis: Die Stadt Köln bietet im Rahmen der Winterhilfe eine Telefonnummer an, unter der Bürgerinnen und Bürger sich melden können, wenn sie hilflose wohnungslose Menschen bemerken, die bei Minustemperaturen im Freien schlafen. Diese Hotline ist täglich 24 Stunden erreichbar. Die Rufnummer lautet: 0221 / 474 555 45. Bei akut gefährdeten Menschen werden Bürgerinnen und Bürger gebeten, sich umgehend an den Rettungsdienst unter 112 zu wenden.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Anne Rossenbach, Sprecherin Sozialdienst Katholischer Frauen
  • Telefonat mit Thore Klahr, Ansprechpartner Johanneshaus Köln
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