Vom Rhein an den Hudson Kölner Architektin erfindet New Yorks Kunst-Tempel neu

Die renommierte Kölner Architektin Annabelle Selldorf hat dem Museum Frick Collection neues Leben eingehaucht. Für 200 Millionen Euro wurde renoviert.
Annabelle Selldorf hat es geschafft: Die in Köln geborene Star-Architektin verhilft einem der bedeutendsten Museen New Yorks zu neuem Glanz. Über vier Jahre lang mussten Kunstliebhaber darauf warten, die Frick Collection wieder in ihrem ursprünglichen Gebäude besuchen zu können. Am heutigen Donnerstag, 17. April, ist es endlich so weit: Die legendäre Kunstsammlung kehrt nach umfassender Renovierung an die Fifth Avenue zurück – größer und eindrucksvoller als je zuvor.
Selldorf hat das historische Gebäude an der noblen Upper East Side komplett umgebaut. Das Museum, das Anfang 2020 während der Coronavirus-Pandemie schließen musste, erstrahlt nun in neuem Glanz – mit einem neuen Café und erstmals auch für Besucher zugänglichen Räumen im oberen Stockwerk.
"Unsere Projekte, unsere Gebäude sind geprägt davon, eine gewisse Selbstbewusstheit zu haben, die nicht darauf beruht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sondern eher ein langsames Aroma vergeben", erklärte Selldorf der Deutschen Presse-Agentur. "In meiner Welt geht es um Tageslicht, geht es um Proportionen der Räume, geht es darum, wie man von einem Raum zum nächsten kommt und auch wie man eine gewisse Zeitlosigkeit erhalten kann."
Die Umgestaltung war ein Mammutprojekt: 220 Millionen Dollar (etwa 200 Millionen Euro) flossen in die Renovierung, die laut "New York Times" das Museum "erstrahlen" lasse und eines "New Yorker Schatzes würdig" sei. Für Selldorf, die zuletzt auch die National Gallery in London umgebaut hat, war es nach eigener Aussage ein "wichtiges, wunderbares, großes Projekt" und die Endphase der Renovierung "sehr emotional".
Deutsche Doppelspitze für New Yorker Kunstschatz
Die deutsche Präsenz bei der Frick Collection beschränkt sich nicht nur auf die Architektur. Mit Axel Rüger steht seit Kurzem auch ein Deutscher an der Spitze des Museums. Der neue Direktor, der zuvor die Royal Academy of Arts in London und das Amsterdamer Van-Gogh-Museum leitete, übernahm den Posten erst kürzlich von seinem amerikanischen Vorgänger Ian Wardropper.
Das Besondere an der Frick Collection sind einerseits die ausgestellten Meisterwerke von Künstlern wie Giovanni Bellini, Francisco de Goya, El Greco, Rembrandt, Auguste Renoir, William Turner und Jan Vermeer. Andererseits fasziniert schon allein das Gebäude selbst: Die prachtvolle Villa wurde zwischen 1912 und 1914 für den Stahl-Magnaten Henry Clay Frick (1849-1919) direkt am Central Park errichtet und nimmt inklusive Garten fast einen ganzen Häuserblock ein. Nach dem Tod von Frick und seiner Frau Adelaide wurden Haus und Kunstsammlung zum Museum umgewandelt, das 1935 eröffnete.
Während der mehrjährigen Renovierungsarbeiten war ein Teil der Werke in einem nur wenige Straßenblocks entfernten brutalistischen Gebäude des Architekten Marcel Breuer zu sehen, das früher das Whitney Museum für amerikanische Kunst beheimatet hatte. Nun kehrt die Sammlung an ihren angestammten, aber völlig neu interpretierten Ort zurück – dank deutscher und insbesondere Kölner Expertise.
- selldorf.com (englischsprachig): The Frick Collection
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa