Kein Bock auf Geißbock? Tierschützer wollen Hennes aus dem Stadion verbannen
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Geißbock Hennes gehört als Maskottchen fest zum 1. FC Köln. Tierschützer aber wollen ihn am liebsten vom Rheinenergiestadion fernhalten.
Wenn Hennes IX. gemächlich auf dem Rasen des Rheinenergiestadions geführt wird und eine Fan-Runde dreht, geht ein Raunen durch die Menge. Schließlich ist der Geißbock – neben Steinadler Attila von Eintracht Frankfurt – das einzige lebende Maskottchen und eine echte Seltenheit in der Fußball-Bundesliga.
Welche Bedeutung der tierische Glücksbringer als Identifikationsfiguren und Sympathieträger für den Verein und die Fans hat, bewies der 1. FC Köln noch einmal vor Kurzem, als er den ersten Vereins-Geißbock, Hennes I., posthum in seine Hall of Fame aufnahm.
1. FC Köln: Tierschützer kritisieren Auftritte von Hennes
Doch während die Fans im Stadion über die Auftritte von Hennes IX. jubeln, gibt es auch Kritik: Längst fordern Tierschutzorganisationen ein Ende der Auftritte von Geißbock und dem Frankfurter Steinadler, die ihrer Ansicht nach bei ihren Einsätzen leiden. "Ob Adler oder Ziege, für beide Tiere bedeutet der Einsatz im lauten Stadion, die vielen Menschen und die hektische Umgebung einen massiven Stress", kritisiert die Tierrechtsorganisation Peta. Auch der Transport zu den Spielen bringe Stress.
Der Deutsche Tierschutzbund sieht die Situation ähnlich: "Das Tier hat keine Rückzugsmöglichkeit und kann sich dem Trubel im Stadium nicht entziehen." Zudem könne der Lärm im Stadion das empfindliche Gehör der Tiere schädigen. Doch den Tierschützern seien die Hände gebunden, rechtlich könne man kaum etwas machen: "Es ist schwierig, die vom Tierschutzgesetz untersagten "Schmerzen, Leiden und Schäden" nachzuweisen."
Der erste Hennes kam als Geschenk zum 1. FC Köln
Hennes I. kam 1950 als Geschenk auf einer Karnevalssitzung zum 1. FC Köln. Seitdem trägt er in neunter Generation, inspiriert von Trainer-Legende Hennes Weisweiler, seinen Namen. "Hennes IX. gehört zum FC wie der Dom zu Köln", heißt es vom Verein. Wie schon sein Vorgänger lebt er im Kölner Zoo. An Spieltagen fährt Betreuer Ingo Reipka den Geißbock mit dem "Hennes-Mobil" ins Stadion. "Hennes ist von den Pflegern im Zoo so gut trainiert, sodass er häufig schon fast von allein in den Wagen springt, wenn ich komme", sagt er.
Kurz vor Anpfiff gibt es ein gemeinsames Einlaufen, während des Spiels werde Hennes in seinem "Safe Space" in der Ecke Süd-West versorgt, bevor es wieder zurück in den Zoo gehe. Dass die Stadionauftritte nicht immer sicher sind, zeigt ein Vorfall aus 2015: Nach einem Torjubel packte FC-Stürmer Anthony Ujah den damaligen Hennes VIII. an den Hörnern und zog ihn zu sich heran. Die Empörung war groß, Tierschützer sprachen von einem rücksichtslosen Umgang mit dem Tier. Ujah entschuldigte sich später öffentlich.
Während Köln und Frankfurt an ihren Maskottchen aus Haut und (Feder-)Haar festhalten, schlagen die Tierschützer plüschige Alternativen vor. Dass der Verzicht auf lebendige Tiere im Stadion funktioniert, zeigten laut Peta andere Bundesliga-Vereine, wie Zweitligist Hertha BSC mit dem plüschigen Braunbären "Herthinho" oder der ungefährliche "Wölfi" vom VfL Wolfsburg.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa