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Köln: Baby zu Tode geschüttelt – Mutter vor Gericht


Körperverletzung mit Todesfolge
Baby zu Tode geschüttelt: Mutter vor Gericht


08.01.2025 - 16:22 UhrLesedauer: 3 Min.
Rechtsanwalt Philipp Mohrschulz (rechts) verteidigt die vierfache Mutter: Sie ist angeklagt, nachdem ihr Säugling unter anderem an den Folgen eines Schütteltraumas gestorben ist.Vergrößern des Bildes
Rechtsanwalt Philipp Mohrschulz (rechts) verteidigt die vierfache Mutter: Sie ist angeklagt, nachdem ihr Säugling unter anderem an den Folgen eines Schütteltraumas gestorben ist. (Quelle: Johanna Tüntsch)
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Ein Baby stirbt, nachdem es geschüttelt wurde. Die angeklagte Mutter beruft sich auf eine Reihe von Erinnerungslücken und belastet ihren Ex-Mann.

Gerade einmal 14 Wochen alt wurde ein Junge aus Gummersbach, dessen Mutter seit Mittwoch (8. Januar) in Köln vor dem Landgericht steht. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Körperverletzung mit Todesfolge vor. Die Vorsitzende Richterin erteilte zudem den rechtlichen Hinweis, dass sie sich auch der Beihilfe zur Misshandlung durch Unterlassen schuldig gemacht haben könnte, falls der Vater des Sohnes die Haupttat begangen habe.

Der Mann wurde im Juni 2024 wegen Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen in Tateinheit mit Beihilfe zur Misshandlung von Schutzbefohlenen zu drei Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig.

Ursprünglich sollte im Mai und Juni gegen beide Elternteile gemeinsam verhandelt werden. Die Mutter, die zuletzt vom Mann getrennt lebte, war jedoch nicht zur Verhandlung erschienen. Nun sitzt sie in Untersuchungshaft. "Haben Sie überhaupt mitbekommen, dass hier ein Verfahren losgegangen ist?", wollte die Vorsitzende Richterin von der Angeklagten wissen. Die 41-Jährige verneinte das: "Überhaupt nicht."

Unterernährter Säugling hatte viele Hämatome

Auch eine ganze Reihe weiterer relevanter Sachverhalte rund um das kurze Leben und den tragischen Tod ihres Sohnes will sie nicht mitbekommen oder vergessen haben. "Sie sollen schon im April wegen blauer Flecken mit dem Baby beim Arzt gewesen sein", sagte die Vorsitzende. Doch sie bekam nur die Antwort: "Daran kann ich mich nicht erinnern."

An den Folgen eines Schütteltraumas und eines Gehirnschädelbruches verstarb der Säugling am 25. Mai 2022, nachdem die Eltern am 21. Mai 2022 Hilfe gerufen hatten. Dieses Datum gilt auch als mutmaßlicher Tattag: Der kleine Junge soll von den Eltern oder einem der beiden Elternteile geschüttelt worden sein.

Im Raum steht laut Staatsanwaltschaft sowohl die Möglichkeit, dass sie das taten, weil er das Bewusstsein verloren hatte, als auch, dass es ohne einen solchen Grund zu dieser Misshandlung kam. Im Gesicht des verstorbenen Kindes seien mehrere Hämatome festgestellt worden, deren Ursache unklar sei. Außerdem sei er unterernährt gewesen.

Mutter klagt über eigene Stressempfindlichkeit

"Es wird Ihnen sicher jemand gesagt haben, dass das Kind ganz viele Verletzungen aufgewiesen hat", hielt die Vorsitzende der Mutter vor. "Das kann richtig sein, aber ich habe damit nichts zu tun", gab diese an. "Ich bin keine Ärztin, wie hätte ich das feststellen sollen?"

Am 21. Mai habe dann ihr Mann festgestellt, "dass es dem Kind schlecht geht". Er habe ihm daraufhin kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt und es eingewickelt. Sie selbst habe ihre Nachbarin um Hilfe gebeten. Als sie wiederkam, sei das Kind bewusstlos gewesen und der Vater habe es geschüttelt: "Dann bin ich ohnmächtig geworden und die Nachbarn haben mir geholfen. Davon habe ich jetzt noch Nachwirkungen: Jedes Mal, wenn ich Stress bekomme, werde ich ohnmächtig."

Kinder von Mutter leben in Pflegefamilien

Ihr Baby sei zuerst nach Gummersbach, später nach Köln in eine Klinik gebracht worden. Von ihrem Schwiegervater habe sie sich dorthin fahren lassen und die folgende Zeit ebenfalls im Krankenhaus verbracht. "Ist das Kind denn gestorben, als sie dabei waren?", fragte die Richterin. "Das weiß ich nicht mehr", so die Mutter von inzwischen vier Kindern. Sie lebt inzwischen getrennt von ihrem Mann, der sie laut ihr betrogen haben soll.

Mit ihrem älteren Sohn und einer Tochter, die sie im Dezember 2022 zur Welt brachte, habe sie keinen Kontakt mehr. Beide leben in Pflegefamilien. Anders sei es mit ihrem ältesten Kind, einem Mädchen aus erster Ehe, dessen Vater durch einen Unfall verstarb: Sie lebe bei den Großeltern, den Eltern der Angeklagten, mit denen das Verhältnis gut sei.

Insgesamt sind für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt, der Abschluss wird für den 16. Januar erwartet.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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