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Köln: Hohe Mietpreise – Mieterverein gibt Tipps zum Geld-Sparen


Mietspiegel und Mietpreisbremse ausnutzen
Hohe Mieten oft unberechtigt – so wehren Sie sich


10.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Pärchen blickt aus seiner Wohnung auf Köln (Symbolbild): Mieter müssen nicht jeden Preis akzeptieren. (Quelle: Peter Scholl/imago)

Wer den Mietspiegel kennt und für sich nutzt, kann viel Geld sparen. Doch zu wenige Menschen machen davon Gebrauch, sagt der Mieterverein. Ein Kölner Paar war erfolgreich und zahlt nun viel weniger.

Im Frühjahr dieses Jahres zogen Julia und Thomas R. (Namen von der Redaktion geändert) in ihre neue Wohnung in der Südstadt ein. Die Freude über die neuen vier Wände war groß, bis ein Freund sie darauf aufmerksam machte, dass sie zu viel Miete zahlen.

"Unsere Vermieterin wollte knapp 18 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter", erzählt Julia R. Das Paar nahm den Hinweis des Freundes ernst und ließ über einen Anwalt die Miete für die Wohnung mit den Daten aus dem Kölner Mietspiegel abgleichen. Seine Einschätzung gab dem Freund recht: Das Paar zahle über 700 Euro Miete zu viel – monatlich. "Das ist eine Zahl, die einen erst mal von den Socken haut", sagt Julia R. im Gespräch mit t-online.

Selbst in einem Neubau werden laut dem aktuell gültigen Mietspiegel von 2023 in "sehr guter Wohnlage" nur maximal 17,20 Euro pro Quadratmeter fällig. Das Haus, in dem Julia und Thomas R. leben, stammt aus den 50er- oder 60er-Jahren und hat alte Heizungen, undichte Fenster, Schimmelbefall.

Kein Einzelfall – doch viele trauen sich nicht

So wie Julia und Thomas R. gehe es vielen Mietern in Köln, ist sich Jörg Depel, Sprecher des lokalen Mietervereins, sicher. "Bei Neuvermietungen ist sicherlich jede vierte Wohnung in Köln zu teuer", schätzt der Experte im Gespräch mit t-online. Der Begriff "Neuvermietung" stehe dabei für einen Mieterwechsel, nicht für eine erstmalige Vermietung eines Neubaus.

Die Mietpreisbremse für Köln sieht vor, dass bei Neuvermietungen nur maximal zehn Prozent mehr verlangt werden dürfen, als eine ortsübliche Vergleichsmiete beträgt. Wie hoch diese sein darf, steht im aktuellen Mietspiegel. Das Problem: "Für Laien ist die Berechnung der Vergleichsmiete sehr schwierig", sagt Depel. Denn viele Mieter wüssten gar nicht, aus welchem Baujahr das Wohnhaus stamme, geschweige denn, wie gut die Ausstattung und die Wohnlage zu beurteilen sind.

"Hier kommen wir vom Mieterverein oder alternativ ein Anwalt ins Spiel", sagt Depel. Mithilfe von Fotos und Angaben der Mieter könne die exakte Vergleichsmiete aus dem Mietspiegel bestimmt werden. Ist sie ermittelt, kann der Vermieter mit dem Ergebnis konfrontiert werden. Lässt er sich auf eine Reduzierung der Miete ein, ist der Fall abgeschlossen. Tut er dies nicht, müssen die Mieter ein gerichtliches Verfahren einleiten.

Viele Mieter würden sich allerdings nicht trauen, diesen Konflikt mit dem Vermieter zu riskieren, so Depel. "Bei dem schwierigen Wohnungsmarkt sind die meisten froh, wenn sie nach langer Suche überhaupt eine passende Wohnung gefunden haben und hinterfragen den Mietpreis nicht."

Wer sich nicht wehrt, treibt die Mietpreise in die Höhe

Julia und Thomas R. hatten Glück und kamen um ein Gerichtsverfahren herum. Nachdem ihr Anwalt die Vermieterin mit der Vergleichsmiete konfrontiert hatte, schlug diese eine Vergleichssumme von 350 Euro weniger Miete vor. "Geeinigt haben wir uns schließlich auf 450 Euro, die auch nachträglich für die vergangenen Monate zurückerstattet wurden", erzählt Julia R. Für das Paar eine riesige finanzielle Erleichterung.

Jörg Depel sagt, das Paar tue damit nicht nur Gutes für sich selbst, sondern auch für die Allgemeinheit. "Bei der Mietpreisbremse gibt es nämlich ein Schlupfloch: Wenn der überzogene Mietpreis vom Vormieter akzeptiert wurde, darf der Vermieter die Wohnung zum selben Preis wieder vermieten – selbst wenn der Preis weit über dem Vergleichswert aus dem Mietspiegel liegt", so Depel.

Weil viele sich nicht wehren, bleiben die Preise also konstant hoch. Und es gibt auch noch einen indirekten Effekt: Die aktuellen Mieten fließen auch in die Erstellung des nächsten Mietspiegels ein. Zahlen also viele Kölner zu viel, steigen auch die Vergleichswerte im Mietspiegel, eine Anfechtung der Miete wird also schwieriger.

Julia R. möchte ihre Geschichte möglichst vielen Menschen erzählen, denn: "Ich finde es wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, dass es in vielen Städten gesetzliche Mietpreisbremsen gibt, die einen Großteil der ständig steigenden Mietpreise illegal machen."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Mieterin Julia R.
  • Gespräch mit dem Mieterverein Köln
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