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Köln | Stadtrat stimmt über Ost-West-Achse ab: Kommt der Innenstadt-Tunnel?


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Ost-West-Achse
Rat entscheidet: Bekommt Köln ein Metro-System?


Aktualisiert am 10.12.2024Lesedauer: 4 Min.
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KVB-Tunnel in der Südstadt (Symbolbild): Fällt die Entscheidung für den Tunnel, könnte die KVB bald an viel mehr Stellen unterirdisch fahren. (Quelle: Arnulf Hettrich/imago)
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Damit mehr Menschen mit der Linie 1 fahren können, muss die Stadt bauen. Zur Diskussion steht ein gigantischer Tunnel durch die Innenstadt – oder gar ein ganz neues Metro-System. t-online beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

In der Sitzung des Stadtrates am kommenden Donnerstag (12. Dezember) könnte eine zukunftsweisende Entscheidung für die Kölner Innenstadt fallen: Wird die Strecke vom Aachener Weiher über Rudolfplatz, Neumarkt und Heumarkt bis zur Deutzer Brücke untertunnelt oder nicht? Kommt eventuell sogar noch eine Verlängerung unter dem Rhein bis zum Deutzer Bahnhof infrage? Und kriegt Köln vier neue Metro-Linien? All diese Möglichkeiten werden unter dem Stichwort "Ost-West-Achse" in der Sitzung besprochen.

Das Wichtigste im Überblick:

Was ist die Ost-West-Achse überhaupt?

Mit der Ost-West-Achse bezeichnet die lokale Politik den Streckenverlauf der Linie 1 von Weiden-West bis Bensberg.

Was ist das Problem auf der Ost-West-Achse?

Die Züge der Linie 1 sind zu Stoßzeiten oft überfüllt. Die KVB kann aber nicht einfach mehr Züge einsetzen, weil zum einen das Fahrpersonal fehlt und die Strecke zum anderen durch die Nutzung der drei Linien 1, 7 und 9 bereits stark ausgelastet ist. Also sollen künftig längere Bahnen fahren: statt 60 Metern sind diese dann 90 Meter lang. Dafür müssen 34 Bahnsteige verlängert werden, die derzeit zu kurz für 90-Meter-Bahnen sind.

Der Umbau der Bahnsteige für die längeren Bahnen wird in drei Teilprojekte untergliedert:

  • Bereich West: Weiden bis Universitätsstraße
  • Bereich Innenstadt: Universitätsstraße bis Deutzer Brücke (um diesen Abschnitt geht es im Stadtrat)
  • Bereich Ost: Technische Hochschule bis Bensberg

Welche Bauvarianten werden im Stadtrat diskutiert?

Für den Bauabschnitt Innenstadt gab es bisher zwei Varianten:

  • eine oberirdische Verlängerung der Bahnsteige
  • eine unterirdische Umsetzung, also ein Tunnel zwischen Aachener Weiher und Heumarkt

Durch einen kurzfristig eingereichten Änderungsantrag von SPD, FDP und CDU kommt nun noch eine dritte Variante hinzu: Die drei Fraktionen wollen die Strecke zunächst provisorisch oberirdisch erschließen und anschließend einen noch längeren Tunnel bauen. Der soll in Lindenthal unter der Dürener Straße beginnen und bis zum Deutzer Bahnhof führen, also unter dem Rhein hindurch. So sollen dann langfristig vier Metrolinien entstehen, die auf eigenen Gleisen fahren:

M1 (jetzige Linien 16 und 18): Thielenbruch - Nord-Süd-Stadtbahn - Bad Godesberg

M2 (jetzige Linien 4 und 17): Bocklemünd (Niederaußem) - Nord-Süd-Stadtbahn - Sürth - (Bonn-Beuel)

M3 (jetzige Linien 1 oder 9 und 7): Frechen (Kerpen) - Ost-West-U-Bahn - Bensberg (Moitzfeld) oder Königsforst

M4 (jetzige Linien 18): Holweide Vischeringsstraße - Zentraltunnel (Neumarkt) - Bonn Hbf

Wann könnte der Tunnelbau beginnen?

Der Baubeginn für den kürzeren Tunnel könnte nach derzeitigen Planungen frühestens Mitte 2029 erfolgen und sich bis 2040 hinziehen. Der längere Tunnel für das Metrosystem könnte nach Angaben der CDU bis 2050 fertig sein. Die oberirdische Variante ließe sich nach heutiger Einschätzung bis 2034 fertigstellen.

Könnte die KVB während der Tunnel-Baustelle fahren?

Ja, die Baustelle soll bei allen Varianten im laufenden Betrieb stattfinden. Dazu werden provisorische Haltestellen eingerichtet. Diese sollen auch für die 90-Meter-Langzüge nutzbar sein.

Was spricht für und gegen den Tunnel?

Die Tunnel-Gegner verweisen auf die hohen Kosten des Projekts, die jahrelange Bauzeit mitten in der Innenstadt und nicht zuletzt die Auswirkungen der Baustelle auf das Klima. Die Tunnel-Befürworter sagen, dass die Bahnen unterirdisch störungsfreier und schneller fahren könnten und oben mehr Platz für Straßen und Plätze mit mehr Aufenthaltsqualität bliebe.

Was kostet der Tunnel? Und was die oberirdische Variante?

Nach aktuellen Schätzungen kostet der Bau des kürzeren Tunnels (Aachener Weiher bis Heumarkt) etwa 940 Millionen Euro. Dazu kommen noch Baunebenkosten und Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Gesamtkosten würden somit eine Milliarde Euro übersteigen.

Die Baukosten für den längeren Tunnel (Metrosystem) sind noch unklar, diese müssen erst durch weitere Planungen ermittelt werden.

Die rein oberirdische Verlängerung der Bahnsteige könnte die Stadt für rund 160 Millionen Euro realisieren. Auch hier kommen Baunebenkosten und Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit hinzu. In Summe würden dann etwa 193 Millionen Euro fällig.

Ein weiterer Kostenfaktor sind die Zinsen, die die Stadt auf Kredite bezahlen muss. Je nach Zinssatz könnten das für die oberirdische Variante zwischen 16 und 20 Millionen Euro sein, für die unterirdische Variante zwischen 105 und 135 Millionen Euro.

Muss die Stadt Köln die Kosten alleine tragen?

Nein. Sowohl der Tunnelbau als auch die oberirdische Variante wären förderfähig, das heißt, die Stadt würde Zuschüsse von Bund und Land bekommen. Trotzdem müsste sie für die verbleibenden Kosten Kredite aufnehmen und Zinsen zahlen.

Was kommt auf die Anwohner an der Tunnel-Baustelle zu?

Egal, welche Tunnel-Variante es wird: Es müssten mehrere offene Baugruben in der Innenstadt entstehen, die teilweise die gesamte Straßenbreite einnehmen werden. Wohnungen und Geschäfte sollen aber weiterhin fußläufig erreichbar sein.

Die Baustellen für die oberirdische Variante sind deutlich weniger umfangreich.

Gab es in Köln schon mal ein vergleichbares Tunnelprojekt?

Ja, der Tunnel, der für die Nord-Süd-Stadtbahn unter der Alt- und Südstadt verlegt wurde. Vom Bonner Wall bis zur Haltestelle Rathaus bohrten die drei Tunnelbohrmaschinen, die auf die Namen "Tosca", "Rosa" und "Carmen" getauft wurden, in den Jahren 2006 und 2007 rund 3,7 Kilometer Röhre.

Wer ist dafür? Und wer ist dagegen?

CDU, FDP und SPD werden für die nun von ihnen vorgeschlagene lange Metro-Variante stimmen. Grüne, Linke und Volt favorisieren die oberirdische Variante. Die Entscheidung für eine der Varianten könnte am Ende von kleinen Fraktionen wie der AfD und der Partei abhängen.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der CDU-Ratsfraktion
  • Anfrage bei der SPD-Ratsfraktion
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