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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Filiale in Köln-Sülz Kunden über "Real"-Insolvenz: "Es ist eine Zumutung"
Nach der Insolvenz der Supermarktkette werden einige der 63 noch bestehenden Filialen von der Konkurrenz übernommen – nicht so in Köln. Die Enttäuschung ist groß.
"Schön, mein Real bleibt" stand bis vor Kurzem auf einem Schild am Eingang der "Real"-Filiale im Kölner Stadtteil Sülz. Jetzt kommt doch alles anders: Am Montag verkündete die Handelskette, dass 45 ihrer Märkte zum 31. März schließen werden. Auch für die Kölner Filiale gibt es keine Rettung mehr.
Für viele langjährige Kunden ist die Schließung ein Schock. Sie reisen zum Teil aus weit entfernten Stadtteilen an, um hier einzukaufen. "Ich komme extra aus Kalk von der anderen Rheinseite hierher. Bei uns gibt es einen Kaufland, der ist aber schlecht zu erreichen. Ich hoffe, dass die etwas Vernünftiges hier machen", sagte eine Kundin. "Es ist eine Zumutung", sagt ein älterer Herr über die Schließung. Er gehe schon seit zwanzig Jahren hier einkaufen und schätze die Produktvielfalt.
Auch für jüngere Kunden ist der Real mehr als nur ein Supermarkt. "Er ist ein bisschen wie ein Einkaufszentrum im Veedel", sagt ein Mitarbeiter einer Kanzlei, der seine Mittagspause im Restaurant "Kaya" verbringt, das sich im "Real"-Gebäude befindet. Laut einer Mitarbeiterin des Restaurants sei noch unklar, ob "Kaya" auch nach der Schließung des Real-Marktes dort bleiben könne.
Mitarbeiter: 80 Arbeitsplätze fallen weg
Zwei junge Männer, die in der Nähe wohnen, schwelgen in Erinnerungen. "Ich habe als kleines Kind meine ersten Laufschuhe hier gekauft", erzählt einer von ihnen. Sein Freund und Arbeitskollege ist rationaler: Seiner Meinung nach sei das Konzept der Vollversorger-Märkte aus der Zeit gefallen. "Man geht heutzutage gezielter einkaufen. Ich kaufe entweder bestimmte Produkte im Internet oder gehe gezielt in kleinere Läden in der Innenstadt, weil ich beraten werden will", sagt er. Daher verwundere es ihn nicht, dass sich das Konzept nicht mehr rentieren würde.
Härter als die Kunden trifft es natürlich die Mitarbeiter der Filiale: Wie einer von ihnen t-online berichtet, würden 80 Arbeitsplätze allein in dieser einzelnen Filiale wegfallen. Insgesamt werden rund 3.500 Mitarbeiter durch die Real-Insolvenz ihren Job verlieren.
Was mit der Immobilie an der Weißhausstraße nach der Schließung passieren wird, ist indes unklar. Die Stadt Köln teilte auf Anfrage von t-online mit, dass die Immobilie nicht in städtischer Hand sei.
- Reporter vor Ort
- Anfrage bei der Stadt Köln