Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Desolates Stadtbild Mensch, Köln, lass dich doch nicht so gehen!
Stadtführer und Medien beschweren sich über das desolate Stadtbild von Köln. Doch dieses Problem haben die Kölnerinnen und Kölner selbst mit erschaffen.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Freund. Einen guten Freund sogar: Er ist freundlich, humorvoll und hat das Herz am rechten Fleck. Doch wenn Sie ihn Ihren anderen Bekannten vorstellen, dann verziehen diese angeekelt das Gesicht. Denn da ist etwas, das Ihnen angesichts all der guten Charaktereigenschaften nicht so recht aufgefallen ist: Ihr guter Freund hat ein Problem mit seiner Hygiene. Die Haare sind strähnig, auf dem T-Shirt hat er Bierflecken und er riecht auch etwas streng. Dieser Freund ist Köln.
Die Stadt am Rhein ist gemeinhin zwar als schmutzig und chaotisch bekannt, doch auch als offenherzig und sympathisch. Brauchtum, Lebensfreude und (Aus-)Gelassenheit prägen das öffentliche Bild von Köln. Doch diese Gelassenheit und die damit verbundene Nachsicht können der Stadt zum Problem werden. Denn sie verhindern, dass etwas am Status quo geändert wird.
Der Kölner sieht die Stadt mit dem Herzen
Durch die rot-weiße Brille der Einwohner betrachtet ist Köln trotz aller Mängel die Perle am Rhein. Die Stadt könnte zu einer Mülldeponie verkommen – solange die Domspitzen aus dem Unrat herausgucken und zwischen den gammeligen Abfällen der Geißbock blökt, würde sich der Kölner umgucken und ergriffen seufzen: "Nä, wat ist dat schön!"
Für die Einheimischen ist der marode Zustand der Stadt – die vielen Baustellen, der Müll und der abgerockte Charme einer Eckkneipentoilette – deswegen halb so wild. Der Mensch gewöhnt sich schließlich an vieles. Doch es gibt ein Problem: Der Kölner sieht seine Stadt mit dem Herzen, der Rest der Welt aber sieht sie mit den Augen.
"Heiterkeit und Wodka pur und morgen kommt die Müllabfuhr"
Bei einer Umfrage von t-online haben die Leser Köln auf Platz 3 der dreckigsten Städte Deutschlands gewählt. Stadtführer gehen auf die Barrikaden – errichtet aus Bauzäunen, Schutt und Müllsäcken. Aber wer ist dafür verantwortlich? Nicht nur die Stadtverwaltung. Auch wir, die Kölnerinnen und Kölner, tragen eine Mitschuld daran. Jeder Einzelne muss gut mit der Stadt umgehen, damit andere dem Beispiel folgen.
Im Allgemeinen, aber ganz besonders bei den großen Events in der Stadt, wie dem Karneval und dem CSD. Mehrfach im Jahr können Menschen aus ganz Deutschland vor ihren Bildschirmen verfolgen, wie die Kölner selbst ihre Stadt zum Mülleimer und zum öffentlichen Pissoir degradieren. Na sicher – unter den Feiernden sind auch viele Menschen von außerhalb, doch die schließen sich bloß dem an, was die Kölner ihnen vorleben: "Heiterkeit und Wodka pur und morgen kommt die Müllabfuhr."
Jeder kann zum Stadtbild beitragen
Die vielen Dauerbaustellen in der Stadt liegen nicht in der Verantwortung der Bewohner. Da muss die Stadtverwaltung selbst endlich in die Gänge kommen. Doch was den Rest der Verwahrlosung angeht, sei eine jede und ein jeder in die Pflicht genommen. Die Kölner sollten also – durchaus wörtlich gemeint – auch vor der eigenen Haustür kehren.
Gehen wir noch mal zurück zum eingangs erwähnten Freund. Einen Freund sollte man schließlich trotz seiner Fehler wertschätzen. Doch Freundschaft setzt auch Ehrlichkeit voraus – und ein gutgemeinter Ratschlag schadet da wenig. So nach dem Motto: "Kölle, du bist eine gute Stadt, aber lass dich doch nicht so gehen. Ich helf' dir auch dabei."
- Eigene Meinung des Autors