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Müll, Fäkalien und Baustellen in Köln: Wenn ein Besuch zum "Reise-Abenteuer" wird


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Kölner Stadtführerinnen schlagen Alarm
"Wir schämen uns für das Stadtbild"


Aktualisiert am 19.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Die Stadtführerinnen Angela Schlösser (l.) und Parthena Pauli kritisieren unter anderem das triste Erscheinungsbild an langwierigen Baustellen, wie etwa dem Dom-Hotel, sowie das Fehlen von Überquerungshilfen im unmittelbaren Domumfeld, beispielsweise hinter dem Römerweg Richtung Philharmonie.Vergrößern des Bildes
Die Stadtführerinnen Angela Schlösser (l.) und Parthena Pauli: Sie beschweren sich über die Zustände in der Domstadt. (Quelle: Thomas Dahl)
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Sie sollen Köln repräsentieren, doch diese Aufgabe werde immer schwieriger: Stadtführerinnen befürchten, dass Köln-Reisen von Veranstaltern gestrichen werden.

Vermüllte Straßen und Plätze, zu wenig öffentliche Toiletten, eingeschränkte Barrierefreiheit und permanente Kollisionsgefahr mit Radfahrern – so gestaltet sich das "Reise-Abenteuer" Köln laut Aussagen von Kölner Stadtführerinnen. "Es wird immer schwieriger, den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten", erzählt Angela Schlösser, Tour-Guide mit 29-jähriger Berufserfahrung.

Abseits der Altstadt und des Doms habe die Stadt viele Attraktionen verloren: "Wir erzählen den Menschen von der römischen Vergangenheit und müssen ihnen dennoch sagen, dass vieles lediglich theoretisch zu sehen ist. Egal ob Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum oder Prätorium – an den ursprünglichen Plätzen ist alles wegen Bauarbeiten geschlossen. Wir haben nichts zu bieten", konstatiert Schlösser, die im Verein Kölner Stadtführer organisiert ist. Auch das Dom-Hotel hätten wiederkehrende Touristen noch nie ohne Gerüst gesehen.

Seit den 1990er-Jahren ist auch Parthena Pauli in der Tourismusbranche tätig. Die viersprachige Fremdenführerin weiß um den Städtevergleich, den die Besucher anstellen: "Wenn die Leute von Amsterdam den Rhein hochfahren, erscheint Köln vielleicht einigermaßen aufgeräumt, wenn sie aber aus Richtung Passau kommen, werden ihnen die Unterschiede auffallen", sagt Pauli. Sie ärgert sich besonders über eine regelmäßig mit Fäkalien verdreckte Passage entlang des zurzeit leer stehenden Römisch-Germanischen Museums und über die vermüllte Römische Hafenstraße.

"Ich glaube, vielen Leuten in der Stadtverwaltung ist nicht bewusst, welche Wirtschaftskraft Gäste aus anderen Ländern mitbringen. Das ist keine Kleinigkeit", sagt sie. Die selbstständigen Unternehmerinnen Schlösser und Pauli betonen, es sei nicht ihre Absicht, zu kritisieren, sondern über Missstände und Defizite aufzuklären. "Wir schämen uns für das Stadtbild und sorgen uns, dass Köln von den Reiserouten der Anbieter gestrichen wird", ergänzt Karo A., eine Kollegin von Pauli und Schlösser, die lieber anonym bleiben möchte.

Um auf die Dringlichkeit des Problems hinzuweisen, haben sich mehrere Stadtführer und Stadtführerinnen in Köln zusammengetan und einen Brandbrief an die Stadt geschrieben, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" zuletzt berichtete.

Vier Damentoiletten für 150 Personen

Laut den Stadtführerinnen fehle es außerdem an öffentlichen Toiletten und ebenen Wegen abseits des Kopfsteinpflasters, die auch für gehbehinderte Personen nutzbar sind. "Wir stehen in der Regel mit bis zu 150 Leuten an den Toiletten neben dem Dom Schlange. Dort gibt es nur vier Damentoiletten und der Aufzug für Menschen mit Behinderungen ist meistens auch defekt", sagt Schlösser. Mit "Peters Brauhaus" gebe es zwar eine Absprache zur Nutzung der Toiletten, aber eine Dauerlösung sei dies nicht.

"Wenn ich in eine andere Metropole wie Barcelona reise, denke ich: Was für eine Sauberkeit und Willkommenskultur! Im nächsten Moment kommt mir der Gedanke: Oh mein Gott. Wie nehmen die Touristen nur meine Stadt wahr?", gesteht die Köln-Botschafterin. Das fange schon nach Verlassen des Schiffes an, mit dem viele Touristen anreisen. "Die Leute werden von rasenden Radfahrern empfangen, die gefährlich nahe kommen und die geschockten Urlauber auch noch beleidigen", berichtet Angela Schlösser über mitunter chaotische Verhältnisse am Rheinufer.

Stadtverwaltung zeigt Verständnis

Der Kritik begegnet die Kölner Stadtverwaltung mit Verständnis: "Die Stadtführerinnen und Stadtführer sind für Köln wichtige Botschafterinnen und Botschafter", sagt Jutta Doppke-Metz von der städtischen Pressestelle. Der negative Eindruck sei bedauerlich, aber die Stadt versuche, dem entgegenzuwirken. So gebe es Extra-Schichten der Abfallbetriebe AWB am Dom und im Bahnhofsumfeld.

Besuchende könnten rund um den Dom auf acht öffentliche Toiletten zurückgreifen. Weitere Anlagen seien derzeit zwar nicht geplant. Die Verwaltung prüfe aber, wie sich das Angebot verbessern lasse. Hinsichtlich der Benachteiligung von Menschen mit körperlichen Einschränkungen verweist Doppke-Metz auf die Berücksichtigung der Barrierefreiheit bei Bauvorhaben.

Verwendete Quellen
  • Interview mit den Stadtführerinnen Angela Schlösser, Parthena Pauli und Karo A. (Name von der Redaktion geändert)
  • Anfrage bei der Stadtverwaltung
  • ksta.de: "Kölner Stadtführer beschweren sich über Müll und Baustellen im Stadtzentrum"
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