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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Emotionales Schicksal hinter Scholz-Foto "Ich danke Deutschland! Aus tiefstem Herzen"
Am Donnerstag war Bundeskanzler Olaf Scholz in Hannover zu Besuch. Während er Medienvertreter außen vor ließ, nahm sich der Kanzler Zeit für einen jungen Mann.
Da staunten manche Hannoveraner am Donnerstag nicht schlecht: Die Herzensbäckerei Künne wird gegen Mittag von Medienvertretern und Sicherheitskräften umringt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist dort nämlich zu Besuch, um sich mit Caterina Künne von der Bäckerinnung und ihrem Stellvertreter Axel Oppenborn zu treffen.
Mittendrin war plötzlich auch der 29-jährige Ahmad Zaatar. Der konnte unverhofft einen Schnappschuss mit einem auffallend gutgelaunten Olaf Scholz machen – während die zahlreichen Journalisten nach dem Treffen in der Bäckerei nicht einmal ein kurzes Statement bekamen.
Eigentlich war Zaatar nämlich auf dem Weg zur Physiotherapie, wie er t-online später erzählte. Der junge Mann erholt sich gerade von einem Treppensturz. Schon seit seiner Geburt leidet er unter schweren gesundheitlichen Problemen. Der Sturz, ein schwerer Schicksalsschlag: Durch den Unfall verlor er auch noch die Fähigkeit, selbstständig zu laufen.
Zaatar war zunächst irritiert, als er die vielen Journalisten und Polizeifahrzeuge bemerkte. Dazu die schwarzen Limousinen mit Berliner Kennzeichen: "Ich habe dann eine Frau gefragt, was hier überhaupt los ist", sagt er. "Bundeskanzler Olaf Scholz ist hier", antworte die ihm.
Zaatar zögerte nicht: Geschickt umfuhr er mit seiner Bewegungshilfe einige Blumenkübel und beobachtete die Szenerie, machte Fotos und dokumentierte auf Videos seine Eindrücke, während die Journalisten ungeduldig auf den Kanzler warten. Auch für seinen eigenen YouTube-Kanal wollte er alles dokumentieren: "Eigentlich hatte ich Herrn Scholz sehr viel zu erzählen", sagt er.
"Hatte Herrn Scholz so viel zu sagen"
Doch als der Bundeskanzler dann die Bäckerei verlässt, verschlägt es Zaatar doch die Sprache. Denn der Kanzler bemerkt den jungen Mann sofort, geht schnurstracks auf ihn zu. "Er ahnte wohl, dass ich gerne ein Foto wollte", sagt Zaatar. "Wollen wir ein Foto machen?", fragte Scholz.
Sonst gilt Scholz eher als unterkühlt. Bilder, wie Zaatar sie hier bekam, sind die Seltenheit. "Ich war einfach nur glücklich", sagt er, der die Bilder umgehend mit seinem Verwandten- und Freundeskreis teilte – und auch auf seinem Kanal hochlud. Danach wendete sich der Kanzler einem kleinen Jungen zu, posierte mit ihm und Ministerpräsident Stephan Weil. Schließlich ging es in Richtung Limousine.
"Ich danke Deutschland! Aus tiefstem Herzen"
Eigentlich hätte er dem Kanzler noch einiges zu erzählen gehabt – vor allem aus Dankbarkeit. "Ich danke ihm und Angela Merkel, dass sie uns Flüchtlingen geholfen haben. Ob damals bei mir, als ich von der Türkei über das Meer und dann zu Fuß Tausende Kilometer nach Deutschland kam. Oder jetzt, wie den Menschen aus der Ukraine geholfen wird. Ich danke Deutschland dafür! Aus tiefstem Herzen!".
Zaatar kam während der Flüchtlingswelle 2015 in die niedersächsische Landeshauptstadt. In seiner Heimat, dem Libanon, war Ahmad gelernter Mechatroniker und Elektroniker. "Ich habe beide Berufe in meiner Heimat gelernt", sagt Ahmad t-online. Aktuell kann er wegen seines schweren Unfalls seiner Arbeit nicht nachgehen.
Doch Zaatar, der gerade erst seine deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat, hat auch eine Bitte: "Ich wünsche mir, dass die Politik es Menschen mit beruflicher Erfahrung und Ausbildung leichter macht, damit unsere Qualifikationen schneller anerkennt werden. Auch dann, wenn wir die deutsche Sprache noch nicht perfekt beherrschen. Das würde vieles vereinfachen."
Im Herbst soll über seinen Antrag entschieden werden. Bis dahin will er die deutsche Sprache noch besser lernen. Und vor allem gesund werden, um wieder arbeiten zu können.
- Reporter vor Ort
- Gespräch mit Ahmad Zaatar
