ChatGPT über Hannover-Witze: Was ein Fake-Interview verrät

ChatGPT im Praxistest

Was ein simuliertes Interview über Hannover verrät

Es kursieren viele Vorurteile gegen Hannover. Ein Interview mit dem Oberbürgermeister hilft nicht, sie abzubauen: Das Gespräch hat eine KI nur erfunden.

Belit Onay (Grüne), seit drei Jahren Oberbürgermeister von Hannover, hat in seiner Amtszeit bereits viele Veränderungen in der Stadt umgesetzt. Doch wie sieht er die Zukunft von Hannover? Welche Pläne hat er für die kommenden Jahre? Und wie geht er mit den oft gehörten Vorurteilen über die Stadt um? Zu diesen Fragen hat die künstliche Intelligenz ChatGPT ein Interview mit einem simulierten Belit Onay geführt. Und wir sprachen mit dem Echten, was er von der Simulation hält.

ChatGPT sorgt derzeit für Furore: Die von OpenAI entwickelte künstliche Intelligenz (KI) nutzt Techniken des maschinellen Lernens und generiert Text auf der Grundlage von zuvor eingegebenen Informationen. Der Nutzer schreibt beispielsweise: "Schreibe mir eine Geschichte über Eisbären" – ChatGPT antwortet mit einer geschlossenen Story. Es kann aber auch verwendet werden, um fiktive Interviews zu erstellen.

Dazu forderten wir die KI per Texteingabe auf, ein längeres Interview in Dialogform mit dem Bürgermeister der Stadt Hannover zu erstellen. Die Software wurde angewiesen, sich mit Belit Onay über Vorurteile über Hannover zu unterhalten und ihn zu fragen, warum viele Menschen Witze über die Stadt machen. Außerdem wiesen wir die KI an, mit Onay über bereits umgesetzte Veränderungen, Pläne für die Zukunft der Stadt und Tipps für Besucher zu sprechen.

Bitte beachten Sie also, dass es sich bei den Inhalten des nun folgenden Interviews um eine fiktive Darstellung handelt. Die Antworten und Aussagen sind also nicht authentisch und durch die Software frei erfunden. Hannovers Oberbürgermeister wurde genutzt, um einen realen Kontext zu Möglichkeiten und Grenzen der KI darzustellen.

Ein fiktives Interview mit Hannovers Oberbürgermeister

ChatGPT: Herr Onay, was halten Sie von den oft gehörten Vorurteilen, dass Hannover langweilig sei oder nicht viel zu bieten habe?

Belit Onay(ChatGPT): Ich denke, dass diese Vorurteile nicht der Realität entsprechen. Hannover hat eine reiche Kultur- und Musikszene, wie das Opernhaus, das Schauspielhaus und das Kulturzentrum Faust. Wir haben auch wunderschöne Parks und Grünflächen wie den Maschsee und den Herrenhäuser Garten. Und natürlich gibt es hier auch viele historische Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Marienburg und die Marktkirche.

Warum machen dann so viele Menschen Witze über Hannover?

(ChatGPT:) Vermutlich, weil sie nicht wissen, was sie verpassen. Hannover hat so viel zu bieten, dass sie es einfach nicht begreifen können.

Sie sind nun schon einige Jahre im Amt als Oberbürgermeister von Hannover. Welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit umgesetzt und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

(ChatGPT:) In den letzten Jahren haben wir uns vor allem auf den Klimaschutz konzentriert und erfolgreich die Anzahl der Fahrräder in der Stadt erhöht. Wir haben auch in erneuerbare Energien investiert und den öffentlichen Nahverkehr verbessert. Für die Zukunft planen wir, noch mehr Wohnraum zu schaffen, insbesondere bezahlbaren Wohnraum, sowie den Ausbau der Digitalisierung in der Stadt.

Welche Projekte oder Entwicklungen in der Stadt sind Ihnen besonders wichtig und warum?

(ChatGPT:) Eines meiner wichtigsten Projekte ist die Entwicklung des Bahnhofquartiers. Der Bahnhof ist das Tor zur Stadt und es ist wichtig, dass es ein attraktiver Ort für die Bürger und Touristen ist. Wir arbeiten daran, das Quartier umzugestalten, indem wir mehr Wohnraum und Geschäfte schaffen und die Verkehrsanbindungen verbessern. Es wird auch eine neue Straßenbahnlinie gebaut, die das Bahnhofsviertel mit dem Stadtzentrum und dem Flughafen verbinden wird.

Welche Botschaft möchten Sie an die Bürger von Hannover und potenzielle Besucher senden?

(ChatGPT:) Ich möchte sagen, dass Hannover eine wunderschöne und lebendige Stadt ist, die es wert ist, entdeckt zu werden. Wir haben viel zu bieten und arbeiten hart daran, die Stadt noch attraktiver zu machen. Ich lade alle ein, uns zu besuchen und sich selbst von der Schönheit und Vielfalt Hannovers zu überzeugen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Onay.

So reagiert der echte Belit Onay auf das simulierte Gespräch

Doch wie reagiert der echte Oberbürgermeister? "Das künstliche Interview liest sich auf den ersten Blick ganz ordentlich", sagt Onay. Inhaltlich sei nichts Grundlegendes falsch. Allerdings wirke es auf ihn sehr oberflächlich und klänge nach abgeschliffenem Politiksprech. "Mein Anspruch ist das nicht", so Onay weiter. Eine Schwäche ist jedoch, dass es aufgrund des begrenzten Wissensstands nicht immer die aktuellsten Informationen oder Entwicklungen im politischen Bereich einer bestimmten Stadt bereitstellen kann. Die Datenbank der Software endet derzeit im Jahr 2021.

Außerdem sei Onay der festen Überzeugung, dass die künstliche Textproduktion kaum neue Sichtweisen, Ideen und Wahrnehmungen hervorbringen könne. "Zudem habe ich die Sorge, dass Fake-News und Falschaussagen leichter erstellt und verbreitet werden können", befürchtet Onay. "Eine mit sich selbst aufrichtige Gesellschaft, sollte möglichst darauf verzichten. Zumal: Eigenständiges Texten macht Spaß!", sagt der Oberbürgermeister der Stadt Hannover.

In einem Fall behauptet die Software, CDU-Politiker Dirk Töpffer wäre Oberbürgermeister von Hannover und Mitglied der SPD. Tatsächlich sitzt Töpffer im niedersächsischen Landtag. 2006 konnte er sich bei den damaligen Wahlen nicht gegen den heutigen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) durchsetzen, der dann Oberbürgermeister von Hannover wurde. Erst nach mehreren Hinweisen akzeptierte die Software, dass in Wirklichkeit Onay Hannovers Stadtoberhaupt ist.

Einsatz von ChatGPT für Textgenerierung: Vor- und Nachteile

Zudem gibt es längst zahlreiche Stadtbahnanbindungen an den Hauptbahnhof Hannover. Auch hier sind die Antworten von ChatGPT also klar fernab der Realität. Auch eine Direktverbindung per S-Bahn zum Flughafen besteht seit mehreren Jahrzehnten.

Löst ChatGPT jetzt den Journalismus ab?

Das Experiment zeigt, dass der Einsatz von ChatGPT im Journalismus vorteilhaft sein kann, aber auch Risiken birgt: Ein Vorteil ist die Fähigkeit, schnell und effizient große Mengen an Text zu generieren und redaktionelle Arbeitsabläufe so zu beschleunigen. Auf Abfrage liefert die KI auch viele Hinweise, um bestehende Texte zu verbessern. (Mehr zu ChatGPT lesen Sie in unserem Tagesanbruch zum Thema Künstliche Intelligenz ChatGPT: Die KI-Software wird für uns zum Spiegel)

Ein Risiko ist jedoch, dass die KI nicht immer objektiv ist. Die Antworten werden von einem Algorithmus erstellt, der auf Daten aus dem Internet zugreift. Und die sind bekanntermaßen nicht immer richtig. Ein weiteres Risiko: Text-Generierung könnte eine gewisse Abhängigkeit von der Technologie schaffen, anstatt dass Journalisten ihre eigenen Recherchen und Analysen themenspezifisch durchführen.

Wichtig bleibt, abzuwägen, wo und wie man ChatGPT einsetzt. Und dann sicherzustellen, dass die generierten Inhalte überprüft und korrigiert werden, bevor sie veröffentlicht werden. Im Interview-Abschnitt ist dies bewusst nicht geschehen.