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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hannover 96-Beben Fans zu Kind-Entlassung: "Jetzt wird's schmutzig!"
Euphorische Stimmung nach der Abberufung von Martin Kind als Geschäftsführer in Hannover. Doch einige Fans äußern sich besorgt über die Zukunft ihres Klubs.
Martin Kind und Hannover 96 – es ist aus und vorbei: Vereinspräsident Sebastian Kramer hat Martin Kind am Mittwoch in das Vereinszentrum der "Roten" bestellt und ihn als Geschäftsführer der 96-Management GmbH abberufen. Damit verliert der 78-Jährige auch seinen Posten als Geschäftsführer der Profiabteilung im komplizierten Hannover 96-Firmengeflecht, das Kind selbst über Jahrzehnte gesponnen hat.
In nur drei Sätzen gab Hannover 96 die Abberufung von Martin Kind per Pressemitteilung bekannt. Doch das genügte, um die sozialen Netzwerke in Hannover zur Explosion zu bringen. Keine andere Person hat die hannoversche Fanszene jemals so gespaltet wie Martin Kind während seiner zweieinhalb Jahrzehnte an der Spitze des Clubs.
Nach der Entmachtung bleibt Kind nur noch seine Rolle als Gesellschafter in der Hannover 96 S&S GmbH & Co. KG – der clubeigenen Investorenbank gewissermaßen, an der Martin Kind die meisten Anteile besitzt. Ein Nachfolger für die Geschäftsführerposition jedoch stehe bereits fest, berichtet die "Hannoversche Allgemeine" unter Berufung auf ein Gespräch mit Vereinspräsident Sebastian Kramer.
Wie reagieren die Fans der "Roten" auf die Entlassung?
96-Fan Hussein "Crecko" Chahrour sagt zu t-online: "Ich dachte am Anfang, die Meldung wäre ein Fake. Meiner Meinung nach ist es das Beste, was Hannover 96 passieren kann, wenn man endlich einen wirklichen Neuanfang starten will."
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Tobias Groebner bloggte früher für 96fans.de, schrieb sogar ein Buch über seine Liebe zu den "Roten" und gilt als Insider des Klub-Umfelds. Zur Kind-Entlassung äußert er sich zurückhaltend: "Es fühlt sich – so frisch – noch völlig unwirklich an. Ich habe vollstes Vertrauen in den Vorstand des Hannoverschen Sportvereins. Es müssen wahrlich sehr wichtige Gründe für diesen, von außen betrachtet, sehr plötzlichen und unerwarteten Schritt vorliegen."
Fest stehe, dass Martin Kind bis in die jüngste Vergangenheit Entscheidungen in Gutsherrenart und ohne notwendige Beteiligung der Vereinsseite getroffen habe. Groebner: "Ein gutes Beispiel dafür ist die Ankündigung, Robert Schäfer zu seinem Nachfolger zu machen. Eine Entscheidung, die er nicht treffen konnte und die deswegen auch nie umgesetzt wurde. Für mich, der seit vielen Jahren genau darauf gehofft und hingewirkt hat, ist diese Meldung wie eine Befreiung."
Auch der Fan Timo Reinhardt bleibt zurückhaltend: "Martin Kind sitzt ja nach wie vor auf wichtigen Posten, von daher sind mir manche hier zu voreilig damit, dass er weg sei. Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass es jetzt schmutzig wird in den nächsten Wochen."
"Zeit für einen Wechsel – endlich"
Tobias Rieger lieferte den Fans von Hannover 96 viele Jahre als Podcaster frische Informationen und Meinungen zu den Spielen der "Roten": "Ich nehme aktuell eine Mischung aus verhaltener Freude, aber auch Angst vor den Folgen dieser Entscheidung wahr. Dazu gibt es viele Gerüchte über die Hintergründe, die zu der Abberufung geführt haben. Ich persönlich hoffe, dass die Verantwortlichen im e. V. zeitnah mehr Informationen über die Gründe veröffentlichen und natürlich auch einen konkreten Ausblick auf die Zukunft geben."
96-Fan Stephan Foitzik sagt: "Es klingt nach einer sehr guten Nachricht. Was genau das am Ende wirklich bedeutet, wird sich noch zeigen müssen. Gespannt bin ich auf die Abberufungsgründe. Es ist Zeit für einen Wechsel. Endlich."
Rechtsanwalt und 96-Fan Stefan Scherer hofft auf neues Vertrauen: "Für mich ist das eine der besten Nachrichten, die ich in den letzten Jahren über 96 bekommen habe. Ich habe absolutes Vertrauen, dass der Vorstand weiß, was er da tut. Jetzt kann viel Vertrauen zwischen Verein und Profigesellschaft geschaffen werden. Das hat Hannover 96 viele Jahre gefehlt."
Moritz Schrader hofft, dass der Vorstand weiß, was er tut: "Der Verein hat in der Vergangenheit genug durch unüberlegte und egoistische Entscheidungen gelitten, gerade auch durch die Person Kind. Hoffentlich ist dies kein weiteres Kapitel der alten Probleme, sondern ein echter Neuanfang."
Martin Schlemm ist seit über 35 Jahren Fan der "Roten", kennt alle Hochs und Tiefs des Klubs: "Martin Kind war die ersten zehn Jahre ein guter Präsident für Hannover 96. Bei sportlichen Misserfolgen wurden Trainer und Manager gefeuert, die Strukturen bei 96 aber wurden nie hinterfragt. Kind hat seine Verdienste, aber er ist genauso für den Misserfolg der letzten Jahre verantwortlich. Es kann nur besser werden, auch im Verhältnis zwischen dem Stammverein, der Profiabteilung und den Fans. Ich bin das erste Mal seit langer Zeit wieder optimistisch, was die Zukunft von Hannover 96 belangt."
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Martin Kind wurde 1997 zum Präsidenten von Hannover 96 gewählt, lenkte den Klub seitdem mit nur einer kurzen Unterbrechung und schuf dieses Nebeneinander mehrerer Gesellschaften selbst. Sein ständiges Bestreben: die 50+1-Regel im deutschen Profifußball zu kippen. 2019 zog er sich als Präsident des Muttervereins zurück, zudem wurde ein Kind-naher Aufsichtsrat mit deutlicher Mehrheit abgewählt.
- haz.de: "Martin Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 abgesetzt"
- Kicker.de: "Kind nicht mehr Geschäftsführer bei Hannover 96"
- Gespräche mit Hannover 96-Fans