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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Protest gegen Abriss Besetzer der alten Dondorf-Druckerei in Frankfurt dürfen erst mal bleiben
Der 150 Jahre alte Backsteinbau in Frankfurt soll für einen Neubau abgerissen werden. Dagegen organisierte sich Widerstand. Das Kollektiv "Druckerei für Alle" will den Abriss verhindern.
Seit ein paar Tagen besetzen Aktivisten die alte Dondorf-Druckerei unweit des Uni-Campus Bockenheim in Frankfurt. Am Donnerstagmittag führten sie mit einer Delegation der Goethe-Universität ein erstes Gespräch.
Die Uni ist die aktuelle Besitzerin des Objekts. "Wir sind bisher zu keiner Einigung gekommen. Es wurden jedoch weitere Gespräche vereinbart. Deswegen besteht für dieses Gebäude bisher keine Räumungsgefahr", sagt eine der Besetzerinnen dem "Medienkolletiv Frankfurt". Die Uni hat sich dazu bislang nicht geäußert. Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik (MPIEA) als künftiger Nutzer sieht einen Abriss weiterhin als "unumgänglich" an. So steht es in einem Statement, das das MPIEA am Donnerstag nach dem Treffen veröffentlichte, berichtet die "Frankfurter Rundschau".
Wenige Stunden zuvor ist es ruhig im Innenhof der Druckerei. Mehrere Banner hängen aus den Fenstern des alten Backsteingebäudes. Drei junge Menschen sitzen in einem Stuhlkreis und besprechen Organisationsfragen – denn in der 150 Jahre alten Druckerei gebe es viel zu tun. Putzen, Programme organisieren und am Abend steht eine Veranstaltung für alle Interessierten und Unterstützer des Projekts an.
Mit "Projekt" ist die Besetzung des historischen Druckereibaus gemeint. Damit einher geht die Forderung, die Räume als ein selbstverwaltetes Kulturzentrum mit Bürgertreff zu nutzen.
Besetzung ist auch Protest gegen kapitalistische Stadtplanung
Ab 2027 soll das Max-Planck-Institut das Gelände nutzen. Die ehemalige Druckerei müsse dafür abgerissen werden, da moderne Standards hinsichtlich des Brand- und Schallschutzes nicht erfüllt werden könnten, heißt seitens des Instituts. Doch die Besetzer wollen das verhindern. Das Präsidium der Goethe-Universität appellierte zunächst an die Gruppe, die Besetzung freiwillig zu beenden, zeigt sich dann aber gesprächsbereit.
Hannes ist einer der Studierenden, die das Gebäude besetzen. Doch es gehe nicht nur darum, den Abriss zu verhindern. Selbst wenn es Zusagen gäbe, würde man die Besetzung nicht ohne weitere Gespräche aufgeben.
Denn die Besetzung sei auch ein Protest gegen kapitalistische Stadtplanung. "Eine Stadt soll nicht darauf ausgelegt sein, möglichst viel Geld zu produzieren." Stadt sei Raum zum Leben, in dem jeder Mitsprache haben sollte und nicht der mit dem größten Geldsack. Die Druckerei solle ein Ort werden, in dem man nicht konsumieren muss und bleiben darf, auch wenn man keine 5 Euro für ein Bier habe. "Frankfurt verliert nach und nach immer mehr von diesen Orten", sagt Hannes. Das Stichwort sei "Stadt für alle".
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Fotografieren auf dem Gelände ist erlaubt, solange keine Gesichter zu erkennen sind. Auch Hannes möchte unerkannt bleiben. An einem Morgen seien einige Männer vorbeigekommen. "Die haben Sachen gesagt wie, dass man uns alle totschlagen solle", sagt Hannes. Dabei hätten die Männer Transparente der Besetzer mit einem Bolzenschneider entfernt.
Auch eine Bedrohung mit einem Teppichmesser habe es gegeben. Eine der Personen habe eine Tätowierung gehabt, die man der rechten Szene zuordnen könne. Die meisten Besetzer verstehen sich politisch als links, so Hannes. "Wir wollen aber die ganze Nachbarschaft mit einbeziehen", fügt er hinzu.
Dass die Männer im Auftrag gehandelt haben, glaubt Hannes nicht. Man erfahre viel Solidarität auch von Professoren und Dozenten der Universität. Mitarbeitende des Archivs und der Campus-Security, die noch in der Druckerei arbeiten, seien zum Gespräch vorbeigekommen. Die Arbeit dieser Menschen wollen die Aktivisten nach eigenen Angaben nicht behindern. Hannes vermutet, dass die Universität auch aus der "brutalen Räumung einer Hörsaal-Besetzung" gelernt habe, die schon während der Verhandlungen von der Polizei durchgesetzt worden sei.
Ein Argument der Aktivisten ist auch, dass ein Abriss mit Geschichtsvergessenheit gleichzusetzen ist. 1873 zog die Druckerei Dondorf auf das Gelände. Die Nationalsozialisten hatten die jüdische Besitzerfamilie verfolgt, diese hatte aber bereits 1928 das Gebäude an die Union-Druckerei verkauft, heißt es in einem Beitrag der "Hessenschau". Auch wenn das vor der Machtübernahme war, hätten der Antisemitismus und die wachsende Bedrohung für Juden zu dieser Zeit eine Rolle gespielt, denkt Hannes. "Niemand verkauft einfach so seinen Familienbesitz." Zudem seien Gebäude, die an jüdisches Leben in Deutschland erinnern, rar. Auch deswegen wolle man den Abriss verhindern.
Bereits jetzt haben die Aktivisten einigen Räumen konkrete Zwecke zugeordnet. "Das zweite Stockwerk ist das Kunststockwerk", sagt Hannes. Es gibt einen Malraum, in dem Besucher des Gebäudes zahlreiche Kunstutensilien nutzen können, um beispielsweise die Wände zu gestalten. Die Räume sollen in Zukunft von Studenten der Kunstpädagogik als Ateliers genutzt werden. Das Gebäude soll aber auch anderen Künstlern oder Musik- und Theatergruppen zur Verfügung stehen, die sich keine Proberäume oder Ateliers leisten können.
In einem Raum stellt zurzeit schon ein ehemaliger Student der Kunstpädagogik seine Werke aus. Auch ein kleines Sportstudio sei bereits in Planung oder schon aufgebaut. Ganz sicher ist sich Hannes bei den vielen Räumen nicht, wie da der aktuelle Stand ist. Vielleicht hat er noch einige Zeit, das Gebäude besser kennenzulernen.
- Reporter vor Ort
- Twitter/Mdeienkollektiv Frankfurt
- Twitter/DieDruckerei069
- fr.de: Ehemalige Druckerei Dondorf in Frankfurt ist weiter besetzt
- hessenschau.de: Ehemalige Druckerei besetzt
- faz.net: Besetzer sollen Dondorf-Druckerei räumen
- fr.de: Besetzte Dondorf-Druckerei in Frankfurt: Der Kampf geht weiter