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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Preise auf der Dippemess "Lieber zweimal kommen und beide Male satt werden"
Dippemess im Frühjahr: Trotz Inflation und hoher Energiepreise sorgen die Schausteller auf Frankfurts ältester Kirmes für stabile Preise.
Es duftet, wie es nur auf Jahrmärkten duftet: nach Popcorn und gebrannten Mandeln, nach Bratwurst und Crêpes, nach Zuckerwatte und Nierenspieß. Nebelschwaden und blinkende Lichter, schrilles Kreischen aus Fahrgeschäften, die sich in irrem Tempo drehen und die Leute auf den Kopf stellen, mischen sich mit Schlagern, Techno und Popsongs, die es in der Zusammenstellung auch nur auf einer Kirmes gibt.
Die Frankfurter Dippemess, die schon im Jahr 1345 als "Maafest" am Main hauptsächlich mit Töpfen, Krügen und anderen "Dippe" Leute anlockte, hat jede Menge Krisen überlebt. Zeiten von Corona, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und gigantischen Energiepreisen sind nicht gerade leicht für Schausteller, die trotzdem guter Dinge sind. "Alles ist teurer geworden. Wir nicht", sagt Larry Alexander Crichton, der seit acht Jahren auf der Dippemess Burger, Ofenkartoffeln und Pommes brutzelt. "Wir haben immer noch 180 Gramm Rindfleisch zwischen den Pattys, Salat, Tomate, Gurke und Saucen. Und denselben Preis wie vor Corona. Lieber zweimal kommen und satt werden, statt einmal kommen und über zu hohe Preise schimpfen. Das ist besser für uns alle", sagt er überzeugt.
Im Biergarten von Hausmann werden die Essenspreise ebenfalls gehalten. "Auch Softdrinks sind auf dem gleichen Niveau wie letztes Jahr. Nur das Bier mussten wir von 3,50 Euro auf 3,80 Euro anheben", sagt Patrick Hausmann vom Schaustellerverband. "Wir bauen vier Tage auf und zwei Tage ab, das Personal muss bezahlt werden und es gibt noch viele weitere Kosten. Das können wir nicht an die Besucher weitergeben." Statt des früheren Festzeltes gibt es einen urigen Biergarten. "Die Leute sitzen gerne draußen, wenn es nicht regnet. Wir hoffen auf gutes Wetter." Schon am Nachmittag drängen sich Familien, Paare und Jugendliche, um etwas zu erleben und zu naschen.
Auf 40.000 Quadratmetern Fläche erstreckt sich die Dippemess. Auch das traditionelle Handwerk findet hier noch Platz: Silke Lathan lässt an ihrer Drehscheibe die Zeit der "Dippe" wieder aufleben. "Die Leute haben Spaß daran, vor allem junge Familien", erzählt Lathan, die an drei Nachmittagen pro Woche zeigt, wie Bembel und Dippe per Hand gemacht werden. "Meine Verkaufspreise habe ich nicht erhöht, obwohl mich jeder Brand jetzt 20 Euro statt vorher 10 Euro kostet. Mir ist es wichtiger, dass die Leute sich freuen, wenn sie etwas kaufen." Zwischen 10 und 20 Euro kosten die handgemachten Keramiktöpfe, die mit Fröschen, als Vögel oder ganz traditionell gefärbt blau grau sind.
Auf dem Festplatz vor der Eisporthalle finden auch 19 Fahrgeschäfte Platz: Das gigantische Riesenrad kommt aus München. Ilona Stey sitzt an der Kasse. "Nur weil überall die Leute ausgenommen werden, machen wir das nicht mit. Die Inflation und alles andere hat ja nichts mit den Besuchern der Dippemess zu tun. Wir wollen, dass die Leute Spaß haben. Die Preise bei uns haben sich nicht geändert."
Fast alle Betriebe auf der Dippemess sind Familienbetriebe
Erwachsene zahlen sechs Euro und Kinder vier Euro für den Blick über die Stadt in großen Gondeln. "Die sind so gebaut, dass man auch mit dem Rollstuhl reinfahren kann. Das gibt es sonst nirgends", sagt Stey. Auch das Wellenkarussell von Thomas Roie, dessen Familie in fünfter Generation Schausteller sind, bietet die alten Preise. Vier Euro für eine Fahrt in den Himmel. Roie ist auch der 1. Vorsitzende des Schaustellerverbandes Frankfurt Rhein-Main und kennt die Tücken. "Wir können unsere gestiegenen Kosten nicht einfach weiterreichen. Traditionen sterben bei uns nicht, also machen wir es anders."
Außer am Ostermontag ist montags auf der Dippemess Ruhetag. Ansonsten öffnet die Kirmes dienstags bis donnerstags statt um 14 Uhr erst um 15 Uhr. "Das spart enorme Kosten bei der Security, der Verkehrsüberwachung und beim Personal", sagt Roie. Dienstags können Kinder von sechs bis 12 Jahren für den Preis von einem Fahrchip zweimal fahren. "Das ist sozial, es gibt keine Unterschiede und alle haben Spaß. Kinder zum Lachen zu bringen ist mit das Wichtigste überhaupt."
Fast alle Betriebe auf der Dippemess sind Familienbetriebe, die fast 300 Familienmitglieder auf Jahrmärkten im Rhein-Main-Gebiet ernähren. "Bundesweit sammeln wir Schausteller ein und holen damit viel Gewerbesteuer nach Frankfurt, damit zum Beispiel Schultoiletten renoviert werden können", so Roie. Die Leute auf dem Festplatz sind bestens gelaunt. Bereits am vergangenen Dienstag waren 18.000 Besucher da. "Das ist viel. An guten Samstagen und Sonntagen kommen 22.000 Leute her."
Lange soll die Frankfurter Dippemess nicht mehr an ihrem aktuellen Standort ausgetragen werden. Denn: Das Volksfest muss umziehen. Grund dafür ist, dass auf dem Festgelände der Neubau der Europäischen Schule entstehen soll.
- Eigene Beobachtungen vor Ort